Kann/darf man Religion unterrichten, ohne gläubig zu sein?

maconaut · 20.04.2010

akuma schrieb:
es ist aber nicht so das die Pfarrer in der Schule die Kinder über Fortpflanzung und Ehe belehren

Dann schau mal in die Lehrpläne der katholischen Religion, z.B. Realschule Hessen:

Einander lieben und miteinander leben.
Partnerschaft, Liebe, Treue
...
Verbindliche Unterrichtsinhalte/Aufgaben:
• In der Begegnung mit Verantwortlichen für Ehevorbereitungskurse können
Jugendliche Anregungen bekommen für gelingende Partnerschaft.
• Die Darstellung von Ehe und sexueller Partnerschaft in den Medien beeinflusst die eigenen Vorstellungen; konstruktive Kritik hilft zur Klärung.

Smurf511 · 20.04.2010

Dingo schrieb:
kann bzw darf man Religionslehramt (katholisch) studieren, obwohl man nicht an Gott glaubt?

Grundsätzlich geht es ja darum, Wissen zu vermitteln. Aber hat man als Religionslehrer spezielle missionarische Verpflichtungen?

Hallo, das geht absolut nicht, das wäre ja, als ob man Wasser predigt und Wein trinkt, sexuellen Enthaltsamkeit seinen Dienern auferlegt und sich selbst ohne Rücksicht auf Minderjährige etc. sexuell auslebt oder Enthaltsamkeit gelobt und Geld veruntreuen, um sich selbst zu bereichern.......

HMMMMMMMMMM, das passt eigentlich perfekt zur katholischen Kirche, wenn ich so genau darüber nachdenke und das schon seit Jahrhunderten, wobei die Evangelen auch nicht besser sind....

Also von daher "Pro-Säkualisierten Staat", raus mit ALLEN Religion aus den Schulen....

...denkt der Smurf als ehemaliger Lehramtsstudent...

cubd · 20.04.2010

Um die Threadfrage zu benatworten ...

kann bestimmt, denn jede/r sollte in der Lage sein nach einem entsprechenden Studium und wenn man mit der entsprecheden pädagogischen Begabung gesegnet ist, unterrichtliche Inhalte des Studiums zu vermitteln.

darf nein, da die Kirchen da ein Mitspracherecht haben (röm kath. Kirche gibt die sog. Missio Canonica aus, die ev. Kirchen die Vocatio); wenn man die sich jedoch "erschleichen" kann (also unter Vorspiegelung falscher Tatsachen), dann darf man das auch. Dennoch muss man aufpassen, da eine Missio/Vocatio auch wieder entzogen werden kann.

Zur inhaltlichen Diskussion hier:
1. (konfessioneller) Religionsunterricht ist im Grundgesetz festgeschrieben
2. Unterrichtsinhalte werden von den Kirchen erarbeitet und von den Landesregierungen genehmigt (Kontrollfunktion)
3. Missionierung im RU ist ausdrücklich unstatthaft und nicht gewollt
4.die Themen des Ru werden in anderen Ländern (z.B. in MeckPom) mit z.B. LER abgedeckt (die sind außerhalb der Regelung des GG, hat wie Bremen historische Gründe); dennoch ist RU anders als LER, da hier jemand steht, der/die das Gelehrte (also die Inhalte) eigentlich auch praktisch umsetzen sollte, also ein Hass- oder Freudobjekt zum streiten oder verstehen; es geht eben nicht um das berühmte "schön, dass wir darüber geredet haben", sondern um echtes und wahres Leben.

Daher würde ich fast behaupten, dass man RU nicht ohne eine gewisse religiöse Grundeinstellung als Fach unterrichten kann.

meint der ReliLehrer

B.

minilux · 20.04.2010

auch wenn es überraschend ist: Religionslehrer müssen nicht sexuell enthaltsam leben

akuma · 20.04.2010

maconaut schrieb:
Dann schau mal in die Lehrpläne der katholischen Religion, z.B. Realschule Hessen:

ja, aber im religionsunterricht
es ist ja nicht so das im biologieunterricht ein priester den kindern etwas von der schöpfung erzählt oder in sexualkunde das sie bis zur ehe warten sollen

für jedes fach sollte es auch den richtigen lehrer geben der auch an das glaubt was er unterrichtet

DeineMudda · 20.04.2010

Smurf511 schrieb:
Also von daher "Pro-Säkualisierten Staat"

Du weißt aber schon, in welchem Land Du lebst, oder?
Ansonsten solltest Du als erstes für den Verbot von CDU und CSU eintreten.

muellermanfred · 20.04.2010

maconaut · 20.04.2010

akuma schrieb:
für jedes fach sollte es auch den richtigen lehrer geben der auch an das glaubt was er unterrichtet

Dann dürfte ein moderner Geschichtslehrer, der in der Demokratie verwurzelt ist ja kein Wort über Monarchien, Diktaturen und andere Staatssysteme verlieren.... weil er nicht daran glaubt.

Auch in der Physik wird es schwierig, weil man als Lehrer weiß, dass die Newtonschen Gesetze letztlich falsch sind (oder unvollständig) und man eigentlich relativistisch loslegen müsste.

minilux · 20.04.2010

muellermanfred schrieb:
Die dringend benötigte kritische Grundhaltung ist nicht möglich, wenn man sich durch seinen Glauben abhängig macht. Eigentlich banal …

grüchteweise habe ich schon von "kritischen Gläubigen" gehört :jaja:

muellermanfred · 20.04.2010

minilux, wie soll das denn gehen? Glaube und Kritik schließen sich aus, da eine kritische Haltung alle Positionen in Frage stellt. Fragen verdienen Antworten und eine Position, die von sich aus keine Antwort hervorbringt, hat keine Existenzberechtigung.

Ich gehe damit schon sehr weit, weiter als man müßte, aber nehmen wir mal, daß ich sensorisch und kognitiv einfach nur unzureichend ausgestattet bin und der alte Mann überhaupt keine Aussichten hat, jemals eine Antwort von mir zu erhalten: Was für eine Bedeutung sollte er für mich haben, wenn ich nicht mit ihm reden kann? :noplan:

Keine.

Die kritische Haltung offenbart solche und andere Probleme der Glaubenssymptomatik und läßt eigentlich nur den Schluß zu, daß Verstand und Glaube nicht am selben Ort wohnen können.

MacEnroe · 20.04.2010

Kann/darf man Religion unterrichten, ohne gläubig zu sein?

Natürlich darf man und kann man. Bei uns.

Wenn ich Länder mit extremen Muslimen anschaue, dann sollte man
das sogar unbedingt tun, dort wo sich Menschen sogar aus Überzeugung
für ihre Religion in die Luft sprengen, weil sie ihre Religion nicht genau
kennen und man ihnen das Blaue vom Himmel erzählt hat.

Religiöse Aufklärung sozusagen.

Lupuscorvus · 20.04.2010

Dingo schrieb:
Ich hatte heute Abend eine interessante Diskussion, zu der mich Eure Meinung interessiert; die Frage dazu steht bereits im Threadtitel: kann bzw darf man Religionslehramt (katholisch) studieren, obwohl man nicht an Gott glaubt?

Grundsätzlich geht es ja darum, Wissen zu vermitteln. Aber hat man als Religionslehrer spezielle missionarische Verpflichtungen?

Würde mich freuen, möglichst vielfältige Meinungen/Erfahrungsberichte zu dem Thema zu lesen.

Hei,

der Opportunismus lauert immer und überall und ich gehe mal davon aus, daß ein großer Teil der jeweiligen „Priester“ nicht einmal an einen Gott glaubt.

Ich wäre aber dafür, daß Religionslehrer in der Lage sein sollten einen großen Teil des „Angebots“ erläutern zu können und es sollte keine religions-gebundene Ausbildung dazu geben.

Aber bis das soweit ist, warum nicht? Viele hier im Forum bringen ja auch manchem Macgläubigen noch was bei, auch wenn sie nicht glauben, daß Steve Jobs der neue Messias ist.

Gruß vom Lupuscorvus

Dingo · 20.04.2010

cubd schrieb:
darf nein, da die Kirchen da ein Mitspracherecht haben (röm kath. Kirche gibt die sog. Missio Canonica aus, die ev. Kirchen die Vocatio); wenn man die sich jedoch "erschleichen" kann (also unter Vorspiegelung falscher Tatsachen), dann darf man das auch. Dennoch muss man aufpassen, da eine Missio/Vocatio auch wieder entzogen werden kann.

Danke, sowas hatte ich gesucht! Das ist ja doof, da bekommt man ja als Lehrer tatsächlich echte Stöcke zwischen die Beine geworfen…

joestoeb · 21.04.2010

Dingo schrieb:
Danke, sowas hatte ich gesucht! Das ist ja doof, da bekommt man ja als Lehrer tatsächlich echte Stöcke zwischen die Beine geworfen…

Wie das bei den Evangelischen ist, ich denke mal aber ähnlich, weiß ich nicht, aber für den katholischen Bereich ist es so, dass man eine Lehrerlaubnis braucht, um unterrichten zu dürfen, und die wird von der Kirche erteilt.

Und ja, die kann auch wieder entzogen werden, hat die katholische Kirche auch durchaus in der Vergangenheit gemacht, mit mißliebigen katholischen Lehrenden, die nicht mehr mit der offziellen Lehrmeinung der katholischen Lehre übereingestimmt haben.

Die meisten Bundesländer, bzw. das Bundesland in dem ich lebe, haben einen Staatsvertrag mit der katholischen und der evangelischen Kirche, in dem dann auch das geregelt ist.
In meinem Bundesland hat die evangelische Kirche sich dazu verpflichtet, bzw. das Recht, entsprechende Pfarrer zu benennen, die Religionsunterricht an der Schule erteilen.

Ragnir · 21.04.2010

Ich frage mich ja, warum unschuldige Menschen in der Schule UND im Konfirmationsunterricht indoktriniert werden (k.A., wie das bei den Katholiken läuft), eines der beiden könnte man ruhigen Gewissens ersatzlos streichen.

machine · 21.04.2010

Zu wenig konsequent.
Religion hat einfach nichts in unserem Leben zu suchen.
Je früher das anfängt, desto schlimmer ist der spätere Schaden.

daniel3477 · 21.04.2010

machine schrieb:
Zu wenig konsequent.
Religion hat einfach nichts in unserem Leben zu suchen.
Je früher das anfängt, desto schlimmer ist der spätere Schaden.

das kann man ja gerne sehen wie man will (ich sehe es ebenso wie du). definitiv hat es allerdings nichts in der schule zu suchen. in dem kontext in welchem es relevant ist, wie kulturell, historisch ect. kann bzw. sollte es in den entsprechenden fächern behandelt werden. dafür braucht es kein extra "fach".

cubd · 21.04.2010

Ragnir schrieb:
Ich frage mich ja, warum unschuldige Menschen in der Schule UND im Konfirmationsunterricht indoktriniert werden (k.A., wie das bei den Katholiken läuft), eines der beiden könnte man ruhigen Gewissens ersatzlos streichen.

1. Muss niemand am RU teilnehmen - das ist ein im GG festgelegtes Recht, aber keine Pflicht, dafür gibt es ja das Ersatzfach Ethik. (Ersatzschulen ausgenommen, die können in den Schulverträgen anderes mit den Eltern vereinbaren)

2. Muss niemand, der nicht katholisch ist, an der Kommunionvorbereitung teilnehmen, da die nur für Katholiken ist, die vollständig in die Gemeinschaft der Katholiken aufgenommen werden wollen (oder deren Eltern ...)
- dito für Konfirmation und Firmung

3. wird weder im RU noch in der Kommunion/Konfirmation/Firmung s Vorbereitung "indoktriniert". Es geht immer darum, denjenigen, die das wollen auf etwas vorzubereiten (Kommunionsvorbereitung eben auf die Erstkommunion, RU auf das Leben, usw...)

B.

@ machine und daniel: RU ist im Grundgesetz festgelegt ...

daniel3477 · 21.04.2010

cubd schrieb:
1. Muss niemand am RU teilnehmen - das ist ein im GG festgelegtes Recht, aber keine Pflicht, dafür gibt es ja das Ersatzfach Ethik. (Ersatzschulen ausgenommen, die können in den Schulverträgen anderes mit den Eltern vereinbaren)

2. Muss niemand, der nicht katholisch ist, an der Kommunionvorbereitung teilnehmen, da die nur für Katholiken ist, die vollständig in die Gemeinschaft der Katholiken aufgenommen werden wollen (oder deren Eltern ...)
- dito für Konfirmation und Firmung

3. wird weder im RU noch in der Kommunion/Konfirmation/Firmung s Vorbereitung "indoktriniert". Es geht immer darum, denjenigen, die das wollen auf etwas vorzubereiten (Kommunionsvorbereitung eben auf die Erstkommunion, RU auf das Leben, usw...)

B.

warum muss es überhaupt die MÖGLICHKEIT geben an öffentlichen SCHULEN! seine religion zu erlernen?? wenn ich z.b. gerne reiten lernen möchte habe ich diese möglichkeit auch nicht in einem gesonderten fach. derartiges gehört in den entsprechenden verein... reite wie auch religion. das man es ja nicht wählen MUSS macht es weder sinnvoller noch verständlich.

machine · 21.04.2010

Auch das Grundgesetz muss sich dem Zeitgeist anpassen können.
Unsinniges Gesetz.

Davon abgesehen sieht das Grundgesetz eine Trennung von Staat und Kirche vor…

Kann/darf man Religion unterrichten, ohne gläubig zu sein?

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