Abstimmung zum XII. Kurzgeschichten-Wettbewerb

Welche Geschichte hat Dir am besten gefallen?

  • Beobachtet

    Stimmen: 4 28,6%
  • Bomboclaat

    Stimmen: 8 57,1%
  • Die besten Burger der Stadt

    Stimmen: 6 42,9%
  • Die Leiden des Mannes

    Stimmen: 1 7,1%
  • Eriks Dilemma

    Stimmen: 1 7,1%
  • Nie mehr raus

    Stimmen: 6 42,9%
  • Von Anfang an klar

    Stimmen: 3 21,4%

  • Umfrageteilnehmer
    14
  • Umfrage geschlossen .

Fleetwood

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Tätärätätää – Ladies & Gentlemen: Ich habe die Ehre euch hier die neuesten Kurzgeschichten präsentieren zu dürfen. Herzlichen Dank an die Autoren, und besten Dank im Voraus für die Kritiken und die Teilnahme an der Abstimmung, bei der je 3 Stimmen vergeben werden können.
 
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Beobachtet

Ich und meine Frau Sonja kennen uns schon seit Ewigkeiten. Dieses Jahr sind es bereits 15 Jahre. Wir leben am Rande eines kleinen, verschlafenen kleinen Dorfes in einem gemütlichen kleinen Reihenhaus. Es ist eine sehr ruhige Gegend, aber ich würde sie gegen nichts in der Welt eintauschen. Auch in allen anderen Aspekten war mein Leben ziemlich perfekt. Ich bin leider dazu gezwungen war zu sagen, denn seit drei Wochen läuft es etwas aus dem Ruder. Es begann damit, dass Sonja eines Tages, als wir mit einer ihrer Freundinnen brunchten, wie aus dem Nichts erwähnte, dass sie sich beobachtet fühlen würde. Zuerst hielt ich es für einen schlechten Scherz, doch anhand ihrer Körpersprache, sowie ihres Gesichtsausdruckeswurde mir bewusst, dass es sie wirklich beschäftigen musste.Ich wollte gerade nachfragen doch bevor ich zu Wort kam, fiel mir ihre Freundin ins Wort. „Was meinst du?“, fragte sie Sonja. „Ich höre nachts immer so merkwürdige Geräusche. Am Anfang hielt ich es für Einbildung, doch irgendwann waren auch, wenn ich nach Hause kam, die Möbel verschoben, obwohl ich mir sicher war, sie am Morgen noch an gewohnter Stelle zurück gelassen zu haben. Erst waren esnicht ran gerückte Stühle. Später waren es mitten aufgeschlagene Bücher, welche eigentlich im Regal stehen sollten. Ach ja, und ganz absurd wurde es, als die Spülmaschine angesetzt wurde!“, erzählte Sonja angespannt. „Wenigstens ist es ein hilfsbereiter Poltergeist“, scherzte ihre Freundin und sofort mussten wir alle lachen. „Aber im Ernst: Hast du schon einmal daran gedacht, eine Überwachungskamera zu installieren?“, schlug sie vor als wir uns alle wieder beruhigt hatten. „Ich kenne da einen Laden,der euch sicher weiterhelfen kann.“ Ich fand diese Idee zwar merkwürdig, doch wenn es Sonja dann besser ging... Warum hatte sie es mir nicht vorher erzählt, nur um jetzt die entspannte Atmosphäre zu zerstören.
Am nächsten Tag gingen ich und Sonja zum Laden, der ungefähr 2km entfernt war. Auf dem Weg merkte ich, dass Sonja spürbar nervöser wurde. Immer wieder schaute sie sich über die Schulter. Ich fragte sie was los sei, worauf sie mir antwortete, dass sie denkt, dass wir verfolgt werden. Als ich mich umsah, konnte ich niemanden sehen. Die Straße war, von uns abgesehen und den gelegentlich vorbeifahrenden Autos komplett leer. Ich machte mir schon sorgen, dass sie halluzinierte, doch bemerkte Sonja meinen besorgten Blick und deutete auf einen Mann der geduckt auf der anderen Straßenseite schlich. Der Mann hatte aschgraue Haare und ein eingefallenes Gesicht. Er wirkte auf den ersten Blick wie jemand der ein starkes Drogenproblem hat. Der Mantel, den er trug, schien ihm etwas zu groß zu sein und er hatte einen ähnlichen Grauton wie seine Haare. Dies muss wohl auch einer der Gründe sein, weshalb ich ihn nicht bemerkt hatte. Im Meer der vielen Autos ging er förmlich unter. Ich machteSonja den Vorschlag, viermal in dieselbe Richtung abzubiegen, um die hundertprozentige Gewissheit zuhaben.Sie stimmte meinem Vorschlag zu, weshalb wir dann an der nächsten Weggabelung rechts abbogen. Als uns der Kerl, bei der dritten Ecke immer noch verfolgte platzte mir der Kragen. Ich sagte Sonja, dass sie schon mal vorgehen soll und ich den Mann zur Rede stellen werde. Sie sagte, dass ich vorsichtig sein sollte und ging danach weiter. Ich drehte mich zu dem Mann und ging ihm entgegen. Die Augen des Mannes, welche die gesamte Zeit glasig und leer waren, klärten sich schlagartig als er mich auf ihn zugehen sah. Er schrie und fing an wegzurennen. Ich nahm die Verfolgung auf rannte ihm hinterher. Er rannte in die Richtung einer belebteren Straße. Mir war klar, was er vorhatte. Wenn ich ihn davon abhalten wollte in der Menge zu verschwinden, musste ich ihn einholen. Doch bevor ich ihn einholen konnte, war er schon an der Straße. Als ich ihm folgen wollte, fuhr mich fast ein Auto an. „Aufpassen!“, schrie mich der wütende Fahrer an. „Entschuldigung“, rief ich ihm hinterher. Ich musste aufmerksamer sein. In der Hoffnung, den Mann noch einmal aufzuspüren, lief ich noch etwa 20 Minuten, durch die Straßen. Als ich gerade aufgeben wollte, bemerkte ich einen Mann mit dem Namen Larry Clinton, welcher an einer Häuserwand lehnte. Larry war ein Obdachloser, welcher stadtweit bekannt war, da er die Angewohnheit hatte jeden Tag vor den Schulen der Stadt zu warten und, sobald die Kinder heraus kamen, sie wüst zu beschimpfen. Immer wenn Leute ihn fragten, weshalb er dies tat, antwortete er, er wolle ihnen die Dickhäutigkeit eines Erwachsenen verleihen. Ebenfalls hatte er eine merkwürdige Obsession mit Stanley Kubrick und war ständig begleitet von einem Biergeruch, der seines Gleichen suchte. Trotz der eben genannten Tatsachen war er aber ein ganz anständiger Kerl. Ich beschrieb ihm den Mann,den ich gesehen hatte und fragte ihn, ob er ihn gesehen hatte. Er antwortete mir, dass er ihn seit ein paar Tagen manchmal in meiner Gegend sehen würde und ihn davor aber noch nie gesehen hatte. Ich bedankte mich bei ihm in dem ich ihn zu einer Falaffel einlud. Nach einem surrealen Gespräch über Testosteronkuren, beschloss ich, zu mir nach Hause zugehen. Als ich zu Hause ankam, war das Haus verlassen und Sonja war noch nicht da. Aus Langweile sah ich gedankenverloren aus dem Fenster. Als ich meinen Blick durch die Nachbarschaft schweifen ließ, fiel mein Blick auf eine Gestalt, welche am Rande unseres Gartens stand. Als ich genauer hinsah, erkannte ich den Mann, welcher mich und Sonja verfolgt hatte. Er schien mich nicht bemerkt zu haben und da kam mir die Idee ihn zu konfrontieren. Ich ging also nach unten, nur um niemanden vorzufinden. „Zum Glück haben wir nun die Überwachungskamera. Nicht auszudenken, was der Kerl in unserer Wohnung vorhat“, dachte ich mir. Bis die Kamera installiert wein würde sollte es noch zwei Tage dauern, da der Laden sehr ausgelastet war. In den zwei Tagen sah ich immer wieder den Mann, wenn ich aus dem Fenster schaute oder von draußen zurück kam vor unserer Wohnung rumlungern und jedes einzelne Mal schaffte er es mir zu entwischen.
An dem Tag, an dem die Kamera installiert wurde, schlug ich,nachdem Sonja und die Handwerker gegangen waren, die Tageszeitung auf. Als ich den Teil mit den Lokalmeldungen aufschlug, fing ich an zu zittern. Jemand hatte Larrys Leiche in unserer Straße gefunden. Laut der Polizei deutete alles auf einen Mord an. Dem Leichnam fehlte auch der Daumen. Als ich das las, wurde mir übel und schwindelig. Nicht nur, weilich mit ihm so kurz vor seinem Tod noch zu tun hatte, sondern auch, weil in mir eine schreckliche Befürchtung über die Identität eines Mörders kam.
Jetzt ist Abend und Sonja und ich sehen uns das Überwachungskameravideo an. Damit wir nicht ewig Zeit verschwenden, erhöhe ich die Geschwindigkeit des Videoser Morgen verlief gewöhnlich. Wir sahen, wie Sonja frühstückte, sich fertig machte und pünktlich wie immer das Haus verlies. Kurz darauf pausierte Sonja das Video und spulte zurück. Im Video konnte man im Hintergrund die Tür der Speisekammer sehen. So gegen halb zehn öffnete sich die Tür und zum Vorschein kam... Auf einmal ertönt ein wütender, nein vielmehr ein hasserfüllter und boshafter Schrei hinter Sonja. Dann wird alles dunkel.

Während die Zeitanzeige des noch immer laufenden Bandes mittlerweile viertel nach zehn anzeigte, beschloss der Mann sich, nach dem das Bitten und Flehen seines Opfers, welches er unbarmherzig ignoriert hatte, schon lange verstummt war, dazu sein Kunstwerk wie er es immer wieder liebevoll nannte zu beenden. Er hatte sich diesmal vollkommen entspannen können. Nicht so wie bei dem Obdachlosen. Als er ihr den Finger abtrennte, klang sein Rachegelüst endlich ab. „Wie nahm sich diese Schlampe das Recht heraus ihm seine Fantasie ihr Mann zu sein zu zerstören?“ Dennoch verspürte er auch ein Gefühl der Trauer, da obwohl er tief in seinem inneren wusste, dass sie es nie erwidern würde, hatte er für sie seine verquere Version der Liebe empfunden. Er ging noch einmal zu der Vorratskammer nahm seine Trophäen Tasche und seinen Mantel. Als er an der Tür ankam, sah er noch einmal auf die Blutlache und auf die gefolterte und verstümmelte Leiche seines Opfers und fragte sie, wer sie wohl so auffinden würde. Die Nachbarin? Oder ihre Vorlaute Freundin. Bei diesem Gedanken spielte ein Lächeln um seinen Mund. Während er die Wohnung verließ und in der Nacht verschwand, fragte er sich, wer wohl die Nächste sein würde.
 
Bomboclaat

Der Mann mit dem Koffer fiel Juan auf. Das lag nicht so sehr an dem Koffer: die meisten Gäste hatten einen Koffer dabei. Aber nur die Wenigsten nutzten einen Aktenkoffer für ihr Handgepäck. Er bedeutete einfach zu viel verschenkten Raum für solch eine Reise. Auch an dem Mann war nichts Ungewöhnliches. Aber die Tatsache, dass der Koffer mithilfe einer Schelle am Handgelenk des Mannes befestigt war, irritierte Juan.

Sie waren an der Ostküste gestartet. Wie viele Tage das nun her war, wusste Juan nicht mehr genau. Die einzelnen Tage gingen ineinander über und unterschieden sich lediglich durch die Menüfolge im Restaurant. Und selbst die wiederholte sich nach einiger Zeit.

Der Abreisetag entsprach dem normalen Wahnsinn. Einem sanften Wahnsinn. Seinem Job. Neben dem Mann mit dem Koffer bildeten die anderen Gäste einen bunten Schnitt durch alle Klassen. Nun ja, eher durch die oberen Zehntausend, wie sich Juan eingestand. Die unteren Millionen konnten sich diese Reise schlicht nicht leisten. Diejenigen, die es konnten, waren alte, weiße Männer. Und ihre Frauen. Die waren zumeist deutlich jünger und auch bei ihrer Hautfarbe gab es mehr Variationen. Juan wunderte sich, dass so viele Kinder zu sehen waren. Außerhalb der Ferienzeiten war das eher ungewöhnlich.

Der Mann mit dem Koffer hatte keine Kinder. Und keine Frau. Er schien trotzdem sehr beliebt zu sein, denn Juan sah ihn nie ohne Begleitung.

Nach dem Ende seiner Schicht saß Juan gerne in der Bar. Er mochte die Musik. Außerdem konnte man hier vom Heck aus das Kielwasser beobachten. Es führte schnurgerade bis ans Ende seines Blickfeldes. Bis ans Ende des Horizonts. Wie eine unendlich lange Schnur. Jede einzelne Welle war für ihn der Inbegriff von Chaos. Aber alle Wellen zusammen ergaben ein einfaches Muster.

Obwohl die Band sich angeblich „Happy Tunes“ nannte, spielten sie für Juans Geschmack zu oft und zu viel in Moll. Juan war kein Entertainer. Er war nicht mal besonders musikalisch. Aber als die blonde Sängerin schon wieder „Russians“ anstimmte, hatte er den Eindruck, dass es viele der Gäste sehr eilig damit hatten, ihren Drink hinunterzukippen.

Es musste ein Dienstag gewesen sein, als die Kommunikation zusammenbrach. Auf der Speisekarte standen Jakobsmuscheln. Allerdings interessierte sich keiner der Gäste für die Speisekarte. Die Männer fingerten aufgeregt an ihren Smartphones, die Frauen starrten ihre Männer an oder ins Leere, was aus Juans Sicht ungefähr auf das Gleiche hinauslief. Die Kinder machten einfach mit dem Weiter, was sie die vergangenen Tage auch gemacht hatten: sie rannten durcheinander und machten Lärm. Die Kinder wollten lieber Eis und keine Jakobsmuscheln.

Juan mochte die Kinder. Sie erinnerten ihn an seine zwei heranwachsenden Töchter und den kleinen Sohn, die zuhause bei seiner Frau auf ihn warteten. Gerne hätte er jetzt mit ihnen gesprochen. Mit der Heimat. Mit Dagupan. Er mochte es, dass die Leute ihn dort mit „Mr. dela Cruz“ ansprachen. Nicht mit „Juan“. Oder einfach nur mit „Hey“.

Die Wartungstechniker hatten die nächsten Tage alle Hände voll zu tun. Immer wieder fiel der Strom aus, obwohl die Dieselaggregate über genügend Leistung verfügten, eine mittlere Kleinstadt mit Energie zu versorgen. Juan wusste, dass der Kapitän eine Prämie bekam, wenn er wenig Treibstoff verbrauchte. Deswegen waren sie nur langsam unterwegs. Auf diese Weise konnten sie sich ewig bewegen.

Die Kinder spielten Verstecken in den dunklen Korridoren. Die Erwachsenen saßen vor ihren Perigord Trüffeln und hatten die Smartphones zur Seite gelegt.

In einer Ecke der Bar saß der Mann. Juan fiel auf, dass er seinen Koffer nicht mehr dabeihatte. Er beobachtete den Mann, wie er auf seine Begleiter einredete. Er wirkte dabei zunehmend verzweifelt. Im Hintergrund tropfte „Brothers In Arms“ von der Bühne.

Gegen Abend verdunkelte sich der Himmel. Die Dunkelheit war mehr als ein Sonnenuntergang. Und gleichzeitig in ihrer Finsternis viel weniger.

Am nächsten Morgen wurde es nicht wieder hell.

Juan bemerkte das fehlende Licht zunächst gar nicht. In seiner Kabine gab es nie Tageslicht. Es gab kein Fenster, durch das Licht hätte hereinkommen können. Unterhalb der Wasserlinie gewöhnte man sich schnell an ewige Dunkelheit.

Die Gäste standen stumm an der Reling. Das fahle Licht, das noch durch die anhaltende Dämmerung drang, versah alle Gesichter mit denselben Konturen. Die wenigen Männer, die anhand ihrer Armbanduhren noch die Uhrzeit bestimmen konnten, raunten den Frauen gewichtige Botschaften zu. Juan hatte nie gesehen, dass eine Patek Philippe einen praktischen Nutzen erfüllte. Er fühlte sich auch heute in seiner Überzeugung bestätigt.

Es gab eine Kinovorstellung. Irgendein beliebiger Animationsfilm aus amerikanischer Produktion. Juan hörte die Kinder jauchzen, während er durch die Gänge lief. Die Dunkelheit hatte die Kinder nur kurz interessiert. Sie trugen keine Verantwortung für das Ausbleiben von Licht und Farbe. Es genügte, wenn sich die Erwachsenen mit dem Übergang von Grau zu Schwarz beschäftigen.

Als Juan den Kindern das nächste Mal begegnete waren ihre Gesichter blutrot verschmiert. Einige trugen auch an ihren Händen und den kleinen Körpern Spuren der zurückliegenden Ereignisse.

Der Koch hatte Spaghetti mit Tomatensoße gemacht.

Von einem Kollegen erfuhr Juan, dass der Mann sich in seiner Kabine erschossen hatte. Die Reinigungskräfte waren den ganzen Tag beschäftigt gewesen. Den aufgeklappten Koffer beförderten sie vom Schreibtisch direkt in die bereitliegenden Müllbeutel.

In den folgenden Tagen und Wochen änderte sich der Speiseplan. Die Kinder wollten lieber Fischstäbchen als Carabiniera. Die Männer und Frauen erhoben keinen Einspruch mehr. Einige hatten die Rettungsboote genutzt, um allein ihr Glück zu versuchen. Sie brauchten dabei nicht einmal auf die nächste Nacht zu warten. Diejenigen, die der Dunkelheit bereits viel Zeit an Deck geopfert hatten, starben in den Gängen und in ihren Kabinen.

Es war ein Milchreis-Tag, als Juan entschloss, sich selbst über die Lage zu informieren. Auf seinem Weg nach oben begegnete ihm niemand. Als er die Tür öffnete, blickte er irritiert umher.

Die Brücke war leer.

Bomboclaat“ entfuhr es Juan.

Vor ihm erstreckte sich die unendliche Weite des Ozeans. Unter den schwarzen Wolken reichte sein Blick bis ans Ende. Und darüber hinaus.

Juan trat auf die Nock hinaus und blickte in Richtung Heck. Der dünne Faden seiner Reise entschwand hinter ihm und wurde zusehends unklar.

Juan richtete sich auf und beschloss, die Kinder zu einer Führung auf die Brücke einzuladen.
Er würde noch auf diejenigen warten, die in der Bar vor der Bühne tanzten.
 
Die besten Burger der Stadt


Wie die ganze Sache genau angefangen hat, kann ich gar nicht mehr sagen. Manche der anderen Überlebenden sagen, dass es irgendwo in Österreich war. Touristen sollen da in eine der ersten Fallen getappt sein. So’ne richtige Touristengeschichte. Wandern in den Bergen, ein Unwetter, Wind und starker Regen. Sie kennen das vielleicht. Und zack! Erwischt! Wer würde denn auch schon vermuten, dass die Biester einem so eine Falle stellen. Dabei sind die Leute da nochmal davon gekommen. Jonas – Sie wissen schon, der sich im Magazin um die Vorräte kümmert – ist Österreicher. Der hat davon gehört als er über die Alpen Richtung Süden dem ganzem Scheiss entkommen wollte. Diese Sache war damals sogar kurz in der Zeitung, hat er gesagt. Naja, Sommerloch – dachte man. Ne Familie mit Kindern geht wandern. Begegnet Kühen. Die Kühe sind nicht auf der Weide sondern pennen in der Sonne auf dem Wanderweg. Familie schleicht vorsichtig vorbei, geht weiter. Bla bla bla. Soweit, so langweilig. Aber dann… Entschuldigt, ich muss mal kurz an den Grill, das Fleisch… Nicht weglaufen, bin gleich wieder da…


So, wo war ich? Ach ja... Eine der ersten Angriffe war wohl in Österreich, wenn es stimmt, was Jonas sagt. Die Familie schleicht also an den Kühen vorbei und überlegt, wo sie wohl eine Mittagspause einlegen können, als der Himmel beginnt sich zuzuziehen. In den Bergen geht das ja manchmal schneller als Haarewaschen, dass es von einem sonnigen Tag in ein regengetränktes Inferno umschlägt. Ob’s an dem Tag auch so war? Keine Ahnung, aber geregnet hat es wohl recht stark. Etwas weiter den Berg wieder runter sehen sie eine Alm und beschließen, dort abzuwarten, dass das Wetter wieder besser wird. Dumm nur, dass der kürzeste Weg über eine riesige Weide geht. Und ab da fing es dann wohl an. Auf der Weide war’n zwei von den Biestern. Ein Fohlen mit seiner Mutter. Das Fohlen war wohl noch jung, aber immerhin schon groß genug um den Sohn der Familie ein bisschen zu überragen, kann‘s aber nicht genau sagen, war ja nich dabei. Auf einem Handy, welches der Vater an dem Tag wohl bei sich hatte, fand man hinterher Fotos und Videos. Naja, das Fohlen muss wohl irgendwas im Rucksack des Jungen gewittert haben und läuft auf das Kind zu und beginnt den Kopf am Rucksack zu reiben, Beute witternd oder so. Während die Eltern die Situation erst noch lustig finden – der Vater macht sogar noch ein Foto von dem Vorfall, das sogar hinterher in der Zeitung war, glaub ich – versteift sich Sohnemann zusehends und beginnt um Hilfe zu rufen. Die Eltern kapieren langsam, dass es wohl doch nicht so lustig ist und laufen zu Fohlen und Kind. Das Fohlen muss ordentlich Kohldampf gehabt haben oder es war einfach gierig, auf jeden Fall macht es nicht die geringsten Anstalten sein Tun sein zu lassen. Im Gegenteil, es beisst mittlerweile nach dem Rucksack und drängt Sohnemann zur Seite. Vater beginnt nun auf das Fohlen einzuschreien – sagt man doch so, oder? Das bringt aber nix, außer das die ganze Situation nun komplett eskaliert, denn die Mutter des Fohlens kommt angetrabt, angelockt vom Geschrei. Und naja, wie das wohl so ist, will sie eben ihr Fohlen beschützen. Was danach geschah, hat man nie so genau rekonstruieren können. Hiervon gabs keine Aufnahmen auf dem gefundenen Handy. Manche sagen, die Familie sei in Panik weggerannt und die Pferde hinterher. Da es ja Touristen waren, wurden die ja auch nicht sofort vermisst und auf so’ne Weide in den Alpen ist ja nun auch nicht gerade ne Großstadt, nicht wahr? Also von der Zahl der Leute, die sich da so rumtreibt. Wie auch immer. Nach ein paar Tagen hat man dann die Leichen gefunden. Mit eindeutigen Bisspuren. Und das Handy. Untersuchungen haben dann wohl ergeben, dass die Pferde wohl nicht mehr da waren. Oh, Sekunde, das Fleisch. Sie wollen doch sicher kein verbranntes Essen, oder? Bin gleich zurück!


Sorry, hat was länger gedauert. Aber das war’s aber auch schon. Viel mehr kann ich nicht sagen. Sie haben ja selber mitgekriegt, das überall auf der Welt ähnliche Vorfälle passierten. Pferde, Kühe, Wild... Sogar Hühner. Man packt es nicht: Hühner! Warum wir uns nicht gewehrt haben, wollen Sie wissen? Weiß ja nich‘, wie das bei Ihnen so war in den letzten Wochen, aber hier haben wir es zumindest versucht. Armee ist ausgezogen und hat versucht mit schwerem Gerät Herr der Lage zu werden. Aber gegen zerbissene Kabel oder defekten Kommunikationsleitungen und ohne Strom wird das dann irgendwann schwer. Irgendwelche Vögel sind in die Turbinen der Flugzeuge rein um die zum Absturz zu bringen, Giftschlangen, Skorpione, Großkatzen. Das volle Programm und was weiß ich nicht noch alles. Tja, und da sind wir nun: Die Zivilisation am Arsch, die Menschheit am Arsch. Schöne Scheiße. Aber ich sag Ihnen was: Ihr Burger ist fertig! Pferd! Jonas sagt, die Jungs, die sich um die Jagd kümmern, haben ein richtig junges Tier erwischt und es gleich ins Lager zum Verarbeiten gebracht. Was Sie jetzt kriegen ist eine der ersten Portionen! Eben die besten Burger der Stadt
 
Die Leiden des Mannes

Als Larry B. im Morgengrauen aus lasziven, pornoähnlichen Träumen erwacht und zwar, wie so oft, unmittelbar vor dem eigentlichen Vollzug (so ärgerlich!), findet er sich unbefriedigt mit einem beeindruckenden, zuckenden „Hammer“ in den Pyjamashorts wieder.
Gleichzeitig meldet sich ein dringendes Bedürfnis. Was tun?
Er dreht sich zur neben ihm liegenden, gleichmäßig atmenden Frau B., lüftet die Decke und erblickt den appetitlichen, nur scheinbar von einem tangaähnlichen, seidenen Unterhöschen geschützten Hintern. Leise, sehr vorsichtig, am lächerlichen Tangastreifen vorbei, klopft sein kleiner Larry an. Da erwacht Frau B.
„Bin müde, will schlafen! …. Hast Du wieder Deine Morgenlatte? … Dann mach schnell und lass mich bitte weiterschlafen!“
Larry ächzt sich leise mit leichten Stößen seine Erleichterung herbei, doch, oh je! Auch nach dem Erguss verbleibt der Lümmel im spitzen Winkel aufrecht und hart! Will er etwa eine zweite Runde? Nein. Dagegen sprechen das kategorische Veto von Frau B. und das jetzt unerträglich drängende Bedürfnis.
Barfuß, nackt und mit aufrechtem Speer, watschelt Larry in Richtung Badezimmer. Den herbeieilenden Köter, den die Freundin des Sohnes bei ihnen untergebracht hat, denn sie werden morgen für ein paar Wochen eine Urlaubsreise unternehmen, stößt er weg.
Zum Glück ist ein Badezimmer frei.
Larry setzt sich brav hin und drückt den Hammer herunter (tut weh!). Wird ihm das saubere Entsaften gelingen?
Er legt sich wieder ins Ehebett und schläft ein, bis die schrille Stimme der Freundin des Sohnes aus dem Badezimmer das Haus und manchen Nachbarn weckt:
„IIiiiiiiiiiihhhhhhh! Toby!! Was ist das für eine Pfütze? Was leckst Du da!“
 
Eriks Dilemma



Erik ist verliebt. Nicht schmachtend, nein, keine Flugzeuge im Bauch und keine Briefe mit Versen auf duftendem Papier, nein, Erik ist Ende 50, er ist rasend verliebt, es verzehrt ihn, er erzählt seinen Freunden, dass er nie gedacht hätte, von derartigen Gefühlsstürmen übermannt zu werden.
Und die Eifersucht! Das ist kein Wunder, denn die Frau ist umwerfend. Hochintelligent, Maße eines Models, sportlich, Anfang 40 und bei jeder Gelegenheit von Geiern belagert.

Sie liegen beim Vorspiel im Bett. Erik spürt an ihrer Atmung, ihren Zuckungen und vor allem an den feuchten Fingern seiner rechten Hand, dass sie heiß ist.
Aber Erik … oh weh! Erik ist im Stress. Dass er in sie verliebt ist und vor allem die Geschichten, die sie ihm amüsiert über ihren vorherigen hochpotenten Partner erzählt hatte —er konnte locker dreimal hintereinander, über Jahre, an den Wochenende kamen wir manchmal nur um etwas zu essen aus dem Bett … kannst Du nicht auch dreimal, Erik? … usw.— diese Geschichten und seine rasende Eifersucht verstärken den Druck. In Eriks unteren Regionen herrschen die Dunkelflaute und der sogenannte „Melty Man“, denn der entscheidende Körperteil Eriks bleibt trotz ihrer eifrigen Bemühungen und Kniffe schlaff, worauf sie sich abwendet und ihm den Rücken vorwurfsvoll zudreht: „Wenn Du nicht vögeln willst, Erik, dann brauchst Du mich auch nicht scharf zu machen!“

Der arme, geschlagene Erik verlässt leise das Schlafgemach. Im Wohnzimmer versinkt er in der Couch. Scheinbar von alleine schaltet sich der Fernseher an. Die folgenden Filmszenen nimmt Erik nur mit halb wahr, abgehackt und unvollständig in einer Art Halbschlaf:

Ein schwarzer Mann, Koch des Hotels, redet mit einem 4-jährigen Jungen. Ein anderer Mann, offenbar der Vater des Kinds, bespricht in einem Büro mit dem Geschäftsführer des Hotels die Details der ihm übertragenen Aufgabe. Der Koch führt Mutter und Kind in die riesige Küche, sie wandeln entlang endloser Truhen und Regale voller Vorräte, während der Koch die Bestände an Nahrungsmitteln herunterbetet.
Der Vater sitzt an der Schreibmaschine in einer großen Halle und tippt laut auf einer Schreibmaschine.
Ein knallrotes Badezimmer. Zwei Männer stehen vor den Waschbecken. Der glatzköpfige Kellner legt in ernstem Ton dem Vater nahe, seine widerspenstige Ehefrau und sein Kind scharf zurechtzuweisen. Schließlich erhascht Erik gerade noch vor der Werbeunterbrechung die Szene in der der Vater, schief grinsend und eine Axt in der Hand, die Treppe zu den Wohnräumen seiner Familie hochtaumelt.


Erik ist jetzt hellwach. Die suggestive Stimme der attraktiven Frau aus dem Werbespot preist jene bekannten blauen Pillen an. Sie liegt im Bett, offenbar restlos befriedigt neben einem Herrn in Eriks Alter, der triumphierend in die Kamera blickt.

Liebe Leserin, lieber Leser! Erik hat sich die Axt aus dem Keller und das japanische Küchenmesser besorgt. Daneben legt er die angebrochene Packung jener blauen Pillen, die ihm sein bester Freund, ein unansehnlicher Nerd namens Markus, bei seinem letzten Besuch augenzwinkernd zurückließ. Jetzt hat Erik die Wahl, nein, er nicht, Sie, liebe Leserin oder Leser, werden entscheiden, ob Erik seine schlafende Schöne in Stücke haut, so wie es der Glatzkopf im roten Badezimmer dem Vater angedeutet hat, oder ob er, statt des Blutbads, eine kleine tablettengestützte Sexorgie feiert. Blut oder Sperma, das ist hier die Frage, liebe Leserin, lieber Leser!
Schreiben Sie uns Ihre erlauchte Entscheidung an das Forum unter https://www.macuser.de/threads/xii-macuser-de-kurzgeschichtenwettbewerb.946185/page-4. Beim nächsten Kurzgeschichtenwettbewerb wird Erik, unser Held, seine Bestimmung —Stecher oder Mörder!— und damit seine Ruhe finden.
 
Nie mehr raus

Drei Jahre hatte Lidi abgesessen. Drei weitere stünden auf dem Zettel. Aber Lidis Anwalt war gerissen und die deutsche Justiz hatte das Herz eines Ablasshändlers. Lidi sollte den vermuteten Gewinn aus seinen Drogengeschäften versteuern. Gewinn war in diesem Fall gleich Umsatz. Und er sollte Haftgebühren für seine drei Jahre zahlen. Alles zusammen 20.000 Euro – und die Bedingung, dass Lidi die EU verlassen müsse und in den nächsten zehn Jahren nicht mehr zurückkommen dürfte. „Ich bin der einzige Mensch, der Geld bezahlt, um aus Deutschland rauszukommen“, witzelte Lidi. Aber er wollte es so. Zu Hause in Shkodra wartete Merita, seine Verlobte.

Merita hatte in Berlin studiert, dort wollte sie wieder leben. Und sie wollte ein Kind. Von Lidi. In Deutschland. Ein Knacki als Vater war keine Option. Also, Lidi, beweg deinen Arsch nach Albanien. Schnell. Zehn Jahre lang nicht mit der Familie in die EU dürfen, kann kaum der Plan einer jungen Frau mit deutschem Diplom sein. Dafür musste später eine Lösung her.

Über seinen Anwalt überwiesen Lidis Eltern 20.000 Euro an die deutsche Justizkasse. Lidi bekam drei Jahre Hafterlass. An diesem Morgen stand Lidi zum letzten Mal innen vor dem schweren Gefängnistor. Auf das lächerliche Gefängnisfrühstück hatte er genießerisch verzichtet. Der Wärter hinter ihm legte ihm die Hand auf die rechte Schulter: „Lass dich hier nicht wieder blicken. Oder bring mir was mit.“ „Nee, alles klar, ich bleib’ draußen.“ Dreimal klackte das Schloss vor ihm, das Tor quietschte langsam nach innen. Zwei Schritte vor und Lidi stand …

… auf dem Flur vor seiner Zelle. Der Wärter hinter ihm drängte ihn zur Seite: „Ich hab’ dein Frühstück jetzt weggeschmissen. Selbst Schuld.“ „Wotzefack?! Wieso bin ich nicht draußen in der Sonne?“ „Weil Steuergauner heute keinen Freigang haben. Zacki, zurück in die Zelle.“ Dreimal klackte das Schloss hinter ihm. Jeden Tag das gleiche, schon drei Jahre jetzt.

Drei Jahre hatte Lidi abgesessen. Drei weitere stünden auf dem Zettel. Aber Lidis Anwalt war gerissen und die deutsche Justiz hatte das Herz eines Ablasshändlers. Lidi sollte die hinterzogenen Steuern aus seinen Leergeschäften und Hebelspekulationen nachzahlen. Und er sollte Haftgebühren für seine drei Jahre zahlen. Alles zusammen 20.000 Euro – und die Bedingung, dass Lidi die EU verlassen müsse und in den nächsten zehn Jahren nicht mehr zurückkommen dürfe. „Ich bin der einzige Mensch, der Geld bezahlt, um aus Deutschland rauszukommen“, witzelte Lidi. Aber er wollte es so. Zu Hause in Shkodra wartete Merita, seine Verlobte.

Merita hatte in Berlin studiert, dort wollte sie wieder leben. Und sie wollte ein Kind. Von Lidi. In Deutschland. Ein Knacki als Vater war keine Option. Also, Lidi, beweg deinen Arsch nach Albanien. Schnell. Zehn Jahre lang nicht mit der Familie in die EU dürfen, kann kaum der Plan einer jungen Frau mit deutschem Diplom sein. Dafür musste später eine Lösung her.

Über seinen Anwalt überwiesen Lidis Eltern 20.000 Euro an die deutsche Justizkasse. Lidi bekam drei Jahre Hafterlass. An diesem Morgen stand Lidi zum letzten Mal innen vor dem schweren Gefängnistor. Auf das lächerliche Gefängnisfrühstück hatte er genießerisch verzichtet. Der Wärter hinter ihm legte ihm die Hand auf die rechte Schulter: „Lass dich hier nicht wieder blicken. Oder bring mir was mit.“ „Nee, alles klar, ich bleib’ draußen.“ Dreimal klackte das Schloss vor ihm, das Tor quietschte langsam nach innen. Zwei Schritte vor und Lidi stand …

… auf dem Flur vor seiner Zelle. Der Wärter hinter ihm drängte ihn zur Seite: „Ich hab’ dein Frühstück jetzt weggeschmissen. Selbst Schuld.“ „Wotzefack?! Wieso bin ich nicht draußen in der Sonne?“ „Weil Schläger heute keinen Freigang haben. Zacki, zurück in die Zelle.“ Dreimal klackte das Schloss hinter ihm. Jeden Tag das gleiche, schon drei Jahre jetzt.

Drei Jahre hatte Lidi abgesessen. Drei weitere stünden auf dem Zettel. Aber Lidis Anwalt war gerissen und die deutsche Justiz hatte das Herz eines Ablasshändlers. Lidi sollte ein heftiges Schmerzensgeld an den Beamten vom Jugendamt zahlen. Zum dritten Mal hatte der damals die Kontakterlaubnis zu seinem dreijährigen Sohn abgelehnt. Die deutsche Mutter hatte Lügen erzählt. Er würde sie schlagen. „Da hab’ ich ihm gegeben.“ Über den Amtsschreibtisch mitten auf die Nase. Security war sofort da und dann die Polizei. Vor Gericht hat der Typ geheult, was für ein Weichei. „Und seine Frau und Tochter im Publikum. Ey, ich schäm’ mich für den.“ Und er sollte Haftgebühren für seine drei Jahre zahlen. Alles zusammen 20.000 Euro – und die Bedingung, dass Lidi die EU verlassen müsse und in den nächsten zehn Jahren nicht mehr zurückkommen dürfe. „Ich bin der einzige Mensch, der Geld bezahlt, um aus Deutschland rauszukommen“, witzelte Lidi. Aber er wollte es so. Zu Hause in Shkodra wartete Merita, seine Verlobte.

Merita hatte in Berlin studiert, dort wollte sie wieder leben. Und sie wollte ein Kind. Von Lidi. In Deutschland. Ein Knacki als Vater war keine Option. Also, Lidi, beweg deinen Arsch nach Albanien. Schnell. Zehn Jahre lang nicht mit der Familie in die EU dürfen, kann kaum der Plan einer jungen Frau mit deutschem Diplom sein. Dafür musste später eine Lösung her.

Über seinen Anwalt überwiesen Lidis Eltern 20.000 Euro an die deutsche Justizkasse. Lidi bekam drei Jahre Hafterlass. An diesem Morgen stand Lidi zum letzten Mal innen vor dem schweren Gefängnistor. Auf das lächerliche Gefängnisfrühstück hatte er genießerisch verzichtet. Der Wärter hinter ihm legte ihm die Hand auf die rechte Schulter: „Lass dich hier nicht wieder blicken. Oder bring mir was mit.“ „Nee, alles klar, ich bleib’ draußen.“ Dreimal klackte das Schloss vor ihm, das Tor quietschte langsam nach innen. Zwei Schritte vor und Lidi stand …

… auf dem Flur vor seiner Zelle. Der Wärter hinter ihm drängte ihn zur Seite: „Ich hab’ dein Frühstück jetzt weggeschmissen. Selbst Schuld.“ „Wotzefack?! Wieso bin ich nicht draußen in der Sonne?“ „Weil Straßenrennfahrer heute keinen Freigang haben. Zacki, zurück in die Zelle.“ Dreimal klackte das Schloss hinter ihm. Jeden Tag das gleiche, schon drei Jahre jetzt.

Das mit dem Hafterlass würde nie klappen, hatte sein Anwalt gesagt. Cooler Typ, war selbst schon wegen Steuerhinterziehung drangewesen. Der wusste, wie es hinter Knastmauern zuging. Und was man mit einem Wärter dealen konnte. Für 20.000 würde er die Rückkehrkontrolle nach dem Freigang vergessen. Das brächte Lidi acht Stunden zusätzlichen Vorsprung bis zum Morgenappell. Die Eltern überwiesen das Geld an den Anwalt. Der brachte es in seiner durchsuchungssicheren Anwaltspost in den Knast und an den richtigen Wärter.

An diesem Morgen stand Lidi zum letzten Mal innen vor dem schweren Gefängnistor. Auf das lächerliche Gefängnisfrühstück hatte er genießerisch verzichtet. Der Wärter hinter ihm legte ihm die Hand auf die rechte Schulter: „Lass dich hier nicht wieder blicken. Nie wieder, sonst tut’s weh.“ „Nee, alles klar, ich bleib’ draußen.“ Dreimal klackte das Schloss vor ihm, das Tor quietschte langsam nach innen. Zwei Schritte vor und Lidi stand draußen in der Sonne. Nie mehr nach Hause, nicht mit dem Pass. Zacki, ab nach Berlin, untertauchen. Ob seine alte Flamme Merita noch da wohnte?
 
Von Anfang an klar

Missmutig sah ich zu, wie meine Fahrgäste endlich in den Fond des Wagens kletterten. Die beiden bereits bis in die Unzurechnungsfähigkeit abgesoffenen Enddreißiger- gepflegte Erscheinung, in legeres, aber gediegenes Herrenausstattertuch gekleidet- ließen mich unverschämt lange warten. Zuvor war ich in der hell erleuchteten, großzügigen Neubauvilla, in der offenbar ein opulentes Gelage stattgefunden hatte, trotz meiner wiederholten höflichen Hinweise auf die für Taxifahrer geltende Null-Promille-Grenze unausgesetzt zum Mittrinken genötigt worden. Schließlich konnte ich unter dem Vorwand, wegen eines zu erwartenden Funkrufes zurück in den Wagen zu müssen, diesen unangenehmen Verbrüderungsversuchen entrinnen. Glücklicherweise, denn einer der beiden war inzwischen darauf verfallen, meine nicht der Normallänge entsprechenden Haare zum Gegenstand wenig origineller Bemerkungen zu machen.

Als Fahrziel nannte man mir ein exklusives Nobelbordell jener Art, die keine Werbung nötig hat und sich diskret zwischen den Wohnhäusern bestens beleumundeter Viertel verbirgt. Hier kam nur rein, wer vierstellige Beträge als Almosen betrachtete. Kaum rollte der Wagen auf der Straße, begann die Uzerei von neuem. Er habe, so der eine, während seiner Studienzeit selbst auch lange Haare getragen. Krampfartig überfiel mich eine unendliche Müdigkeit, die Tochter der Ödnis. Sie schlich sich in sämtliche Glieder, und ich gähnte verstohlen. Aber lange Haare seien ja längst aus der Mode und in seiner jetzigen Stellung könne er sich so etwas sowieso nicht leisten. Er sei nämlich Gynäkologe und verarzte Damen aus den besten Kreisen.

Ich sah meine Chance und nutzte sie. "Gynäkologe?" frug ich, Interesse heuchelnd, über die Schulter. "Das ist ja interessant." "Wieso?" kam es von hinten. "Nun", setzte ich an, "ich für meinen Teil fahre gern Auto. Wie es scheint, haben wir wohl beide unser Hobby zum Beruf gemacht."

Für den Rest der Fahrt herrschte eisiges Schweigen zwischen uns. Trinkgeld gab`s natürlich keines. Aber das war mir von Anfang an klar.
 
Tätärätätää – Ladies & Gentlemen: Ich habe die Ehre euch hier die neuesten Kurzgeschichten präsentieren zu dürfen. Herzlichen Dank an die Autoren, und besten Dank im Voraus für die Kritiken und die Teilnahme an der Abstimmung.
Sieben geschichten! Sehr geil, hatten wir schon mal so viele?

Danke, Fleety, für die arbeit. Und danke an die autoren (oder ist diesmal eine frau dabei?). Ich bin gespannt auf die texte und die rezensionen.
 
Hab jetzt alle einmal gelesen und bin schon amüsiert darüber, wie oft der Name Larry in den Stories vorkommt. :hehehe:

Ansonsten - neben der obligatorischen Lattenstory - herrscht wohl etwas Endzeitstimmung und wie immer eine gewisse Blutrünstigkeit. Was mir durchaus zusagt. Und wir haben vom gespielten Witz über umfangreiche Textwüsten (wenn auch mit etwas copy/paste) alles dabei. Sehr schön! Da ich diese Jahr ja nicht organisieren mus.. äh, durfte, hab ich den zusätzlich Spaß zu raten, wer denn welche Story geschrieben hat. Mein Favorit bisher ist Bomboclaat, wo ich sogar erstmal googeln musste, was das eigentlich ist. Aber ich warte mit der Stimmabgabe noch. Ach eines ist mir noch aufgefallen, Fleety: In der Umfrage heisst es fälschlich "Beste Burger der Welt" - die Story redet aber hier nur von der Stadt. :)
 
Fleety: In der Umfrage heisst es fälschlich "Beste Burger der Welt" - die Story redet aber hier nur von der Stadt. :)
Oh, sorry. So sorry. Da war ich beim tippseln wohl wieder zu unkonzentriert. Kann`s leider nicht mehr ausbessern.:shame:
 
Nach dem nochmaligen Lesen aller Geschichten muss ich feststellen: 3 Stimmen reichen nicht für (m)eine gerechte Bewertung: Bomboclaat,- Beobachtet, -Die besten Burger der Stadt und -Nie mehr raus – verdienen nämlich meine Stimmen. So muss ich aber leider einen Autor leer ausgehen lassen. Aber ich lass mir noch Zeit damit. Muss mich ja erst spätestens am 08. Jänner 2025 entscheiden.
 
Mir gefielen insgesamt 2 Geschichten auf anhieb gut.
Die eine nur wesentlich besser als die andere aufgrund eines „Patzers“, über welchen ich leider nicht hinweg zu sehen in der Lage sein kann.
Von daher eine Stimme vergab ich und eine vergebe ich auch nur. :teeth:
 
Die ersten Kritiken von mir:

Durchgefallen sind leider dieses Jahr bei mir Eriks Dilemma und Die Leiden des Mannes. Erste dient offensichtlich nur der Provokation und scheint dazu recht schluderrisch auf einer Zugfahrt zusammengeklöppelt zu sein. Weiss ja nicht, ob das eine Beleidigung ist, wenn ich sage, dass hätte auch eine KI besser hinbekommen (mir liegt Muttis Beitrag mir dem Vampirzwerg von vor zwei Jahren immer noch im Magen :hehehe: ). Du kannst das doch eigentlich viel besser, lieber Autor. Bei letzterer kapiere ich die Pointe nicht. Vielleicht kann uns ja der Autor hierzu aufklären. Oder sonst wer. Dennoch auch hier: Eher dünn und schwach.

Eher dünn trifft dann auch auf "Von Anfang an klar" zu. Sprachlich durchaus gelungen. Ich hab die Stories im ersten Durchgang auf dem Handy gelesen - eine nach der anderen und ob des kleinen Displays zunächst nicht gesehen wie lang oder kurz eine Story ist. Daher hat mich die Pointe gleich doppelt erwischt. Zum einen, weil's ein durchaus nettes Witzchen ist, aber eben leider viel zu kurz. Schade!

Auf dem zweiten Blick deutlich mehr ist dann "Nie mehr raus", Zwar ist auch hier recht viel mit copy&paste gearbeitet worden, wobei das der Originalität der Story nicht schadet. Mir gefällt die Geschichte und deren Aufbau recht gut insbesondere bei den einzelnen Wiederholungen der Zeitstränge die kleinen Änderungen. Kann man leicht überlesen. Sind mir ehrlicherweise auch erst beim zweiten Mal aufgefallen. Hat so ein bisschen was von Kings 11/22/63 in dem es ja auch diverse Zeitebenen gibt. Gefällt mir!

Beobachet: Ich mag meine Stories ja wie meine Steaks - durchaus blutig, aber der Schluß ließ mich erst einmal ratlos zurück. Was genau ist da nun passiert? Die Story baut irgendeinen Stalker/Mörder auf, der die Frau des Ich-Erzählers bedroht. Die beschließen dann Kameras zu installieren. Nette Einsprengsel mit einem Larry, der Kubrick-Fan ist und wohl ein Problem mit Testoseronkuren hat. Ich sehe, der Autor kennt seine Pappenheimer. Die Handlung bringt das aber nicht nach vorn. Beim zweiten Lesen hat's dann aber klick gemacht und ich vermute mal, dass der Ich-Erzähler der Stalker/Killer war. Hat hier jemand Tyler Durdon gesagt? Korrigiere mich ruhig, lieber Autor, wenn ich da falsch liege. Fazit: Eine schöne Sache mit Herzblut. Ist mir eine Stimme wert!

Den Rest bespreche ich später, ebenfalls die zwei weiteren Stimmen gebe ich später ab.
 
Und weiter geht's:

Bomboclaat. Mag ich sehr! Mein Favorit dieses Jahr. Die Atmosphäre ist sehr dicht und einzelne Sätze wie "Sie trugen keine Verantwortung für das Ausbleiben von Licht und Farbe" sind kleine Schätze. Vom Umfang her genau richtig. Hat wirklich sehr viel Spaß gemacht zu lesen. Ich wüsste nur gern, was denn wohl im Koffer war... Kriegt meine zweite Stimme.
 
Soso, mehrere stimmen darf ich abgeben. Mehr als zwei werden es jedenfalls nicht. Hier kommen meine kritiken:

Beobachtet

Immerhin eine geschichte mit handlungsstrang und pointe. Die Barry-anspielungen ignoriere ich mal (Kubrick habe ich bemerkt). Mir gefallen der cliffhanger und die ungewissheit über die identität des täters – der vielleicht, als absichtlicher widerspruch, mit dem ehemann identisch ist. Leider stören mich die offenbar unbeabsichtigten widersprüche in der erzählung: schon seit Ewigkeiten / bereits 15 Jahre; Die Straße war, von uns abgesehen und den gelegentlich vorbeifahrenden Autos komplett leer / Im Meer der vielen Autos ging er förmlich unter. Einige formulierungen sind für meinen geschmack tapsig und unbeholfen, das stört den lesespaß. Manche formulierungen musste ich dreimal lesen, um zu verstehen, wie die satzstruktur gemeint war. Die idee der geschichte ist gut, den stil mag ich gar nicht.


Bomboclaat

Den titel musste ich auch erst mal gugeln. Schön erzählt, viele eindrucksvolle bilder, erinnert mich an den film „Triangle of Sadness“ (nur die insel fehlt). Die handlung bleibt unklar: Warum ist es dunkel? Was hatte der mann in dem koffer? Falls das wichtig war, warum hat das reinigungspersonal dann alles weggeworfen? Wegen der stromausfälle dachte ich an einen elektromagnetischen impuls – aber dann funktionierte das kino wieder. Alles bleibt rätselhaft. Aber darin ist die sprache schön und vor allem die figur Juan sehr lebendig ausgeschmückt, während die alten weißen männer mit ihren jungen bunten frauen in ihrer klischeehaften masse wörtlich untergehen. Ich verstehe die erzählung noch nicht, trotzdem mag ich sie sehr.


Die besten Burger der Stadt

Der grillmeister erzählt uns eine geschichte, die wir (angesprochene personen der geschichte in der geschichte) eigentlich kennen müssten. Wir sind ja überlebende eines weltweiten ereignisses: „Armee ist ausgezogen … Die Zivilisation am Arsch, die Menschheit am Arsch.“ Von dem grundlegenden logikfehler abgesehen, ist das ganz nett erzählt. Schiefe bilder stören mich allerdings immer. Hier regengetränktes Inferno. Natürlich kennen wir (adressaten) die geschichte schon lange von du Maurier/Hitchcock, nur dass hier offenbar alle tierarten angreifen, nicht nur vögel. Irgendwie nimmt mich das nicht mit. Ich glaube, es liegt an der erzählung in der erzählung. Hier fehlt eindeutig das Show, don’t tell.


Die Leiden des Mannes

Damit kann ich gar nix anfangen. Falls es witzig sein sollte: Ich habe nicht gelacht.


Eriks Dilemma

Okay, noch mal Kubrick, diesmal anscheinend von der anderen seite. Und sonst? Ist das eine stichelei gegen einen oder zwei mitf(l)oristen? Die sprache immerhin holpert nicht. Die sätze plätschern geübt dahin. Aber sie lösen nix aus. Das langweilt mich. Zum schluss spricht der erzähler uns an. Wir sollen entscheiden, wie die geschichte beim nächsten wettbewerb weitergeht. Meinetwegen gar nicht.


Nie mehr raus

Eine zeitschleifengeschichte. Hatten wir das schon mal? Wir bekommen mögliche bilder vom deutschen justizvollzug und vielleicht gedanken über integrationspolitik. Für zu-schnell-lesende sind die variationen in den zeitschleifen sehr versteckt. Die wiederholungen langweilen womöglich. Als leser muss ich mir mühe geben, das gefällt mir. Gibt es eigentlich noch diplomstudiengänge?


Von Anfang an klar

Das hätte eine geschichte werden können. So ist es ein schnipsel. Ein vielversprechender, denn der erzähler kann stimmungen erzeugen. Was wir haben, ist glaubhaft. So könnte es weitergehen – tut es aber leider nicht. Ich habe ein paar schöne sätze und fühle mich wörtlich mitgenommen – und dann endet die fahrt schon. Mit einem altherrenwitz, gähn. Wenn es damit beim nächsten wettbewerb weitergehen soll: meinetwegen gern.
 
Kurzkritik:

Beobachtet: einen Punkt, weil nach dem Lesen, ganz ohne Doping, der Schädel raucht.

Bomboclaat: einen Punkt, weil ich fast selbige schönschaurige Handlung diesen Sommer träumte.

Die besten Burger der Stadt: einen Punkt, weils ein wenig wach rüttelt…

Nie mehr raus: einen Punkt: Weil hier die Freiheit der Gedanken und die Realität verschmelzen.

Leider konnte ich aber nur 3 Punkte vergeben.:teeth:

Die Leiden des Mannes: Der Autor ist wohl zu faul das nächste Turnier zu veranstalten.

Eriks Dilemma: Der Autor ist wohl auch zu faul das nächste Turnier zu veranstalten.

Von Anfang an klar: Der Autor ist zu faul zu schreiben, und ebenso das nächste Turnier zu veranstalten.
 
Hmmm... dieses Jahr irgendwie ein bisschen mau... Sicherlich nicht der stärkste Wettbewerbsjahrgang.

Trotzdem: Lob und Respekt an alle Autorinnen und Autoren.

Ich versuch mich mal an ein paar Verrissen:

Beobachtet
Ich war irgendwie schon beim dritten Satz raus: "Wir leben am Rande eines kleinen, verschlafenen kleinen Dorfes" - der Text wäre sicherlich ganz gut geworden... wenn denn der Autor die Zeit gehabt hätte, ihn noch mal Korrektur zu lesen. Irgendwie will sich bei mir kein "Flow" einstellen. Ich stolpere über Formulierungen wie "ich und Sonja" und Widersprüche im Text ("Die Straße war [...] abgesehen (von) den gelegentlich vorbeifahrenden Autos komplett leer." vs. "Im Meer der vielen Autos ging er förmlich unter.") und kann mich nicht richtig auf den Inhalt konzentrieren. Und jener selbst: Tja, ich mag einfach keine Horror- oder Splatter-Geschichten. Da fehlt mir irgendein Gen. Deswegen kann der Inhalt es für mich leider auch nicht rausreißen.


Von Anfang an klar

Eine Anekdote. Nett geschrieben und es würde mich nicht wundern, beruhte sie auf einer wahren Begebenheit. Das Wort "Almosen" ist meines Erachtens im Kontext falsch und "Uzerei" musste ich googeln. Ansonsten nichts zu meckern. Aber einfach zu kurz, selbst für eine Kurzgeschichte.


Eriks Dilemma

Erleben wir hier einen epischen Disput zwischen Dichter und Kritiker? Walser gegen Reich-Ranicki reloaded? Ist das Kunst? Kurze Antwort: Nein, kann weg!
"Das literarische Talent der Autors ist, um es vorsichtig auszudrücken, eher bescheiden. Seine Dramen sind unaufführbar. Ein guter Roman ist ihm nie gelungen, beinahe alle sind mehr oder weniger banal oder oberflächlich." (frei nach MRR)


Die Leiden des Mannes

Hat immerhin sowas wie einen Inhalt. Läuft für mich in der olympischen Kategorie "Dabeisein ist alles(*)".



Die obigen Beiträge liefern sich einen harten Kampf um Platz vier. Zu den restlichen drei Geschichten (meinen Favoriten) schreib ich später noch was.


(*) Si tacuisses, philosophus mansisses gilt schließlich nicht für den MU-Kurzgeschichtenwettbewerb. Viel mehr muss hier das Motto ja lauten "Besser schlecht geschrieben als gut geschwiegen".
 
Echt wenig los hier. :kopfkratz:

Nie mehr raus

Ok, beim ersten Durchscrollen hab ich gedacht: Mensch Fleetwood, da ist Dir doch irgendwas beim Copy & Paste durcheinandergeraten. Aber nein: die Wiederholung ist latürnich ein Stilmittel und die stringente Form der Erzählung gefällt mir beim Lesen auch gut. Der Text hat auch keine offensichtlichen handwerklichen Fehler. Der Autor hat zumindest mal Korrektur gelesen. Sehr schön.
Inhaltlich ist die Geschichte aber eine Tragödie: Merita wartet auf ihre große Liebe - aber bis die sich schlussendlich mal aus dem Knast befördert, ist es schon zu spät - oder geht das aus dem Text gar nicht eindeutig hervor? Er versteckt sich in Berlin - sie wartet in Albanien. Klingt: Tragisch.

So weit, so schön. Warum reicht das für mich aber nicht für den ersten Platz?: Der Rest der Story liegt so weit außerhalb meiner eigenen Blase, dass er mir vollkommen unrealistisch vorkommt (mehrfaches Verurteilen bei bestehender Haftstrafe, Schmiergeld an Justizbeamte, etc.), andererseits auch nicht weit genug, um als Satire oder Fiktion durchzugehen. Dafür ist es dann wieder zu wenig überzeichnet. So bleibt für mich die Frage offen: was will mir die Geschichte eigentlich sagen? Ist das eine Kritik an herrschenden Haftumständen (kann ich gar nicht beurteilen?!) - soll das eine Art Witz sein (für mich zu wenig überzeichnet?!) - geht es nur um die tragische Liebesbeziehung (was soll dann insgesamt der Teil mit dem Gefängnis und den expliziten Summen?!).

Handwerklich sicherlich weit vorne. Inhaltlich für mich(!) nicht ganz schlüssig.
 
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