Datenschutz: Zeugen Jehovas schreiben Namen von Briefkasten und Klingelschildchen ab?

stonefred

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gestern hatte ich mir wegen einem Zahnarztbesuch vormittags frei genommen und kurz bevor ich zur Arbeit musste traf ich vor der Haustüre zwei in schwarzen Anzügen gekleidete Herren, die sehr konzentriert die Namen von mir und meinen Nachbarn vom Briefkasten abgeschrieben haben.

Auf meine Frage, was sie denn da machen antworteten sie mir, dass es schön sei, mich zu treffen und sie mit mir über die Bibel reden wollten. Ich habe noch einmal nachgehakt und sie sagten mir, dass sie das machen müssten, damit sie wissen, bei wem sie noch klingeln müssen.

ich sagte, dass ich glaube, dass das nicht so ganz in Ordnung geht. Dass man personenbezogene Daten nicht ohne Einwilligung und Geschäftsbeziehung sammeln darf, womöglich noch auf einem Computer speichern. Sie verneinten die Speicherung auf einem Computer und fragten, ob ich glaube oder wisse, dass das nicht in Ordnung ist. Nun, ich habe geantwortet, dass ich betrieblicher Datenschutzbeauftragter in meiner Firma bin, ich dachte das wäre Antwort genug. Aber die beiden haben als ich zum Auto gelaufen bin seelenruhig ihre Arbeit fortgesetzt...

nun meine Frage an alle, die sich mit Datenschutz auskennen: dürfen die das? Wie kann ich mich wehren? Fakt ist, dass ich mich wirklich ehrenamtlich mit dem Datenschutz auseinandersetze, aber noch nicht genügend Erfahrungen gesammelt habe und niemanden zum Austauschen habe...

Danke für alle Antworten. Bitte keine Diskussion über Sekten und sonstige Praktiken der Zeugen Jehovas oder Scientology - ich will nur wissen ob sie einfach so personenbezogene Daten sammeln und verarbeiten dürfen.
 
Hm, prinzipiell würd ich sagen: Nein! (Vermutung)
Aber folgender Gedankenanstoß: Wenn die nicht an deiner Wohnungstür nach deinem Namen suchen dürfen, suchen die eben im Telefonbuch (da stehen auch viele Namen mit Adressen drin).
Oder sie machens ganz dreist (aber legal) und gehen ins Grundbuchamt und holen sich deine Adresse von deinem Haus (vorrausgesetzt es gehört dir). Dann können die auch gleich noch sehen, ob da Hypothek drauf ist, oder nicht... Sie müssen nur ein Interesse an deinem Haus anmelden, das reicht!
 
Ave,

In dem Fall, gar nicht erst mit einer Diskussion anfangen, sondern mal die Freunde in Grün/Weiss zur Rate ziehen und es hagelt mit Sicherheit schon mal einen Platzverweis mit Personaldatenaufnahme und eventuell auch eine Anzeige.
Sie müssen Dich schon mal gar nicht für voll (nicht falsch verstehen) nehmen, denn so lang Du nicht von Amtes wegen das Recht hast, sie daran zu hintern passiert erst mal gar nichts.
Okay, bei mir reichen schon optische-visuelle Elemente, was sie in die Flucht treibt, aber dies ist ne andere Sache. Daher werden sie mit mir auch nicht Versuchung geraten, mit mir über Gott und die Bibel reden zu müssen.

Mortiis
 
warum sollte das verboten sein? dein Name steht doch außen dran. ;). Verboten wäre es, wenn die ZJ die Adressen speichern und veröffentlichen oder weiterverkaufen.
 
warum sollte das verboten sein? dein Name steht doch außen dran. ;). Verboten wäre es, wenn die ZJ die Adressen speichern und veröffentlichen oder weiterverkaufen.

Im analogen Zeitalter, war aufschreiben, auch so eine Art speichern.
 
Schon komisch wie empfindlich manche in letzter Zeit geworden sind.
"Uiuiui… da schaut jemand auf mein Klingelschild und wird das was er sieht wohlmoeglich sogar auf einem Computer abspeichern"
Aber bei zig anderen Kleinigkeiten werden halbe Lebenslaeufe, Vermoegensstaende, etc herum geworfen.
Schoene neue pseudo-paranoide Welt.
Wer das wirklich nicht will soll seinen Namen von dem Schild entfernen… bloed nur, dass man dann in Deutschland ein Problem mit der Post hat.
Schoene Gruesse aus dem angeblichen Ueberwachungsstaat in dem ich allerdings vollkommen anonym wohnen koennte :)
 
naja, mich hat erschreckt, dass die die Namen mit System abgeschrieben haben und ich nicht weiß, was die damit machen wollen.

Mir kann keiner erzählen, dass die Zeugen Jehovas noch keine Computer besitzen und die Daten wirklich nur in ihrem Notizblock mit sich herumtragen - dann wäre es nach Bundesdatenschutzgesetz eine Speicherung meiner Personenbezogenen Daten ohne meiner Einwilligung und damit sogar strafbar.

Versteht mich nicht falsch - paranoide bin ich wirklich nicht. Nur erstens habe ich beruflich damit zu tun (ich muss als BDSB darauf achten, dass unser Unternehmen nicht gegen das BDSG verstößt, um Strafen abzuwenden) und zweitens hege ich eine ganz extreme Aversion gegenüber Sekten und "Bauernfängern".

Der 90jährigen Nachbarin könnten böswillige Zeitgenossen auch einen DSL-Anschluss verkaufen. Ich denke nicht, dass die Zeugen Jehovas nur mein bestes wollen...
 
In dem Fall, gar nicht erst mit einer Diskussion anfangen, sondern mal die Freunde in Grün/Weiss zur Rate ziehen und es hagelt mit Sicherheit schon mal einen Platzverweis mit Personaldatenaufnahme und eventuell auch eine Anzeige.
ich befürchte, dass sich Polizeibeamte nicht mit Datenschutz auskennen. Klingeln dürfen die ZJ ja, soviel habe ich mal von der Polizei erfahren, als die Wahnsinnigen mich mal am Ostermontag in der früh um halb 9 herausgeklingelt haben.
 
Wer das wirklich nicht will soll seinen Namen von dem Schild entfernen… bloed nur, dass man dann in Deutschland ein Problem mit der Post hat.
Schoene Gruesse aus dem angeblichen Ueberwachungsstaat in dem ich allerdings vollkommen anonym wohnen koennte :)

:upten: mehr braucht man dazu nicht sagen.
 
Da der Name ja an der Klingel bzw. am Briefkasten steht, wirst Du niemanden (auch rechtlich nicht) davon abhalten können, diesen Namen zu lesen und aufzuschreiben. Bis dahin ist das auch noch kein Problem. Erst wenn daraufhin weitere Aktionen erfolgen (z.B. Missbrauch dieser Daten oder Weiterverkauf) wirst Du etwas dagegen unternehmen können.
Und als persönliche Meinung: Wenn manche eben nichts anderes zu tun haben und es als sinnvolle Beschäftigung ansehen, von ganzen Strassenzügen die Namen zu notieren, dann ist das alleine deren Angelegenheit.
Gruss
der eMac_man
 
Der 90jährigen Nachbarin könnten böswillige Zeitgenossen auch einen DSL-Anschluss verkaufen.

Macht aber keiner, weil's die Provisionen für abgeschlossene Neuverträge für die Drückerkolonne nur bis zum max. Alter von 79 des Neukunden gibt!
:cool:

sorry fürt OT:D
 
Sicher, dass das Zeugen Jehovas und keine Mormonen waren? Ich kenne die ZJs nur aus der Fußgängerzone mit ihren Heftchen. Die Mormonen jedoch klingeln gerne in schwarzen Anzügen an fremden Türen.
 
ja, ich habe sie danach gefragt. Leider hatte ich keine Zeit, mich auch nach ihren Namen und Anschriften zu erkundigen - aber in meinem Ort gibt es nur einen solchen Verein.
 
Viel schlimmer ist, wenn die - freundlich aus dem Haus gewiesen, das Türschloss präparieren und Minuten später wieder drin sind.... :hum:
 
Du hast Jehova gesagt !
 
Ich versuchs mal aus fachlicher Sicht:
(Disclaimer: Es folgen langatmige, trockene Ausführungen zum Datenschutzrecht!)

Wenn die Namen tatsächlich nur wild durcheinander und ohne Struktur in ein Notizbuch geschrieben werden, ist in der Regel das Datenschutzrecht gar nicht einschlägig, weil die Aufzeichnungen keine Datei darstellen, was Grundvoraussetzung für die Anwendung des BDSG ist.
Ansonsten kommt es darauf an, was mit den Daten passieren soll. Eine Erhebung ist zulässig, wenn die Daten "allgemein zugänglich" sind. Damit sind zwar in erster Linie Telefonbücher etc. gemeint; ich würde aber aus dem Bauch heraus auch mal Klingelschilder dazu zählen. Die Verarbeitung ist in einem solchen Fall zulässig, soweit kein "offensichtlich überwiegendes Interesse" des Betroffenen daran besteht, dass die Verarbeitung ausbleibt. Das heißt, solange solche entgegenstehenden Interessen nicht quasi auf der Hand liegen, ist es ok. Widerspricht der Betroffene der Verarbeitung, ist in der Regel von einem Vorliegen auszugehen. Damit ist die Datenverarbeitung unzulässig.
Ansonsten hängt es mit der Art der geplanten Verarbeitung zusammen, ob ein offensichtlich überwiegendes Interesse anzunehmen ist. Der Betroffene ist schutzwürdiger, je stärker die geplante Verwendung ihn berührt (zB wenig bei Notizen zur Gedächtnisstütze, wie es bei dir ja angeblich der Fall war, und mehr, wenn du ab nächster Woche den Leucht-, äh, Wachtturm im Briefkasten haben sollst oder Mortiis in die potentielle Satanistendatei eingetragen werden soll ;)).
Ob die Grünen/Blauen was machen können, bezweifle ich ehrlich gesagt, weil ja gerade nicht ganz klar ist, ob die Zeugen sich was aufschreiben dürfen.

Fazit: Hättest du "Pfoten weg!" gesagt, hätte das sicherlich nicht geschadet.
 
Rede mit den Brüdern doch mal über das Leben nach dem Tod (geklaut vom Mittermeier)...
Oder mach Fotos von Ihnen und sagst, Du sammelst Fotos von komischen Leuten. Alles Kinderkram, freilich, aber es ist genauso kindisch sich Gedanken zu machen dass sie die Namen vom Briefkasten abschreiben, finde ich.
Gruß Malte
 
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