Da hast Du völlig recht. Aber was steckt denn hinter dem Begriff der dauerhaften Zuverlässigkeit? Wobei dies nichts mit Zuverlässigkeit im üblichen Sinne zu tun haben muss. Das ist nämlich gerade der Punkt, an dem wir Freelancer den Spagat hinlegen müssen, weil wir auf verschiedenen Hochzeiten tanzen. Kaum jemand möchte Kunden verlieren. Aber manchmal muss man einfach absagen, weil man abgewogen hat, was sinnvoll ist.
Als Beispiel die aktuelle Situation bei mir hier und jetzt:
Ich habe eigene Kunden in Direktabwicklung und bin buchbar für Agenturen im Freelance. Mein bisheriger Hauptkunde im Freelance, der mir in den letzten drei Jahren einen Großteil meiner Einnahmen beschert hat, hat sich anders aufgestellt, wodurch ich dort zur Zeit weniger gebucht werde. Was sich in den letzten paar Monaten merklich am Kontostand wiederspiegelt. Da ich weder schlecht im Job noch dämlich bin, schaue ich mich parallel nach anderen Kunden um. Wozu ich nun endlich einmal Zeit habe.
Fazit #1: Alles kommt auf einmal. Zwei neue Agenturen haben von mir gehört und wollen mich möglichst oft am Tisch sitzen haben. Zwei weitere Neukunden (Direktkunden) wollen bespaßt werden. Schon die Kommunikation wird schwierig, da ich tagsüber ja im Freelance nicht im eigenen Büro sitze, sondern beim Agenturauftraggeber. Die zugehörigen Jobs kann ich also nur abends und nachts erledigen. Und mein bisheriger Hauptauftraggeber kingelt auch wieder an und zieht ein Gesicht, weil ich nicht immer auf Abruf verfügbar bin, weil ich zukunftsorientiert denken muss und mich an den neuen Kunden ausrichte, weil der alte nicht regelmäßig genug anfragt.
Fazit #2: Jammern vor lauter Arbeit ist unfair. Es wäre schön, wenn ich Jobs annehmen und Teile davon selber an andere Freelancer rausgeben könnte. Leider ist dem nicht so, da bei vielen Direktaufträgen Hirnschmalz gefragt ist. Und zwar meins. Sonst hätten die Kunden ja jemand anderen gefragt.
Fazit #3: Ich muss, wenn die Wundertüte weiter so voll ist, dem einen oder anderen absagen. Nur: wem? Irgend einer wird immer sagen: Nö, der ist nicht zu 100% zuverlässig, weil nicht permanent auf Zuruf verfügbar.
Fazit #4: Damit muss ich leben. Schlimmer wäre, wenn die Auftragslage genau anders herum wäre.
Gruß, Al