YouGov selbst schreibt dazu:
"Soziale Gerechtigkeit ist eines der zentralen Themen für die Deutschen, auch an der Wahlurne. Allerdings haben Themen wie Alters- und Gesundheitsversorgung sowie Schutz vor Verbrechen und Terror einen höheren Stellenwert. Für rund ein Viertel (24 Prozent) der Befragten ist es das wichtigste Wahlthema. Untern den verschiedenen Wählergruppen gehören überproportional viele Wähler der Linken, der AfD und vor allem Nicht-Wähler zu diesen Befragten. Diese Gruppe kennzeichnet, dass sie sich wirtschaftlich benachteiligt fühlt. Solche Befragten empfinden eher als andere, dass es ihnen schlechter geht als den meisten Menschen in Deutschland. Ihrer Meinung nach bekommen sie nicht ihren gerechten Anteil am gesellschaftlichen Reichtum. Sie betrachten die gesamte wirtschaftliche Lage schlechter, als sie tatsächlich ist. So überschätzen sie zum Beispiel die aktuelle Arbeitslosenquote."
24 Prozent sehe ich nicht als eine so große Gruppe an, dass dies Thema für die SPD wahlentscheidend werden könnte. Zumal diejenigen, für die das soziale Gerechtigkeit das zentralste Thema ist, ansonsten eher Linke und AfD wählen. Die werden das größtenteils auch aus anderen Gründen beibehalten.
Die YouGov-Zahlen passen mit einer Allensbach-Umfrage zusammen:
"Vier von zehn Befragten meinen sogar, dass Deutschland ein sehr großes Problem in diesem Bereich hat. Trotzdem stimmt mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Aussage zu, dass es in Deutschland insgesamt eher gerecht zugeht. Dies sehen vor allem Wähler von CDU/CSU, Grünen, FDP und – mit Einschränkungen – der SPD so. Wähler der Linken und der AfD sowie vor allem Nicht-Wähler schätzen die Lage mehrheitlich schlechter ein."
Diese Umfrage hat ausserdem ein bemerkenswertes Ergebnis ermittelt, was die Rangfolge Deutschlands im internationalen Vergleich angeht: 34 Prozent der Deutschen finden, dass es in Schweden am meisten soziale Gerechtigkeit gebe – Deutschland folgt jedoch mit 23 Prozent bereits auf Platz zwei.
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Quelle)
Meiner Meinung nach erklärt dies die Wahlergebnisse der letzten 15 Jahre. Die einzige Partei, die mit dem Thema soziale Gerechtigkeit Wahlkampf macht, verharrt am 10Prozent-Strich. Alle anderen verzichten lieber drauf.
Wenn die SPD aus ihrem Tief herauskommen will, müsste sie sich auch um andere Themen kümmern – etwa um Migration und Integration. Soziale Gerechtigkeit allein reicht nicht. Zumal sie sich – anders als die Grünen – nicht grundlegend von der Agenda-Politik verabschieden kann, ohne andere Wählergruppen einzubüßen.