Der Vortrag der Wissenschaftlerin wurde am Ende auf Youtube gepostet:
https://youtu.be/Umqo5yoiHsY?t=458 und bestätigt, warum ihr die Uni keine Bühne zu bieten hat. Ich habe mir die Mühe gemacht den Vortrag anzuschauen, damit ich nicht voreilig urteile. Ab Minute 33 sagt sie "Am Ende kommt ein männliches oder weibliches Individuum heraus" und belegt das im Vortrag mit einer Einführung in die Geschlechtschromosomen, entweder XX oder XY, Schulbuchniveau.
Wobei - nicht einmal Schulbuchniveau. Dass es mehr als zwei biologische Geschlechter gibt habe ich in der Schule gelernt bevor Gender überhaupt zum Thema wurde.
Es gibt neben den XX 46 und XY 46 noch einige weitere als Intersex zusammengefasste Zustände, die auf weltweit Millionen von Menschen zutreffen. Genauer lässt es sich nicht schätzen, schließlich wissen das die Betroffenen oft nicht bzw. finden es nur zufällig heraus. Das liegt daran, dass das biologische Geschlecht äußerlich, und auch an Hand der Geschlechtsorgane, nicht bestimmbar ist. Auch das steht im Widerspruch zu diesem Vortrag.
Das beste Beispiel ist das Swyer-Syndrom, der Chromosomensatz ist XY 46, der kommt natürlich als Mann zur Welt, oder? Falsch. Der Arzt wird bei der Geburt zweifellos das weibliche Geschlecht feststellen, weil eine Scheide vorhanden ist und dieser Mensch wird auch als Mädchen aufwachsen.
Die Realität steht also in krassem Widerspruch zu der Meinung dieser Wissenschaftlerin. Das biologische Geschlecht lässt sich ausschließlich durch einen Gentest ausfindig machen, ohne Kenntnis über den Chromosomensatz lässt sich nicht feststellen ob es sich biologisch um einen Mann, eine Frau, oder eine Intersexkondition handelt.
Habt ihr euch schon jemals gefragt, wie es um den Chromosomensatz eures Gegenübers bestellt ist? Nein? Ich auch noch nie. Das biologische Geschlecht ist im täglichen Umgang mit unseren Mitmenschen vollkommen irrelevant.
Wir sind übrigens nicht einmal in der Lage, Cisfrauen und Cismänner richtig einzusortieren, beispielsweise werden auch Cisfrauen aus Frauentoiletten verwiesen, weil sie aufgrund der nicht-femininen Kleidung und Buzzcut für Männer gehalten werden die als "Crossdresser" unterwegs sind. Erst wenn diese Frauen dann sprechen und man ihre feminine Stimme hört, wird der Fehler klar.
Selbst wenn diese Wissenschaftlerin mit ihrem Vortrag nur die besten Absichten hatte, so ist sie zumindest wie man im Englischen sagt tone deaf ggü. der aktuellen politischen Lage, und hat schlecht recherchiert. Man sollte bei der Uni nachfragen, warum sie irgendwelchen Leuten eine Bühne bieten deren wissenschaftlicher Vortrag schon an Hand des Titels "es gibt nur zwei biologische Geschlechter" als Blödsinn entlarvt werden kann.
Unis haben durchaus eine Sorgfaltspficht, wem sie eine Bühne bieten. Richte deine Kritik doch eher an die Nachrichtenmagazine die hier klassisches Framing betreiben "OMG Biologin darf nicht über Biologie sprechen!!!!" und selbst überhaupt keine Recherche betrieben haben.
Hier was AKJ schreiben, die haben das ganz nett zusammengefasst:
https://akj.rewi.hu-berlin.de/index...t-n-gegenprotest-gegen-marie-luise-vollbrecht
Und das ist wie ich oben ausgeführt habe absolut korrekt. Schau dir den Vortrag einfach selbst an und du wirst sehen der ist inhaltlich auf überhaupt keinem Niveau, in einem Jahrezehnte alten Biologie-Schulbuch dürfte ich korrektere Infos finden als in dem Vortrag.
Das weitere Framing der Nachrichtenmagazine, es handle sich um "gewaltbereite" Demonstranten, sehe ich auch überhaupt nicht. Es wurde schlicht zu einer Demonstration aufgerufen. Da kann ich mich auch irren, es gibt bei den friedlichsten Demonstrationen auch oft Spinner die das als Freifahrtschein sehen um sich zu prügeln. Die Uni hat von Sicherheitsbedenken gesprochen und die Nachrichtenmagazine haben sich die Gewalt vermutlich sofort dazugedichtet, da klicken natürlich mehr Leute und sind entrüstet, wenn sie lesen dass sich die arme Biologin die doch nur Fakten wiedergeben vor Gewalt fürchten muss.