Ich finde die Diskussion interessant.
Was ich skeptisch sehe, ob die gesellschaftliche Entwicklung und die volkswirtschaftlichen Voraussetzungen dieser Industrie-4.0 folgen kann (oder umgekehrt). Die Zukunftsprognosen finde ich zu »positivistisch«. Viele Prognosen werden einfach nur aus vorhandenen Zahlen für die Zukunft hochgerechnet und scheinen unumstößlich. Wir haben noch nicht Lehmann verdaut und sollen an eine goldene Zukunft glauben? Deutschland befindet sich in einem Konjunkturfieber, dass sich im Volksbewußtsein als vollkommen »normal« oder typisch deutsch eingräbt. Lebensversicherungsmathematiker errechnen für die Zukunft durchschnittliche Lebenserwartungen von 100 Jahren und darüber. Wirtschaftliches Wachstum wird als Naturgesetz angesehen. usw. Wer hier alt genug ist, kann sich noch an die Zukunftsprognosen aus den 1960/1970er Jahre erinnern, nach denen wir heute mit einer Rakete auf dem Rücken die grenzenlose Mobilität hätten...
Auf einem ähnlichen Holzweg sehe ich heute die Methodik der Produktforschung und Produktentwicklung.
Ich finde das Thema auch sehr interessant. Nicht nur weil ich auch schon mehr als 30 Jahre in der IT tätig bin. Und Industrie 4.0 ist ja nur ein Teil dessen ist, was man heute unter dem Stichwort Digitalisierung hört. Wobei ich in der ganzen Diskussion noch nicht recht verstanden habe, warum Digitalisierung eher als eine Art Phänomen dargestellt wird, dass es zu stemmen gilt. Es ist ja nicht so, dass die Digitalisierung am 21.3.2019 ausbricht und wir darauf vorbereitet sein müssen.
Was die Arbeitswelt angeht ist das doch ein Prozess, den es schon immer gibt, seit es Maschinen gibt. Die Frage dabei ist für mich u.a. wie wir in der internationalen Wirtschaft bestehen können. Also Forschung und Entwicklung, da insbesondere KI oder Quantencomputer. Und auch wie der Maschinenbau aufgestellt ist oder wie das 5G-Netz in Gang kommt.
Das waren nur paar technische Sachen. Es geht dabei natürlich auch um gesellschaftliche Fragen. Nicht nur was uns als Deutschland betrifft, sondern auch global gesehen. Was ist, wenn Nähcomputer die Jobs von Näherinnen in Bangladesh wegnehmen? Das ist zugegeben eine vielleicht schmerzliche, aber ich denke zulässige Frage.
Die Digitalisierung bringt uns aber auch sehr viele Vorteile. Das Forum hier ist ein Beispiel dafür. Wie hätten vor 15 Jahren wohl kaum überhaupt so miteinander kommunizieren können. Und nichts ist heute einfacher, als Informationen aus aller Welt zu bekommen. Das bringt unweigerlich auch einen Kulturwandel mit sich. Der sicher auch seine Schattenseiten hat.
Und was z.B. die KI angeht, sind auch ethische Fragen zu beantworten.
Die Frage ist, ob wir in der Lage sind, das gesellschaftlich in irgendeiner Art zu steuern oder ob wir sagen müssen, das eher Chaos herrscht, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass Deutschland keine Insel in der Welt ist.
Mag sein, dass das eine oder andere vielleicht zu philophisch klingt. Aber den Vorwurf lass ich gern gelten.