Ist Heino plötzlich cool?

Die 68er sehen gerade ihre Enkel heranwachsen. Wenn man davon ausgeht, dass Soehne/Töchter sich häufig gegen das Auflehnen, was das maennliche/weibliche Rollenmodell verkörpert, muss es andere Ursachen als das Gutmenschensyndrom fuer die vermehrte ADHS Diagnosen in der Enkelgeneration geben :)

Eine Psychiaterin sagte mir letztens bei einem Besucher einer Kinder- und Jugenpsychiatrie dazu sinngemäß noch folgendes:

Man nehme Kinder, entziehe ihnen durch vermehrte Arbeitsintegration die Fürsorge und Nähe der Eltern, setze sie einem permanenten Leistungsdruck aus, bereite sie absehbar lediglich darauf vor, zeitlebens 'zu funktionieren', um arbeitstechnisch verwertbar zu sein, befriedige sie ansonsten lediglich durch Konsum und Medien-Schund, sende politisch Doppelbotschaften mit stets nachteiligen Lebensresulaten... und man mache ihnen deutlich, dass ihr Leben ansonsten völlig wertlos und austauschbar sei... Wer da nicht anfängt, zu zappeln... ;)

Pädagogen haben vor dieser Entwicklung schon Mitte der Siebziger gewarnt. Und heute stehen wir vor dem Resultat und bieten den Kindern Beruhigungs-Drogen an...

15.000 Psychiater fehlen übrigens derzeit allein in deutschen Kinder- und Jugend-Psychiatrien. Das rechne man mal auf die Patienten um, die für diese Psychiater in der Warteschlange stehen. Bzw.: Man rechne mal um, welches Potential die Pharmaindustrie dort sieht. Die reiben sich die Hände und freuen sich darüber, dass unsere Politiker weiter an den ursächlichen Stellschrauben drehen und ihnen zur Symptombekämpfung ein legalisiertes Geschäfts-, äh, Gesundheitssystem zur Verfügung stellen.

Aber zurück zu Heino, dem singenden Nusskuchen-Verkäufer. :)
 
Eva Herman war Journalistin und hat eigene Texte zur Rolle der Familie speziell zur Mutterrolle, verfasst. In diesem Zusammenhang hat sie die propagandistischen Mechanismen der Nazis als Ausdruck alter und guter Werte dargestellt und der 68er-Bewegung die Schuld daran zugewiesen, diese Werte abgeschafft zu haben. Das ist nun echt ein anderes Kaliber als Fahrtenlieder zu singen.

Holla ... da ist jetzt die literarische Phantasie mit dir durchgegangen.
Das hat sie natürlich nicht. (das Unterstrichene) Und sich im Übrigen gegen jede
solche hanebüchene Fehlinterpretation gewehrt und ihren Standpunkt klargestellt.

Nur ein paar hartnäckige Herumhacker wollten sich nicht korrigieren lassen
und haben ihr überhaupt nicht zugehört.
 
Nur ein paar hartnäckige Herumhacker wollten sich nicht korrigieren lassen
und haben ihr überhaupt nicht zugehört.

Bild am Sonntag-Niveau, sag ich nur. Die haben Frau Hermans Aussagen damals sogar dahin verkürzt, dass sie Hitlers Familienpolitik gelobt habe... Man mag diese Frau ja für etwas unterblichtet halten, aber die Kampagne, die man gegen sie losgetreten hat, die war schon grotesk... Derweil war der NSU bereits tüchtig am Werk.
 
Egal was Heino singt, ob Karamba Karacho ein Whisky, oder Karamba Karacho ein Bier,
(man verschone mich bitte an dieser Stelle bitte mit dem Echttext) in meinen Ohren klingt das
immer wie Marschmusik. Muss er nicht auch aus choreografischen Gründen dabei
ständig aufstampfen? :crack: Ist das cool?
 
Holla ... da ist jetzt die literarische Phantasie mit dir durchgegangen. Das hat sie natürlich nicht. (das Unterstrichene) Und sich im Übrigen gegen jede solche hanebüchene Fehlinterpretation gewehrt und ihren Standpunkt klargestellt.
Ihren Standpunkt hat sie so formuliert: „Was ich zum Ausdruck bringen wollte, war, dass Werte, die ja auch vor dem Dritten Reich existiert haben, wie Familie, Kinder und das Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschließend durch die 68er abgeschafft wurden.“

Diese "Förderung" im "Dritten Reich" war ein wesentlicher Teil der Nazi-Propaganda. Es gibt tausende von Bildern, Filmen, Texten und Reden, die die Bestimmung der (arischen) Frau als Mutter und den Kinderreichtum glorifizieren, bis hin zur öffentlichen Verleihung von Mutterkreuzen.

Frau Herman hat den Grund dafür, die Produktion von Soldaten und reinrassigem, völkischem Nachwuchs, bestenfalls nicht reflektiert – was für eine Journalistin und Sachbuchautorin erstaunlich wäre. Genauso erstaunlich wie die angeblich missverständlichen Formulierungen, wenn man gelernt hat, auf den Punkt zu formulieren.
Nur ein paar hartnäckige Herumhacker wollten sich nicht korrigieren lassen und haben ihr überhaupt nicht zugehört.
Ich habe ihr gut zugehört und nenne ihre öffentlichen Stellungnahmen zur Mutterrolle in der Nazi-Idologie höflich eine Verharmlosung.
Im Vergleich mit Heinos Absingen von Fahrtenliedern ist Frau Hermans Einordnung der Nazi-Propaganda gravierend, zumal, wenn eine prominente Fernsehmoderatorin die Urheberin ist.

Es ging ihr vermutlich darum, die von ihr hochgeschätzte traditionelle Frauen-/Mutterrolle vom Missbrauch durch die Nazis zu säubern und den 68ern den schwarzen Peter zuzuschieben. Dabei hat sie schlicht nicht nachgedacht, sondern spontan herausgeplappert, was bei ihr im Kopf schlummert. Als Aushängeschild im TV disqualifiziert man sich so, ist doch klar. Heino würde man ja auch nicht das Kulturjournal anvertrauen.

Was mich erstaunt, ist, dass Du und Bergbesteiger Frau Herman gegen diese Kritik in Schutz nehmen.
 
Was mich erstaunt, ist, dass Du und Bergbesteiger Frau Herman gegen diese Kritik in Schutz nehmen.

Keine Angst, gegen ihre Naivität will ich sie nicht in Schutz nehmen. Und deinem
letzten Posting kann ich auch zu 99% zustimmen. Dachte ich mir doch, dass du dich
vorher nur sprachlich etwas vergalloppiert hast. (Das Unterstrichene...)
 
@ Spoege
Da du in deinem letzten Post deine eigene Stellungnahme differenzierst und auch Frau Hermanns Anliegen differenzierter angehst, sollte dir genau so klar sein, dass MacEnroe oder ich nicht versucht haben, Fr. Herman 'in Schutz' zu nehmen, sondern lediglich eine differenziertere Herangehensweise angefordert haben (eben jenseits der Ebene, wie sie die zitierte BILD seinerzeit z.B. vorgelegt hat und wie sie dann auch weiter in der breiten Öffentlichkeit verwendet wurde). Und die hast du jetzt ja auch nachgeschoben. Danke. ;)

PS: Lustig, wenn man derzeit auf Youtube 'Heino' eingibt, wird gleich automatisch auf 'Rammstein' ergänzt... Ärzte tauchen erst auf, wenn man ein 'Ä' anfügt. Hoffentlich sind die jetzt nicht beleidigt... :eek:
 
Zuletzt bearbeitet:
@Bergbesteiger & MacEnroe: Da kann man mal sehen, wie vermint das Gelände ist. Man muss sehr vorsichtig und genau formulieren.

Aber eigentlich ging es ja um den Vergleich zwischen der Journalistin Herman und dem Sänger Heino, der hier angestellt wurde. Ich denke, dass dies zwei sehr unterschiedliche Kaliber sind. Von einer Autorin, die ein Sachbuch über das Thema Familie und Frauenrolle veröffentlicht und dabei auch auf das Mutterideal der Nazizeit eingeht, erwarte ich eine kritische Reflektion dieser Zusammenhänge. Von einem Sänger, der sich aus Wandervogel-Liedsammlungen bedient, nicht unbedingt.

Die Nazis haben alte Sehnsüchte ausgebeutet und konservative Werte weiter ausgebaut, dazu gehört deren simples Familienbild ebenso wie Blut&Boden, Kameradschaft&Treue. Alle diese Werte gab es vorher schon. Man kann natürlich auch an Heino den Anspruch stellen, sich mit Entstehung und Herkunft der von ihm neu veröffentlichten Lieder auseinanderzusetzen. Aber seine Zielgruppe erwartet das nun grade nicht, im Gegenteil, sie will Befriedigung ihrer emotionalen Bedürfnisse. Darin unterscheidet sie sich nicht von den Zielgruppen von Gruppen wie Rammstein oder den Ärzten.

Die Wandervögel zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich als Rebellen und Teil einer neuen Jugendbewegung gefühlt, auch wenn sie mit Mundorgel und Klampfe vor'm Lagerfeuer gesessen haben. Wahrscheinlich waren sie es auch weitaus mehr als heute ein Konzertbesucher der Ärzte.
 
@Bergbesteiger & MacEnroe: Da kann man mal sehen, wie vermint das Gelände ist. Man muss sehr vorsichtig und genau formulieren.

Da bin ich anderer Meinung. Das Feld ist ja nur in gewissen Köpfen vermint.
Mit vorsichtiger Formulierung übertreibt man es und "pflegt" die Minenfelder
auch noch. Das ist nicht gut. Man sollte Worten, Liedern und Sprüchen wieder
ihre normale Bedeutung lassen und sozusagen den Klauen der Nazis damit
entreißen.

Sollte man, was bei den Nazis zu Unrecht zu einem Schimpfwort pervertiert
wurde, heute nicht wieder ganz normal gebrauchen?
 
Ich habe mich wohl missverständlich ausgedrückt, ich denke wie du. Hab ich ja auch am Beispiel der Fahrtenlieder versucht zu sagen: Weil die Hitlerjugend einige von der Wandervogel-Bewegung übernommen hat, kann man jetzt nicht alle zu Naziliedern erklären.

Allerdings wissen die meisten Leute nur wenig oder gar nichts über die Jugendbewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das gleiche gilt für das "Lied der Deutschen" und den Hintergrund, vor dem die Strophen verfasst worden sind. Heino hätte sich wirkliche Verdienste erworben, wenn er diese Hintergründe deutlich gemacht hätte. (Damit kann er ja auch jemanden beauftragen, wenn das eigene Vermögen nicht reicht.) Hat er aber nicht gemacht, insofern war das nur Anködelei an die deutschtümelnde Zielgruppe.

Genauso wenig wird er sich dabei gedacht haben, neue deutsche Texte zu singen. Dass er damit auf eine naive Weise zeigt, was in diesen Stücken wirklich steckt, war wohl nicht beabsichtigt.
 
Richtig fette PR, die das Management von Heino hier hochgezogen hat - mein Kompliment!
Alle Achtung, ehrlich!
 
Ist die schon raus?
Will ich haben.
Ging schon immer nix über das Niedersachsenlied.
 
Klar!

Sowas habt Ihr da unten natürlich nicht .:crack:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben Unten