Das ist jetzt der Punkt, wo es wirklich nicht mehr schön ist. Ich äußere meine Meinung, eine Einschätzung, und die gefällt dir nicht (mir übrigens auch nicht). Und schwupps! - bin ich ein "Bedenkenträger", und "Bedenkenträger" sind ja diejenigen, die bloß nicht wollen, dass sich etwas ändert.
Ich wollte dich da gar nicht irgendwo in eine Reihe stellen. Mir geht es um einen zentralen Punkt: Wir haben keine Zeit mehr, wenn wir etwas gegen die Erderwärmung tun wollen. Wir haben keine Alternative dazu, etwas gegen die Erderwärmung zu tun.
Klar diskutieren wir hier über Gedanken, Beenden und Einschätzungen. Und wenn du glaubst, das könne alles nicht funktionieren, dann bedeutet es: Das Überleben der Menschheit auf dem Planeten ist mehr als fraglich. Kann man vertreten, kann man auch ständig wiederholen. Die entscheidende Frage ist, was du denn daraus für Schlussfolgerungen ziehst.
Die FFF-Jugendlichen haben keine Ahnung was auf sie zukommt? Da bist du dir wirklich sicher? Okay, dann bedeutet das wohl, dass du die Arme verschränkst und vielleicht mal einen Kommentar dazu schreibst.
Die untere Mittelklasse wird sich gegen Klimaschutz wehren? Da bist du dir wirklich sicher? Da wird es interessant. Was können und sollten wir denn tun, um sie davon zu überzeugen, dass es für sie viel teurer werden würde, nichts gegen die Klimaerwärmung zu unternehmen?
Wir haben kein Konzept fpür eine Transformation der Wirtschaft von Wachstum auf nachhaltig? Sollten wir dann mit Klimaschutzmaßnahmen darauf warten, bis jemand so ein Konzept präsentiert und die Wirtschaftsweisen das absegnen? Das kann sehr sehr lange dauern. Wir werden das nicht mehr erleben. Und für Klimaschutz wird es zu spät sein – wenn denn überhaupt jemals ein Konzept kommt und von der Weltgemeinschaft akzeptiert wird. Was ich nicht glaube.
Deine Bedenken können eintreten oder auch nicht. Sie sind aber absolut kein Grund, nicht zu handeln.
Ich habe bei dir zunehmend das Gefühl, dass du dich von deinem Orientierungsrahmen "Kapitalismus/Klassengesellschaft" einfach nicht trennen möchtest. Aber er funktioniert bei akuten globalen und generationsübergreifenden Herausforderungen wie dem Klimawandel nicht mehr richtig.
Dasselbe gilt für den Übergang von der Parteiendemokratie zur Bewegungsdemokratie, der sich grade ankündigt. Die Parteien als Träger der politischen Willensbildung verlieren an Vertrauen, an Mitgliedern und an Handlungsmöglichkeiten. Die SPD stirbt, die Linken versauern im Keller und die FDP kämpft mit der 5%-Hürde.
Wer heute politisch aktiv werden will, organisiert sich eher in Initiativen und offen strukturierten Bewegungen von unten.
Da wären wir wieder bei der Klimaschutzbewegung. Die Parteien, der Bundestag, die Regierung werden in irgendeiner Form mit ihr und anderen neuen Bewegungen in Dialog treten müssen, und das auf Augenhöhe. Ich schätze, es wird noch einige Zeit dauern, bis die Politblase das akzeptiert hat. Um das etwas zu befördern, ist Druck von der Strasse hilfreich. Genau das machen die Jugendlichen grade.