Spannendes Konzept. Wird das Ding, wie ein normales Fahrrad, mit dem Hintern gelenkt oder drückst du das Vorderrrad mit den Füßen in die neue Richtung?
Es ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Muskeln.
Während bei normalgelenkten Fahrrädern einfach nur in die Pedale getreten werden muß, ist es bei knickgelelenkten Rädern wichtig gezielt in "eine Richtung" zu treten. Du lenkst also durch das die Art und Weise wie du trittst und über die Hüfte. Sie ist direkt über dem Knickgelenk. Über dem Rücken und dessen Kontakt zur Rückenlehne wird das Drehmoment dann aufgenommen. Die dritte Komponente ist dann balancieren über Gewichtsverlagerung. Das erfordert zunächst einiges an Übung. Man muß vor allem lernen, die die Kräfte zu dosieren, da man Anfangs zuviel Kraft einsetzen möchte und ständig übersteuert, was zumindest für Außenstehende lustig aussieht.
Ein wichtiger Aspekt ist zudem noch, daß die Lenkung insgesamt etwas behäbiger ist, da die bewegte Masse (der vordere Rahmen und die Beine) träger reagieren, als ein normaler Lenker. Man muß etwas vorrausschauend fahren, um rechtzeitig ausweichen zu können, wenn einen einer den Weg läuft. Als RadfahrerIn hängt man idR. aber an seinem/ihrem Leben und fährt sowieso vorrausschauend. Nur die leicht verspätete Lenkreaktion ist gewöhnungsbedürftig. Vor allem muß man schon vorzeitig wieder die Bewegung zurück ansetzen. Aber das lässt sich alles üben. Das ist übrigens auch der "nur bedingt stadttauglich"-Aspekt: Fußgänger, die nicht auf Radfahrer achten, bevorzugt an Bushaltestellen, können gefährlich werden.
Allerdings besteht die Gefahr eher für den Fußgänger, da man mit den Füßen voran, gestützt vom Rahmen und flankiert vom Kettenblatt, ins Ziel fährt. Plötzlich auffliegende Autotüren sind daher auch nicht so das ganz große Problem, da man das relativ heil übersteht. Die Autotür leidet dagegen deutlich mehr.
In Sachen Sicherheit steht es allgemein bei Liegerädern eher gut. Neben der Tatsache, daß man stets mit den Füßen vorraus fährt, sind Kopfverletzung signifikant weniger zu befürchten, als bei Uprights, die idR. immer mit dem Kopf vorraus einen Abgang machen. Und die geringe Sitzhöhe verhindert auch schwerere Gelenk-/Knochenverletzungen bei Stürzen. Und interessanterweise halten Autofahrer bei Liegerädern einen deutlich größeren Abstand. Vermutlich weil sie sie schlecht einschätzen können. Die meisten "Probleme" mit dem Übersehen werden waren andere Radfahrer.
Das Rad ist vollgefedert (zumeist via Gummizylinder, wie man sie aus dem Heizungs/Lüftungsbau kennt). Durch diese Federung und der Tatsache, daß der Rahmen mittig seitlich beweglich ist, erscheint das Rad am Anfang etwas "labberig".
Viele trauen es sich nicht mal mit beiden Beinen auf dem Boden sich entspannt zurückzulehnen. Einige haben aber mit viel Spaß mit meinem Rad geübt und nach 1-2h schon die ersten Meter am Stück geschafft.
Es ist ein bisschen schade, daß man den Fahrspaß so schwer vermitteln kann, weil man eben nicht sagen kann "komm, fahr doch mal eine Runde".
PS: Ich fahre übrigens ohne Wimpel.