So unter dem Aspekt Alltagstauglichkeit: wenn du zwischen der Superkraft „toller Sex“ und „fehlerfreie Berechnung eines Kurvendiagramms“ wählen müsstest, was würdest du nehmen?
Natürlich gibt es in der Schule Sexualunterricht. Aber der hat hauptsächlich den biologischen Ablauf der Reproduktion und Verhütung im Visir. Was das mit dem eigenen Körper und Erleben zu tun hat, bleibt außen vor. Dabei sind Sex und Intimität gesund, zB für das Immunsystem, für den Hormonhaushalt, für soziales Miteinander etc.
Aber über das Erleben wird kaum gesprochen. Die Mädels heute (die jüngste 14) waren unglaublich aufmerksam, als ich eine Zeichnung einer Vulva gezeigt hab und sie gerafft haben, dass sie für Pipi einen extra Ausgang haben (im Gegensatz zu Jungs). Schon allein die Idee, sich selbst mit dem Spiegel mal anzugucken wurde mit kritischen Gesichtern quittiert, sich selbst befriedigen sogar mit „das mach ich bestimmt nie im Leben, das ist ja ekelhaft“ obwohl sie von Jungs wissen, dass das für die total normal ist und sogar ein Sport, sich zu vergleichen (Schwanzvergleich und Kekswichsen kamen da als Beispiele). Und also haben die Mädchen keine Ahnung, was ihrem Körper Spaß macht und denken dann, die Jungs müssen das wissen, die auch keine Ahnung haben aber denken, rein-raus wird schon passen, denn das Mädel stöhnt ja wie im Porno.
Wie kann es sein, dass der Umgang mit der eigenen Körperlichkeit nicht als notweniges Rüstzeug für's Leben angesehn wird?