»Bavaria? Is it a part of Europe?«
Kann ich toppen:
Where do you come from?
Germany.
Ah, Germany. This is near Europe, right?
und so stellt sich die Frage, ob sie Europa vielleicht nicht mehr als verlässlich ansehen oder vielleicht Angst und besorgt sind über die aus ihrer Sicht "falsche Entwicklung".
Damit erfüllst du perfekt das Klischee des ungebildeten Deutschen und wärest darüber hinaus ein hervorragender Spitzenpolitiker.
Nix für ungut, aber die Überlegung ist genauso platt wie die Überlegung, dass jenseits des Teichs alle Burger essen und keine Ahnung vom Weltgeschehen haben.
Die politischen Ansichten resultieren aus dem Selbstverständnis der USA. Dazu gehören geschichtliche, wirtschaftliche, rechtliche und auch persönliche Hintergründe. Genau wie in anderen Ländern auch. Ein paar Eckdaten:
Amerikaner sind stolz auf viele Ihrer Errungenschaften. Und das mit Recht.
Das best man for the job Prinzip mag uns eigenartig erscheinen, aber die Jungs und Mädels lieben den Wettkampf. Da geht es manchmal härter zu, aber dafür sind sie unglaublich offen für neues, für Verbesserungen. Hier in Deutschland mauert und neidet man gerne. Da drüben freut man sich wenn ein Freund befördert wird und gibt sich gegenseitig Tipps. Die USA sind unregulierter als Deutschland. Man sucht nach Lösungen, nicht nach Problemen. Die sind manchmal quick and dirty aber auch nicht dümmer oder unüberlegter als hierzulande.
Das Selbstverständnis, das sich aus der Geschichte ergibt, ist ebenfalls grundlegend anders. Deutschland ist konservativ. Wir wollen unsere Kultur und unseren Status bewahren, den unsere Ahnen einst erschaffen haben. Ich persönlich finde das prima. Goethe rotiert im Grab wenn irgendwo RTL läuft. Nichtsdestoweniger gibt es sowas in den USA nicht. Nicht weil die da alle dumm oder ungebildet sind, sondern weil es sich nie entwickelt hat. In den USA ging es immer darum, Chancen wahrzunehmen. Das fing mit der Besiedelung an. Die Diskussion über gut, schlecht oder zielführend ergibt sich tatsächlich aus verschiedenen Meinungen. Nicht daraus was sich irgendwann mal bewährt hat. Das soll nicht heißen, dass es da drüben keine Traditionen gibt. Die sind aber nicht einfach übernommen und müssen um jeden Preis bis in alle Tage bestehen bleiben. Man feiert ganz offen und zwanglos das, was man gemeinsam geschafft hat. Hier ist am 3. Oktober Totentanz, da drüben würden Leute durch Deutschland fahren und gemeinsam mit Freunden und Verwandten feiern, dass die DDR Geschichte ist. Da wäre das Motto: Wir Deutschen (Ost und West) haben es gemeinsam geschafft, die DDR abzuschaffen.
Was die Bildung angeht: Wer mir aus dem Stehgreif die Hauptstadt von Wisconsin oder Oregon nennen und mir sagen kann, wie das Wetter da gerade ist, der darf sich auch gerne beschweren, wenn ein US Amerikaner nicht weiß wo Frankfurt liegt oder ob Madrid im Süden und Flensburg im Norden liegt.
Politisch: Ich bin mit vielem nicht einverstanden und ein ziemlicher Gegner der "US-basierten"-Weltordnung. Aber auch hier muss man so fair sein, anzuerkennen, dass auch das aus dem Selbstverständnis entsteht. So wie es für einen Saudi völlig plausibel ist, dass im Ramadan mittags keine Party mit Fresständen organisiert wird, so ist es für die US-Bürger nicht vorstellbar, dass es in der Welt Staaten gibt, in denen du dich nicht frei für irgendwas entscheiden kannst. Hier wäre aber Aufklärungsarbeit angebracht. Falsch ist es, anzunehmen, dass die USA es eigentlich verstehen müssten. Wie ich oben schrieb: die sind offen für alles, aber es muss entsprechend erklärt und begründet sein. Das hat die deutsche Bundespolitik leider noch nicht geblickt. Die Argumentieren im 21. Jahrhundert und nach x USA Reisen immer noch mit Status Quo und Positionen.