spoege
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Dass es zu massiven Konflikten kommen wird, ist keine Frage. Keine Frage ist aber auch, dass wir unsere CO2-Einträge in die Atmosphäre mittelfristig auf Null bringen müssen. Das ist das große gemeinsame Interesse der Menschheit.Je größer die Diskrepanz zwischen den Vorstellungen der Klimaschutzforderer und den tatsächlichen Erfordernissen, umso lustiger wird's auf der politischen Bühne zugehen.
Wer stellt nun die „tatsächlichen Erfordernisse“ fest? Objektiv und wissenschaftlich begründet sind nur die Erfordernissen des Klimaschutzes, wenn wir die Erderwärmung auf 2 Grad begrenzen wollen.
Auf der anderen Seite stehen Partikularinteressen, bestimmte Geschäftsmodelle und Wirtschaftsstrukturen zu erhalten. Deren Vertreter wollen ihren Besitzstand verteidigen. Dazu gehören natürlich auch die Teile der Bevölkerung, die in diesen Branchen — wir haben sie ja hier schon alle genannt — arbeiten.
Im Prinzip ist das ein Verteilungskampf. Wenn es gelingt, den in friedlichen Bahnen zu halten, wird das ein permanenter Prozess von Aushandlungen, an denen die gesamte Menschheit beteiligt werden muss. Also auch die Völker, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden. Da stehen dann, wenn man es plakativ zuspitzt, die Interessen der Lausitz mit ihrer Kohleindustrie gegen die Interessen der subtropischen Regionen, die unbewohnbar werden.
Deutschland ist nun im Unterschied zu den betroffenen afrikanischen Staaten so wohlhabend und von den Ausirkungen der Erderwärmung vergleichsweise wenig betroffen, dass es in der Lage sein wird, die sozialen Auswirkungen des Klimaschutzes aufzufangen. In der Lausitz wird niemand verhungern oder verdursten müssen. Das ist in der Afrika anders.
Was du vermutlich mit „tatsächlichen Erfordernissen“ meinst, sind die Interessen unseres wohlhabenden Gemeinwesens, möglichst wenig unseres Besitzstandes abzugeben. Sich nicht auf eine andere Wirtschaftsweise umstellen, den Konsum nicht einschränken, unseren Lebensstil nicht verändern zu müssen. Völlig klar, dass sich deren politische Vertreter*innen mit Zähnen und Klauen dagegen wehren werden, diesen Besitzstand mit der Weltbevölkerung zu teilen.
Man kann jetzt schon erkennen, wer Bündnisse gegen Klimaschutz schmiedet: Von Teilen der Linken, der SPD über Gewerkschaften, Union und FDP bis hin zur AfD. Konservative, Wutbürger und Rechtspopulisten, werden gegen die Klimaschützer und „Moralprediger“ zu Felde ziehen. Große Teile der alten Generation gegen große Teile der jungen.
Das wird „lustig“, da hast du sicher recht. Ich hoffe, dass sich die führenden Köpfe in den Parteien, Bewegungen und NGO ihrer Verantwortung bewusst sind, diese Verteilungskämpfe so zu moderieren, dass sie nicht zerstörerisch auf unsere Gesellschaft und die Weltgemeinschaft wirken. Wenn sie das nicht schaffen, werden große Teile der Menschheit vom Planeten verschwinden. Der Glaube, dass eine Klimakatastrophe ausgerechnet Deutschland verschonen würde, ist reichlich naiv.
Es ist also nur gut und produktiv, dass die Jugendlichen diesen Konflikt endlich aufmachen. Wir haben schon viel zu lange damit gewartet.