Das klingt so, wie wenn du die Sütterlin oder die „Schreibschrift“ generell für unnötig bzw. weniger leserlich
und schwieriger zu erlernen und zu schreiben hältst als eine „geschriebene Druckschrift“.
Zur Präzisierung:
Die »Leserlichkeit« (in einer der Lesarten des Wortes) ist sicher von der Handfertigkeit des Schreibers abhängig.
Die relative Lesbarkeit – und auch das Erlernen – ist m.E. aber von der Fülle oder dem Fehlen von für die Bedeutung eines Grafems unnötigen Zierat abhängig. Nicht umsonst sind alle jüngeren Schulschriftentwicklungen von Entfeinerungen im Verhältnis zur jeweils früheren Stufe geprägt.
(Ich weiß, dass es auch Befürworter eines Zurücks zur »lateinisch« genannten Kurrentschrift gibt – aber selbst die wollen kein Sütterlin mehr und erst recht keine kursive Kanzleischrift.)
Ich habe mich bereits als Erstklässler, der schon grundständig, wennauch nicht flüssig, Druckschrift schreiben und lesen konnte (fürs Lesen der Zielschilder an Bus und Straßenbahn hat’s gereicht) gefragt, warum ich mich denn schulheftevoll mit Schleifchen und Krückstöckchen befassen sollte, wenn doch alles Schriftgut drumrum nur in der einen oder anderen Druckschrift vorlag.
Nun gut. Heute kann ich trotzdem die Latein- und die Sütterlinschrift.
Ein „Nachschreiben von Druckschrift“ könnte niemals genauso akkurat aussehen, daher gibt es ja die Schreibschriften.
Wir reden bei Druckschrift (Blockschrift) als Handschrift aber schon von serifenlosen Zeichen? Mit dem Nachzeichnen meinte ich nicht, jede Serife einer üblichen Times oder Helvetica mitzuschreiben. Auch nicht die Form des »
g« mit einer im Vergleich zum »
g« nicht in éinem Zug schreibbaren Form (wohl bevorzuge ich handschriftlich das »Henkel-
a« im Ggs. zum üblichen »
a«).
Serifen helfen bei der Navigation in Zeilen gedruckten Mengentextes. Wer beim Handschreiben von Blockschrift nicht die Zeile halten kann, wird das m.E. bei einer Kurrentschrift auch nicht – und vice versa.
Hast du aber sicher nicht so gemeint ... ?
Relativ betracht ist Sütterlin, als Kurrentschrift, ein erheblicher Fortschritt zu jenen Kanzleischriften.
Beide zusammen, erst recht aber eben die Kanzleischriften, sind aber im Verhältnis zu von Grotesk-Druckschriften abgeleiteten un- oder nur wenig verbundenen Hand-Schriften komplizierter im Aufbau. Sinngemäß gilt dasgleiche für das Verhältnis der gebrochenen Schriften (»Fraktur«) und jenen teilweise bereits älteren grotesken.