warum sind die Löhne in Dänemark viel höher!

Was hat das jetzt mit Skandinavien zu tun? Das liegt doch in der Natur der Sache, dass man als Ausländer woanders fremd bleibt. Als Mitteleuropäer würde ich mich in Skandinavien besser einleben als beispielsweise in Italien oder so, fremd bleibt man aber bei beiden.

Die Diskussion mit Italien hatten wir schonmal. Spoege wird sich erinnern ;) Ich würde mich in jedem Fall besser in Italien einleben können, als in Skandinavien :)
 
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Also diese Lohndifferenzen sehe ich in Skandinavien aber nur im Bereich der Ausbildungsberufe...

Ein Kollege von mir hier ist jetzt seit fast einem Jahr in Göteborg und über die Löhne dort ist er nicht gerade begeistert. Als promovierter Ingenieur verdient er dort in der freien Wirtschaft deutlich weniger als hier in der Stuttgarter Region. Und nach seiner Aussage ist die Möglichkeit höhere Löhne zu kriegen als bei uns hier im akademischen Bereich eher schlecht. Wenn man es als gerecht empfinden mag, dass Handwerker und Ausgebildete ähnliche Gehälter erhalten wie promovierte Akademiker, dann bitte. Ich empfinde das als nicht gerade motivationsfördernd...
Hier in der Region kann man auch jetzt noch mit entsprechendem Abschluss mit Jahresgehältern um die 65 bis 75 TEuro brutto einsteigen. Wenn ich dann höre, in Schweden ist bei gleichwertigem Arbeitsplatz ein Gehalt im Bereich um 40TEuro brutto/Jahr möglich und nach oben kaum Entwicklungsspielraum, dann läuft da was völlig falsch in dem Land. Zumindest aus meiner Perspektive.

EDIT: Ansonsten finde ich Schweden z.B. äusserst lebenswert. Ich habe mich dort für das halbe Jahr sehr wohl gefühlt, auch wenn Skandinavier ein wenig distanziert bei der Begegnung mit Fremden sind. Aber die Aussage, einen skandinavischen Freund hat man ein Leben lang, kommt nicht von ungefähr. Ist eben alles nicht so oberflächlich gehalten wie in Südeuropa, mir aber wesentlich sympathischer.
 
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So siehts aus, kann immer nur müde lächeln wenn Leute meinen sie wandern aus und da ist dann auf einmal alles rosa und glitzert, jeder arbeitet nur 10 Stunden die Woche, die Kinder werden viel schlauer und man verdient kaufkraftbereinigt das doppelte.

Dann kommt immer der Standardspruch, die Sprache lernen wir im Land wenn wir da sind, integrieren können wir uns da schon. Ist ja auch kein Problem es gibt da Leute die deutsch sprechen und mit denen kommen wir erstmal klar. Ganz toll, in fortgeschrittenen Volkswirtschaften gibt es ja bekannterweise massenweise Jobs in denen man kein Wort sprechen muss und dabei fürstlichst vergütet wird. Maurer haben dann im Winter keine kalten Hände, fliegen im Sommer 6 Wochen am Stück in Urlaub und gehen mit 52 ohne Abzüge in Rente. Es zockeln alle in französischen Kleinwagen rum, es gibt ein Tempolimit und die größte Sorge der Leute ist sich gegenseitig die Haare zu machen und gleichzeitig die Tage zu bekommen.

Wenn sich jemand entschließt zu gehen komme ich mit.
 
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moeglicherweise ist es falsch von Skandinavien zu sprechen, Daenmark zu meinen aber nur Erfahrungen aus Schweden zu kennen. Die Norweger haben Bodenschaetze und die Finnen gehoeren ja auch noch dazu :)
 
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Ich wollte damit nur sagen:

"Die Schere zwischen arm und reich ist enger"

mag dem einen Gefallen, aber es ist immer eine Frage der Position auf dieser Schere, ob das so gut ist...
 
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Was hat das jetzt mit Skandinavien zu tun? Das liegt doch in der Natur der Sache, dass man als Ausländer woanders fremd bleibt. Als Mitteleuropäer würde ich mich in Skandinavien besser einleben als beispielsweise in Italien oder so, fremd bleibt man aber bei beiden.

Natürlich ist man überall erstmal fremd. Aber speziell in Dänemark (ich hab da eine Zeitlang gelebt) und mit Abschlägen auch in Schweden trifft man auf diese spezielle Mentalität, es sich bevorzugt in der eigenen Familie, im gewohnten Freundeskreis behaglich zu machen. In Dänemark nennt man diesen Zustand "hyggelig", was man hier oft als "gemütlich" deutet. Dieses Wohlbehagen bedeutet aber auch Intimität, Kleinheit, Abgeschlossenheit – und Ausgrenzung.

Das findet sich auch in der dänischen Einwanderungspolitik wieder. Und eben im Alltag.
In diesem Punkt sind die Dänen noch ein ganz Stück enger als die Norddeutschen.
Norwegen kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, aber Freunde von mir, die dort zum Arbeiten hinfahren, sagen, man sei dort offener.
 
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Weil Du in manchen dieser Vorzeigeländer manchmal Selbstzahler bist und das dann teuer werden kann. Aber ich will ja niemanden seine rosa Wolken vom Himmel schieben. Aus eigener Erfahrung, wer in Deutschland erfolg hat wird es auch anderswo haben, wer hier aber keinen erfolg hat und meint es ist überall besser wird merken dass er da sehr viel arbeiten muss.

Ein schöner Satz dazu ist auch: Wohin auch immer man auswandert, man sollte immer im Kopf behalten das man sich selbst mit nimmt :)

Will sagen wenn man selbst ein Problem mit seiner Umwelt hat, wird es nicht durch Umweltveränderung (allein) gelöst, man muß schon bei sich anfangen!
 
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hier in der Region kann man auch jetzt noch mit entsprechendem Abschluss mit Jahresgehältern um die 65 bis 75 TEuro brutto einsteigen.

Was fuer Abschluesse sind das? Ein fresh-out von der Uni (Elektrotechnik) faengt in Muenchen inzwischen mit max. 40.000 Euro an.
 
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Also ich habe mir jetzt nochmals *ganz genau* das erste Posting durchgelesen: Nirgendwo (weder im- noch explizit) wird hier Auswandern als Option erwähnt. :kopfkratz:

@JarodRussell: Schön, dass es das noch gibt. Aber als Regel würde ich das in diesem unserem Lande auch nicht sehen.

Ich bin nun nicht so blauäugig und stürme einfach ins Ausland, weil dort Milch & Honig fließt. Aber man wird sich ja auch mal Gedanken machen, was bei uns alles besser laufen könnte. Ich selbst sehe mich z.B. auch gnadenlos unterbezahlt (EDIT: deutlich unter 40k) - trotz bester Noten, Promotion und jahrelanger Berufserfahrung. Und ich habe nicht das Gefühl, dass ich durch einen Arbeitsplatzwechsel meine Situation hier in D deutlich verbessern könnte.
 
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Was fuer Abschluesse sind das? Ein fresh-out von der Uni (Elektrotechnik) faengt in Muenchen inzwischen mit max. 40.000 Euro an.

Dr.-Ing. im Automobilsektor, speziell R&D. Sind durchaus noch immer reale Gehaltsvorstellungen. Als Dipl-Ing. frisch von der Uni bei entsprechenden Noten roundabout 55TEuro. Und das sind alles noch Tarifgehälter !
 
...(EDIT: deutlich unter 40k) - trotz bester Noten, Promotion und jahrelanger Berufserfahrung. Und ich habe nicht das Gefühl, dass ich durch einen Arbeitsplatzwechsel meine Situation hier in D deutlich verbessern könnte.

In welcher Branche denn?
 
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Dr.-Ing. im Automobilsektor, speziell R&D. Sind durchaus noch immer reale Gehaltsvorstellungen. Als Dipl-Ing. frisch von der Uni bei entsprechenden Noten roundabout 55TEuro. Und das sind alles noch Tarifgehälter !

Der Sektor gilt ja gerade auch als sehr sicher ;)
Ihr schielt alle immer auf Maximum profit! Es macht durchaus Sinn etwas bescheidener und dafür sicherer zu leben!
 
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Der Sektor gilt ja gerade auch als sehr sicher ;)
Ihr schielt alle immer auf Maximum profit! Es macht durchaus Sinn etwas bescheidener und dafür sicherer zu leben!

Oh also im R&D werden durchaus weiterhin Leute eingestellt, und wie gesagt, das ist Tarif, keine Sonderbehandlung oder sowas. Insofern hat das nicht unbedingt mit einem Schielen nach max. Profit zu tun, aber ich kenne die Lebenshaltungskosten in Skandinavien zu gut und da soll schon ein angemessener Teil übrig bleiben. Hier in D ist die Abgabenlast zwar hoch, aber hat man einmal die Spitzensteuersatzgrenze überschritten, kommt die angenehme Zeit. Jede Erhöhung geht dann immerhin 1:1 auch netto durch. Da zahle ich auch hier in D gerne meine Steuern, da habe ich kein Problem mehr, aber die Progression auf dem Weg dorthin, die ist zermürbend.
 
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aber die Progression auf dem Weg dorthin, die ist zermürbend.

Oh ja. Meine Lebensgefährtin hatte neulich beim Arbeitgeber anklopfen müssen, ob man statt der Lohnerhöhung eine "andere Regelung" finden könnte. Sonst hätte die (kalte) Progression voll zugeschlagen - ins Negative.
 
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Oh ja. Meine Lebensgefährtin hatte neulich beim Arbeitgeber anklopfen müssen, ob man statt der Lohnerhöhung eine "andere Regelung" finden könnte. Sonst hätte die (kalte) Progression voll zugeschlagen - ins Negative.

Und da sind wir wieder bei unserem Steuersystem. Mir gehen dann immer die Haare hoch, deswegen haben wir das als Arbeitgeber immer ausgeglichen, schlimmer ist das ja noch bei den Azubis wenn sie dann ab dem 2. Lehrjahr die "magische" Grenze überschreiten und nur noch die Hälfte verdienen. :sick:
 
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die Beitragsbemessungsgrenze von 5390 Euro monatlich sorgt dafuer, dass alles, was mehr als das verdient wird, nicht den Sozialabgaben unterliegt.

Warum mit dem Spitzensteuersatz eine angenehme Zeit kommt, verstehe ich nicht. Wird doch jeder Euro oberhalb des Spitzensteuersatzes mit dem Spitzensteuersatz (in der Regel 42%) besteuert. Was da 1:1 Netto durchgereicht wird muss eine schwaebische Schwarzgeld Spezialitaet sein :)
 
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@lunde: Ganz einfach: Alles über der Grenze wird egal, wie weit du es noch erhöhst, nicht noch höher besteuert als zuvor. Wenn Dein Gehalt dort oben um 3% steigt, dann hast Du ja auch 3% mehr netto. Natürlich wird dann immernoch 42% jedes einzelnen Euros einbehalten, aber vorher hast Du vielleicht bei einer Erhöhung statt zuvor 34% Steuersatz danach dann 38% bezahlt. Das nervt einfach. Und so hoch ist die Grenze ja auch nicht (52.xxx Euro zu versteuerndes Jahreseinkommen, d.h. auf den Monat runtergebrochen gerade mal 4300 Brutto/mtl.

Um mal wieder zum Topic zu kommen:

Wenn die Bedingungen stimmen, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, nach Skandinavien zu gehen. Ich finde es dort sehr schön, die Menschen und deren Mentalität mag ich auch sehr und ich stehe eh nicht auf warme Sommer... :hehehe:
 
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In Dänemark gibt es eine Vereinbarung zwischen Gewerkschaften und Regierung, die praktisch verhindert, dass Niedriglöhne gezahlt werden.

Das ist falsch spoege, aber ich glaube du hast das richtige gemeint. Nicht die Regierung verhindert Niedriglohnsektoren, sondern Gewerkschaften und Unternehmen. In Dänemark funktioniert das Zusammenspiel des freien Marktes weil beide Seiten sehr gut organisiert sind.

Der Staat selber ist eigentlich ziemlich der liberalste in Europa.
Praktisch kein Kündigungsschutz, kein Mindestlohn,...
Aber gerade dadurch gibt die Regierung Gewerkschaften und Unternehmen genügend Platz und durch Verhandlungen der beiden Markteilenehmer wurde bis jetzt auch beides nicht benötigt.
Stellt euch mal vor, irgendein Politiker schlägt hier vor, er will Kündigungsschutz und die bis jetzt branchenweiten Mindestlohngesetzte abschaffen, weil er einen weitsichtigen Plan hat. Die meisten, welche jetzt Dänemark zujubeln, würden Ihn hier persönlich zerreißen.

Soweit also nicht viel soziales in der Politik, erst jetzt kommt der Staat ins Spiel.
Arbeitslose in Dänemark haben ein gutes Leben, bekommen ja immerhin 90% und das auch noch vier Jahre lang. Doch auch den Arbeitslosen geht es an den Kragen. Wer nicht an Maßnahmen, die im vom Staat aufgezwungen werden, dem werden die Bezüge ganz gestrichen. Das heißt er bekommt gar nichts, wenn er nicht das macht, was er der Staat will. Das heißt beispielsweise auch, einen Job zur Hälfte des normalen Lohns zwingend annehmen, oder einen Arbeitsweg von 4 Stunden. Und das sind keine Ausnahmen, sondern eher Regelfälle speziell für ältere Arbeitslosen.

Was einer der großen Pfeiler des erfolgreichen Arbeitsmarktes in Dänemark ist, dass die Regierung viele staatlichen Jobs schafft. So kann der Staat eine künstliche Knappheit auf dem Arbeitsmarkt schaffen. Das ist aber in Deutschland allein von der reinen Anzahl von Bürgern nicht möglich.

Für die, welche keinen Bock haben den ganzen Text zu lesen:

1.) Kein Kündigungsschutz
2.) Kein Mindestlohn, nichtmal branchenspezifisch
3.) Gutes Zusammenspiel von Gewerkschaften und Unternehmen, der Staat hält sich größtenteils aus der internen Wirtschaft raus
4.) 90% Arbeitslosengeld 4 Jahre
5.) Wenn man sich nicht flexibel zeigt, sowohl Lohntechnisch, wie auch von der Örtlichkeit wird das Arbeitslosengeld komplett gestrichen
6.) Wenn man nicht an den vom Staat verordneten Maßnahmen teilnimmt wird das Arbeitslosengeld komplett gestrichen
7.) 25% Mehrwersteuer, die alle belastet, nicht nur die Reichen.
....

Und ich würde darauf wetten, das allein Punkt 1, 2, 5, 6, 7 die meisten, welche hier Dänemark zujubeln, auf die Straße treiben würden. Aber ohne solche Maßnahmen, welche wohl eher als extrem liberal gelten, würde ein System wie Dänemark nicht funktionieren.

Für mich persönlich ist das dänische System genau die richtige Mischung, von sehr liberal und trotzdem sozial, aber hier wird das sozial zu einem großen Teil über den Markt geregelt, was in Deutschland leider nicht möglich ist.
 
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