Gesellschaft Was ist die deutsche Kultur ?

Der Thread ist ja noch auf. :)

Ich bin gerade über diese Buchkritik gestolpert: "Assimiliert Euch!" http://www.deutschlandfunk.de/assim...echte-der.1310.de.html?dram:article_id=393224

Doch so sehr Koopmans auf seine empirischen Forschungen verweist, das Spannendste an seinem Buch sind die Überlegungen zum Verhältnis von Minderheitenschutz und Mehrheitskultur. Schützenswert sind für ihn vor allem solche Minderheiten, die quasi "schon immer" in einem Land gelebt haben wie Sorben und Friesen in Deutschland. Zugewanderte Minderheiten dagegen müssten damit leben, dass ihre kulturellen Rechte gegenüber der Mehrheitskultur nicht den gleichen Stellenwert haben. Vor allem aber habe auch die Mehrheit ein Recht auf eine eigene Kultur.

"Die Identität und dieses Verlangen, die eigene Kultur weiterzugeben, finden wir für Minderheiten ganz verständlich, aber sobald Mehrheiten es tun, gilt es plötzlich als rassistisch oder wird gesagt: Es gibt ja überhaupt keine deutsche Kultur, es gibt keine niederländische Kultur, das sind alles nur irgendwie Einzel-Individuen sozusagen."

Koopmans stellt eine wichtige Frage: Warum gelten ethnokulturelle Gruppenidentitäten bei Minderheiten als etwas Schützenswertes, bei Mehrheiten dagegen nicht - gerade in Zeiten der Globalisierung, in denen jede Mehrheit spürt, dass der Mehrheitsstatus fragil ist? Wenn aber das Bedürfnis nach einer kollektiven intergenerationellen Identität - und damit immer auch nach Abgrenzung - ein weit verbreitetes ist, dann wäre es fahrlässig, es der politischen Rechten zu überlassen, diesen Bereich zu definieren.
Ich konnte schlecht den ganzen Text zitieren, aber er ist auf jeden Fall lesenswert und das Buch scheint interessant.
 
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Der Patriotismus, den einige hier als vorbildlich rühmen und auf Deutschland übertragen wollen,

Spoege:
Patriotismus muss man nicht erst auf Deutschland übertragen, Vaterlandsliebe ist hier weit verbreitet und das ist auch gut so.
Ich liebe mein Land, wenn mir auch vieles nicht mehr gefällt, und ich mir durchaus auch vorstellen könnte, etwa in einem anderen Land zu leben. Aber ich stelle auch immer wieder fest, daß ich mich im Ausland vorichtig, fast wie auf rohe Eier bewege, daß ich mich manchmal bis fast zur Übertreibung höflich und zuvorkommend benehme, ich wurde auch so erzogen. Ich bin in Deutschland geboren und ich schäme mich nicht dafür.
 
Wenn man von niemandem geliebt wird, dann muss man eben eine Beziehung mit etwas Abstraktem eingehen. Das Vaterland muss da erstaunlich oft herhalten.
 
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Am deutschen Wesen mag die Welt genesen. Kaiser Wilhelm führte das Land mit juckender Schwertspitze in den ersten Weltkrieg.

Hitler führte die Deutschen, die mittlerweile glaubten rassisch überlegene Übermenschen zu sein in einen Wintgerfeldzug gegen Russland ohne warme Unterhosen oder Benzin. Die deutschen Übermenschen führten einen totalen Krieg gegen die ganze Welt , verübten das totale Verbrechen und kapitulierten am Ende ebenso total. Das Schicksal ersparte ihnen die Atombombe.

Merkel führt die Deutschen, die mittlerweile die moralisch überlegeneren Menschen sind und vom Wesen einfach besser sind als andere Menschen , jetzt in einem Feldzug des Besserseins dahin zur größten moralischen Supermacht der Welt zu werden. Wir schaffen das, mit unserem Sozialsystem retten wir die überschüssigen jungen Männer aller Erdteile. Wir integrieren die ganze Welt. Das Ende ist noch offen, der Wohlfahrtsstaat wird wohl auch bald kapitulieren.

Für mich ist die hervorstechende kulturelle Leistung der Deutschen in den letzten hundert Jahre irgendwie der Wunsch immer die ganze Welt mit irgendetwas beglücken zu wollen. Gepaart mit gnadenloser Selbstüberschätzung, einem überhöhten Selbstbild, unglaublicher Naivität und Weltfremdheit und einem very unhappy end am Schluss.


Wobei, das Wirtschaftswunder, welches Deutschland zur Werkbank der Welt gemacht hat und es als Exportweltmeister enden lies, ging ja ganz gut aus. Vielleicht weil es keine Führungspersönlichkeit gab, die idiotische Ziele vorgab.
 
Schützenswert sind für ihn vor allem solche Minderheiten, die quasi "schon immer" in einem Land gelebt haben wie Sorben und Friesen in Deutschland.
das Buch scheint interessant
Das »quasi schon immer« stellt bereits ein definitorisches Problem dar.
Unterstellt, man nimmt dafür einen Zuzug zu einem Zeitpunkt an, bevor sich am betreffenden/betroffenen Ort ein Nationalstaat gebildet hat, müsste man die Liste bereits für »Deutschland« um Dänen und Hugenotten erweitern.

Und was ist dann mit den Vietnamesen und Sowjets, die sich in BRD und DDR befunden haben, als sich der Staat »Deutschland« 1990 erneut zusammengefunden hat?
;)
 
Merkel führt die Deutschen, die mittlerweile die moralisch überlegeneren Menschen sind (blabla)....

Merkel, besser: die deutsche Regierung will in dieser Sache eine europäische Einigung und eben
keinen deutschen Alleingang, von daher passen deine Deutschland-Vergleiche nicht.

Es geht doch schon lange nicht mehr um die paar Tausend Flüchtlinge, die man 2015 in Absprache mit
Österreich und Ungarn aufgenommen hat. Dieser „Fehler“ muss heute noch herhalten.
 
Ich fürchte, es finden sich sehr viele im europäischen Ausland die über "uns Deutsche" heute wieder so oder so ähnlich denken wie es dAddFv geschrieben hat. Sicher besonders viele in Polen, Tschechien und Ungarn. Hetzen die?
 
Da hetzen einige, sogar Politiker. Erst wollen sie in die EU, dann aber passt ihnen eine gemeinsame
Flüchtlingspolitik nicht. Und Schuld sind die Deutschen, klar.
 
Merkel, besser: die deutsche Regierung will in dieser Sache eine europäische Einigung und eben
keinen deutschen Alleingang, von daher passen deine Deutschland-Vergleiche nicht.
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Leider nein, es handelt sich um einen klassischen deutschen Alleingang. Und zwar wieder einer, der völlig befremdlich und irrational auf unsere Nachbarn wirkt und deshalb Angst macht, weil er Erinnerungen an die anderen deutschen Alleingänge weckt.
Es dürfte unbestritten sein, dass die in England als deutsche Hippie Politik gewertete Grenzöffnung als Zünglein an der Waage zum Brexit geführt hat.
Die Visegrad Staaten haben einen Zaun gebaut und werden eher aus der EU austreten als eine Million junger Männer aus rückständigen Ländern aufzunehmen. Dänemark hat die Grenzen dicht gemacht. Migranten werden keine mehr aufgenommen aber jeden Tag kommen viele abgelehnte Asylbewerber aus Dänemark um in Deutschland Asyl zu beantragen. Frankreich hat in den letzten Jahren 20.000 (??) aufgenommen. Italien hat ein Problem seit es seine Migranten nicht mehr über den Brenner schicken kann. Die nächsten Wahlen werden zeigen wie das im Volk ankommt. Sicher ist bereits, nicht gut.

Bei dieser Konstellation von einer europäischen Lösung zu reden kann ich nicht nachvollziehen. Eine europäische Lösung hätte bedeutet mit seinen Partner zu reden bevor man die Grenzen für Alle, auch für Ausweislose, geöffnet hat. Nett wäre es auch gewesen dieses Vorgehen, welches ich für einen Rechtsbruch halte, wenigstens mal kurz im deutschen Parlament zu diskutieren.
 
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Leider nein, es handelt sich um einen klassischen deutschen Alleingang. Und zwar wieder einer, der völlig befremdlich und irrational auf unsere Nachbarn wirkt und deshalb Angst macht, weil er Erinnerungen an die anderen deutschen Alleingänge weckt.

Falsch, es war mit den betroffenen Nachbarn abgesprochen.

Es dürfte unbestritten sein, dass die in England als deutsche Hippie Politik gewertete Grenzöffnung als Zünglein an der Waage zum Brexit geführt hat.

Möglich. Wer will schon Flüchtlinge aufnehmen? Könnte ja Geld kosten. Den Briten (der Hälfte) ging es nur ums Geld.

Bei dieser Konstellation von einer europäischen Lösung zu reden kann ich nicht nachvollziehen. Eine europäische Lösung hätte bedeutet mit seinen Partner zu reden bevor man die Grenzen für Alle, auch für Ausweislose, geöffnet hat. Nett wäre es auch gewesen dieses Vorgehen, welches ich für einen Rechtsbruch halte, wenigstens mal kurz im deutschen Parlament zu diskutieren.

Wie gesagt: Es werden nur immer die Ereignisse in 2015 plattgewalzt (etwas verfälscht) .. dass sich seitdem viel
getan hat und die Politik der EU kennst du nicht oder willst du gar nicht wissen.
 
Es dürfte unbestritten sein, dass die in England als deutsche Hippie Politik gewertete Grenzöffnung als Zünglein an der Waage zum Brexit geführt hat.
Unbestritten? Und ich Dummerchen dachte doch glatt, dass das Zünglein an der Waage die nicht zur Wahl Gegangenen der Mehrheit der EU-Befürworter im VK war :kopfkratz:
 
Unbestritten? Und ich Dummerchen dachte doch glatt, dass das Zünglein an der Waage die nicht zur Wahl Gegangenen der Mehrheit der EU-Befürworter im VK war :kopfkratz:

Nun, unbestritten gab es durchaus weitreichendere Gründe für das Votum, trotz allem lässt sich nicht ausschließen, dass dieses Thema auch Wähler an die Urne getrieben hat. Ich sehe das als einen der Mosaiksteine neben Themen wie EU-Ablehnung allgemein, alte Commonwealth- oder Dominion-Nostalgie und gewisse Minderwertigkeitsgefühle einer eher alten Generation. In Summe lässt sich aber auch hier konstatieren, dass die Bevölkerung insgesamt scheinbar mit großem Unbehagen die Unsicherheit der Zukunft in einer immer komplexeren Welt mit einer Tendenz zu zunehmend einfachen und isolationistischen Positionen kommentiert.
 
Ich sehe das als einen der Mosaiksteine neben Themen wie EU-Ablehnung allgemein, alte Commonwealth- oder Dominion-Nostalgie und gewisse Minderwertigkeitsgefühle einer eher alten Generation.
Für die Brexit-Befürworter, das haben repräsentative Umfragen klar ergeben, hat die Einwanderungsfrage eine zentrale Rolle gespielt. Mit dem Brexit wurde die Hoffnung verbunden, dass UK sich ohne die EU besser abschotten könne.

In Summe lässt sich aber auch hier konstatieren, dass die Bevölkerung insgesamt scheinbar mit großem Unbehagen die Unsicherheit der Zukunft in einer immer komplexeren Welt mit einer Tendenz zu zunehmend einfachen und isolationistischen Positionen kommentiert.
Nicht die "Bevölkerung insgesamt", "die Bevölkerung" ist auch in UK gespalten. Die jüngeren Wähler haben klar gegen den Brexit votiert. Diese Spaltung gibt es nicht nur zwischen Alt und Jung, sondern auch zwischen Stadt und Land. Zukunftsangst ist vor allem eine Frage der Bildung.
 
Für die Brexit-Befürworter, das haben repräsentative Umfragen klar ergeben, hat die Einwanderungsfrage eine zentrale Rolle gespielt. Mit dem Brexit wurde die Hoffnung verbunden, dass UK sich ohne die EU besser abschotten könne.

Nicht die "Bevölkerung insgesamt", "die Bevölkerung" ist auch in UK gespalten. Die jüngeren Wähler haben klar gegen den Brexit votiert. Diese Spaltung gibt es nicht nur zwischen Alt und Jung, sondern auch zwischen Stadt und Land. Zukunftsangst ist vor allem eine Frage der Bildung.

Danke für Deine Ergänzungen. Da stimme ich zu. Ich würde nur gerne an der Stelle nochmal einhaken, bei der Du Dich auf Bildung beziehst. Aus persönlichem Eindruck kann ich nicht bestätigen, dass die Frage der politischen Haltung ggü insbesondere der Flüchtlingspolitik oder genereller Skepsis einer solchen von mir gezeichneten Zukunft an das Bildungsniveau gekoppelt wären. Die Gleichung, dass gebildete offener sind geht hier meiner Meinung nach nicht auf. Im Gegenteil sehe ich einen starken Trend, dass die oftmals eher akademisch besser gebildeten konservativ-wirtschaftsliberalen Kreise im privaten Bereich den Ansätzen zugeneigt sind, die früher eher mit geringer Bildung assoziiert wurden, allerdings da auch in deutlich plumperer Form.
 
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