Yeehaw!
Eine weitere Diskussion zwischen solchen Menschen, die ihren Geschmack als Maßstab für irgendwas nehmen und solchen, die Geschmack für definierbar, kalkulierbar und am Ende auch für vermittelbar und vermarktbar halten.
Werte Vina, ich glaube hier wird schon deutlich, wo die Divergenz in der Diskusssion liegt: „Gut“ im Sinne von „unterhaltend“ oder „kompetent gestaltet“ resultiert weder in breiter Zustimmung durch 08/15-Konsumenten wie z.B. mich, noch im Segen der sogenannten „Marketingfuzzis“, die durch allerlei Charts und Analysen versuchen, die heilige Zielgruppe zu verlustieren und in Schach zu halten.
Ein - in meinen Augen leicht impertinentes - Zitat, das uns ratlos mit der Frage alleine läßt, was denn die Metrics sind, die eine Kampagne am Ende als „Erfolg“ ausweisen. Schnöde Ab- oder Umsatzzahlen können es nicht sein, dazu gibt es betriebswirtschaftlich einfachere Mittel, als sich mit sogenannten „Kreativen“ rumzuärgern. Könnte es nicht doch sein, daß man das Volk auf der Straße erreichen möchte, dessen hier teilweise repräsentierte Reaktion als ach so nebensächlich deklariert wird?
Aber halt! …wir kennen ja die ominöse „Zielgruppe“ nicht persönlich, deswegen ist es uns nicht erlaubt, irgendeine Wertung abzugeben. Wie praktisch.
Jahaaaa, da isser wieder, der Bauhaus-Schwärmer und Purismus-Apologet, der mit schneeweißer Luftmatratze auf der momentanen Designwelle paddelt. Er hielt noch vor fünf Jahren blau beleuchtetes Alu-Lochblech für „edel“ (Ein Begriff, der mir das Halbverdaute wieder durch den Hals prügelt, bis es sich ums Zäpfchen wickelt.) und würde ohne Zögern einen Fünf-Jahre-Mietvertrag für ein Kühlhaus unterschreiben, wenn das erschwinglich und gestalterischer Konsens wäre.
Mal ehrlich Jungs: Ich war neulich auch in der Rams-Ausstellung in Frankfurt und auch ich war begeistert, von wem der Ives da abkupfert. Die einzelnen Gegenstände bestechen durch ihre Schlichtheit und ihr unaufdringliches Erscheinen. (Das kann man nicht unbedingt von Apple-Rechnern behaupten; allein die Wahl der Materialien ist zwar schlicht, signalisiert aber alles Andere als Understatement - das Marketing tut dazu sein Übriges.)
Aber will wirklich, wirklich jemand in eine Katalog-Designer-Butze, einem (Alp)Traum von weißen Flächen, Glas und kubischem Holzimitat leben, in dem ein liegengelassenes Matchbox-Auto des Sprößlings zum störenden Fremdkörper wird und dessen Erscheinungsbild in spätestens einem Jahr mehr oder weniger gekonnt imitiert in einer „Meine 40 Quadratmeter“-Box bei IKEA zu finden ist?
Das kann doch nun wirklich nur jemand wollen, der nach dem Kauf einer Artemide-Lampe immer noch denkt, er gehöre zu einem erlauchten Kreis der Kenner, der seine Samstage damit verbringt nachzusehen, ob die Kabel noch alle da sind, die er irgendwo „versteckt“ hat und dann seine Saeco/Jura/etc. poliert, damit sich der Zeitgeist drin spiegeln kann.
Leben und Erleben in Wohnraum geht anders.
Spuren der professionellen Bearbeitung im Holz als Prädikat zu begreifen, (subjektiv) ästhetisches Kombinieren von Möbeln über verschiedene Stile hinweg zu erlernen; das geht leider nicht aus dem Katalog und auch nicht durch Auswendiglernen von Lifestyle_Regeln, dazu müßt Ihr Euch schon (Lebens-)Zeit nehmen und vor allem den Mut, dem eigenen Empfinden von Ästhetik und Geschmack Raum zu geben. Individualität und Authentizität kommen nur durch die eigenen Ideen, die jeder, aber wirklich jeder hat!