Die Frage hast Du jetzt nicht ernst gemeint, oder?
OK, ich breche hier ab. Ich war schon versucht, den Begriff des "Verwertens" etwas zu relativieren, mal so im Hinblick auf die Folgen für die anderen Patienten - es ist kein "Verwerten" im wirtschaftlichen Sinne. Aber gut, Schluss jetzt.
Ich wollte darauf hinaus, dass es von der Verpackung des konkreten Falles abhängt, wie Menschen moralische Dilemmata beurteilen.
Ich sehe keine entscheidenden Unterschiede zwischen meinem Arzt-Beispiel und der Nummer, die sich die ARD ausgedacht hat. Im Kern geht es darum, Menschenleben quantitativ gegeneinander aufzurechnen. Bei dem Arzt sagt jeder intuitiv: "Geht gar nicht". Das ist übrigens unabhängig vom Kulturkreis, entsprechende Studien gibt es reichlich. Geht es hingegen um militärische Operationen, werden Opfer viel bereitwilliger in Kauf genommen - wegen der "guten Sache". Und dann wird oft auch so argumentiert, dass man damit langfristig mehr Menschen rettet (wenn man sie z.B. vom bösen Diktator befreit).
Nun muss es natürlich einen Grund dafür geben, warum der Arzt auf keinen Fall einen Patienten opfern, ein Kampfpilot aber Städte bombardieren darf. Der Unterschied liegt darin, dass der Patient mit den guten Organen als nicht in den Fall verwickelt betrachtet wird. Was, zur Hölle, hat er mit dem Leid der anderen zu tun? Die Passagiere in dem Flugzeug hingegen werden als bereits in die Sache involviert angesehen. Natürlich haben auch sie weder mit den Absichten des Terroristen noch mit den Erwägungen der Flugabwehr etwaszu tun; sie sind nur zufällig auf dem Flug. Ihre Rolle wird aber anders wahrgenommen: sie gehören irgendwie dazu.
Und das ist auch mit Bewohnern von Kriegsgebieten so. Die wohnen nun einmal dort, sind Staatsangehörige des Landes, das bombardiert wird, Pech, ist eben so. Wo gehobelt wird, fallen Späne...
In den letzten Tagen war der ARD-Terror-Abend ("Populisten-Porno", wie die SZ es treffend nennt) auch großes Thema auf ARD-Hörfunkstationen. Ein Anrufer sagte allen Ernstes, er habe endlich mit Hiroshima und Nagasaki seinen Frieden gemacht. Erst an diesem TV-Abend sei ihm aufgegangen, dass die Bombardierung mit Atomwaffen sinnvoll und letzten Endes richtig gewesen sei.
Da kann man nur noch kotzen, was?