Trisomie 21?

Soweit ich mich erinnere ist die Fruchtwasserunterasuchung auch nur bei begründeten Verdacht zugelassen!
Mittlerweile reicht das Alter der Frau schon als "Grund" aus, genauer hinzusehen. Meine Frau war bei unserer Großen grade mal Anfang 30, trotzdem wurde uns die Untersuchung nahegelegt, und da wusste der Arzt noch nichts von meiner Vorgeschichte, zumal ich es nicht plakativ jedem zeige.
 
Bereits die befruchtete Eizelle hat direkt nach der Zeugung die komplette DNA.
Das allein kann es noch nicht sein. Ein abgetrennter Finger hat auch die komplette DNA. Auch das Blut, das aus einer kleinen Wunde austritt. Beides allein ist aber nicht lebensfähig.
 
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Das sieht die Gesellschaft aber anders...f.q.
Genau das meine ich. Die Gesellschaft fordert immer stärker den stromlinienförmigen, wirtschaftlich voll ausnutzbaren Menschen. Jede Abweichung von der Norm stört da nur. Eltern, die sich um kranke oder behinderte Kinder kümmern müssen, werden dadurch von der Arbeit abgehalten usw. Diese Unmenschlichkeit ist es, die mich stört.
 
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Das allein kann es noch nicht sein. Ein abgetrennter Finger hat auch die komplette DNA. Auch das Blut, das aus einer kleinen Wunde austritt. Beides allein ist aber nicht lebensfähig.
Ja, aber aus einer befruchteten Eizelle wird ein Mensch - aus einem abgeschlagenen Finger oder einem Tropfen Blut nicht.
Ein Baby/Kleinkind ist auch nach der Geburt die ersten Lebensjahre nicht überlebensfähig ohne Support von aussen; das kann es also auch nicht sein oder sollte man die Spätabtreibung in diesem Sinne konsequenterweise auch noch auf ein "Beseitigen nach der Geburt" ausweiten? Vielleicht hatten sich die werdenden Eltern ja vor der Geburt überschätzt und merken, dass sie gar nicht fähig sind, sich ums neue Leben zu kümmern?

Seht ihr, was ich meine, wenn ich sage, Menschen sollten nicht über die Definition des Menschseins urteilen?
 
Genau das meine ich. Die Gesellschaft fordert immer stärker den stromlinienförmigen, wirtschaftlich voll ausnutzbaren Menschen. Jede Abweichung von der Norm stört da nur. Eltern, die sich um kranke oder behinderte Kinder kümmern müssen, werden dadurch von der Arbeit abgehalten usw. Diese Unmenschlichkeit ist es, die mich stört.
Ich habe in dem "Brauche ich eine Apple Watch" Thread das Wort "Selbstoptimierung" gelesen und musste an dem Punkt nicken. Die Gesellschaft ist mittlerweile auf Perfektion ausgelegt und wer nicht in das Bild paßt, fällt durch das Raster hinab ins Bodenlose. Ich kann Abtreibungsgegner- aber auch Befürworter verstehen. Meine Intention der bisherigen Zeilen ist, dass ich mal die "andere Sicht" aufzeigen will. Natürlich geht es um ungeborenes Leben und dass man sich ein Stückweit als Henker verhält, wenn man sich gegen eine Weiterführung der Schwangerschaft entscheidet, sobald man das Ergebnis der Untersuchung bekommt. Aber, was nutzt es dem ungeborenen Leben dann später in der Welt, wenn es aufgrund der vorliegenden Makel keine Chance bekommt und das gesamte Leben nur Stolpersteine und Spießrutenlauf bedeutet? Ist das lebenswert, wenn man permanent an seine eigenen Grenzen stößt? Ich hatte durchaus schon suizidale Phasen wegen alledem, was mir so passiert ist in meinen 53 Jahren und ich bin in einer Zeit groß geworden, in der diese Optimierung noch nicht so weit vorangeschritten war, wie es heute sichtbar der Fall ist. Heute wird nichts mehr dem Zufall überlassen. Das fängt bei Instagram Bilder an, und endet letztlich an der eigenen Darstellung im Privaten und auch im Job. Jeder noch so kleine Makel kann Probleme mit sich führen.

Natürlich sind Downies tolle Menschen, ich kenne einige, aber auch dort hörte ich immer wieder Stimmen, die meiner eigenen Wahrnehmung sehr ähnelten: "Warum haben meine Eltern damals nicht einfach Nein gesagt. Das Leben, dass ich führen muss, ist Ka**e".

@Ezekeel
Bisher finde ich den Thread absolut okay, da gibt es schlimmere ;)

Und sorry, dass wir immer noch etwas OT sind.
 
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Genau das meine ich. Die Gesellschaft fordert immer stärker den stromlinienförmigen, wirtschaftlich voll ausnutzbaren Menschen. Jede Abweichung von der Norm stört da nur. Eltern, die sich um kranke oder behinderte Kinder kümmern müssen, werden dadurch von der Arbeit abgehalten usw. Diese Unmenschlichkeit ist es, die mich stört.


Du wirfst hier drei Dinge durcheinander bzw. vermischt diese.

Es ist das eine darauf zu testen ob man ein Kind mit Down-Syndrom bekommt.
Ein zweites ist, danach zu überlegen ob und wie man mit einer positiven Diagnose umgeht.

Ein drittes ist, und dies kann man wirklich anprangern, das "die Gesellschaft" Menschen mit Einschränkungen bzw. die Eltern dieser Menschen, ablehnt.

Die ersten beiden Punkte sind reine Privatsache der werdenden Eltern.
Bei dem dritten Punkt ist in der Tat "die Gesellschaft" gefordert.

Ob es Menschen gibt, die ihr zukünftiges Kind streamlinen wollen (sogar Crispr anwenden würden), ja die gibt es. Ich denke aber, das diese Menschen weder sich, noch ihrem zukünftigen Nachwuchs einen Gefallen tuen. Es ist aber nicht an mir über diese Menschen zu urteilen.
 
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Es ist das eine darauf zu testen ob man ein Kind mit Down-Syndrom bekommt.
Ein zweites ist, danach zu überlegen ob und wie man mit einer positiven Diagnose umgeht.

Ein drittes ist, und dies kann man wirklich anprangern, das "die Gesellschaft" Menschen mit Einschränkungen bzw. die Eltern dieser Menschen, ablehnt.

Die ersten beiden Punkte sind reine Privatsache der werdenden Eltern.
Bei dem dritten Punkt ist in der Tat "die Gesellschaft" gefordert.

Vielleicht hatte ich mich noch nicht klar genug ausgedrückt, aber genau das meinte ich.

Ob es Menschen gibt, die ihr zukünftiges Kind streamlinen wollen (sogar Crispr anwenden würden), ja die gibt es. Ich denke aber, das diese Menschen weder sich, noch ihrem zukünftigen Nachwuchs einen Gefallen tuen.
:unterschreibe:
 
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Ich würde diese Frau wegen dieser Entscheidung niemals verurteilen. Mir geht es um die gesellschaftliche Akzeptanz von Abweichungen von der Norm.
Das hat aber nichts mit dem Trisomie21 Test zu tun, denn dabei geht es um die Information der betroffenen Eltern. Ob sie dann entscheiden, das Kind trotzdemzu bekommen oder es abtreiben zu lassen ist dann ein ganz persönliche Entscheidung. Die Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz stellt sich erst, wenn das Kind auf der Welt ist, also in der Gesellschaft angekommen ist. Denn bei aller gesellschaftlicher Akzeptanz sind es vor allem die Eltern, die mit dem Kind leben und für es sorgen müssen. Sie sollten rechtzeitig wissen, auf was sie sich einstellen müssen. Und das sollte nicht vom Geldbeutel abhängen.
 
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Nun wird aus einer ethischen Diskussion unnötigerweise eine politische. Was soll das politische Schubladendenken und -reden in dieser Diskussion bewirken? Nichts, außer Streit und Zwietracht.

In dieser Diskussion geht es auch nicht darum, anderen seine moralischen Überzeugungen aufzuzwingen, wie hier schon einige Posts früher vermutet wurde, sondern nur darum, die eigenen Überzeugungen in die Diskussion einfließen zu lassen.

Das ist Demokratie. Demokratie lebt von frei geäußerter Meinung. Soll das hier nun verboten werden, weil einigen das Kreuz nicht schmeckt? Dürfen sich hier nur noch die äußern, die dem Mainstream folgen? Soll die Meinungsfreiheit abgeschafft werden, weil die Mehrheit nichts mehr von Gott wissen will?
Natürlich soll und darf hier jeder seine Meinung sagen ... Man muss nur aushalten, dass dem andere Meinugen entgegegehalten werden. Und ich finde eine sich nur auf Gott und die Bibel berufende Argumentation zu einem derart persönlichen Thema etwas dünn. Denn wenn Gott das wäre, wofür Du ihn hältst, würde er den Betroffenen keine solchen Probleme mit auf die Welt geben. Und komme mir jetzt bitte nicht mit "Gottes Wege sind unergründlich" und solchen Sonntagsfloskeln.
 
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Die Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz stellt sich erst, wenn das Kind auf der Welt ist, also in der Gesellschaft angekommen ist.
Bist du wirklich sicher, dass das nicht eventuell schon beim Arzt losgeht? Oder einfach mit der Erkenntnis, wie unsere Gesellschaft regiert?
 
Ja, aber aus einer befruchteten Eizelle wird ein Mensch - aus einem abgeschlagenen Finger oder einem Tropfen Blut nicht.
Ein Baby/Kleinkind ist auch nach der Geburt die ersten Lebensjahre nicht überlebensfähig ohne Support von aussen; das kann es also auch nicht sein oder sollte man die Spätabtreibung in diesem Sinne konsequenterweise auch noch auf ein "Beseitigen nach der Geburt" ausweiten? Vielleicht hatten sich die werdenden Eltern ja vor der Geburt überschätzt und merken, dass sie gar nicht fähig sind, sich ums neue Leben zu kümmern?

Seht ihr, was ich meine, wenn ich sage, Menschen sollten nicht über die Definition des Menschseins urteilen?

Klingt auf den ersten Blick sinnig, auf den zweiten dann aber nicht mehr. Denn bei Ethik dreht sich ja alles darum, die Interessen möglichst vieler so gut als möglich unter einen Hut zu bringen. Um berücksichtigt werden zu können, muss man aber Interessen haben können, also ein Bewusstsein, Schmerzempfinden und so weiter. Das hat ein einzelner Finger nicht und ein ein paar Wochen alter Embryo auch nicht. Selbst Tiere, die ausgewachsen erheblich komplexere Lebewesen sind und von denen wir wissen, dass sie leiden können, führen wir ohne schlechtes Gewissen der Fleischindustrie zu. Übrigens: Deinen 200Millionen-Mal-Großvater würden wir - fiele er uns in die Hände - uns ebenfalls schmecken lassen, vielleicht mit Remouladensauce. Er war ein Fisch.

Nach deiner Sichtweise macht die DNA den Unterschied: Der Embryo würde, wenn man ihn nur ließe und nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, ein Mensch werden und kein grunzendes rosa Schweinchen. Der Knackpunkt dabei ist jedoch: Als Embryo ist er kein Mensch, und wenn du dir mal Gedanken darüber machen willst, wie viele Menschen es aufgrund der schieren genetischen Möglichkeiten geben könnte, aber trotzdem nie das Licht der Welt sehen werden, wird dir bald schwindlig werden: die Zahl ist astronomisch. Es gibt überhaupt kein System dahinter, keine gerechte Instanz, die entscheidet; es ist einfach ein grotesker Zufall, dass so gewöhnliche Typen wie du und ich auf der Welt sein dürfen und so brutal viele andere mögliche Menschen nicht. Diese unglaubliche Ungerechtigkeit hast du mit Abtreibung und ohne Abtreibung, denn letzten Endes ist auch das Handeln des Menschen Teil eines unüberschaubaren, chaotischen Geflechts von Zufall und Notwendigkeit.
 
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Bist du wirklich sicher, dass das nicht eventuell schon beim Arzt losgeht?
Es gibt solche Fälle, und es wird sie wohl auch in Zukunft geben. Ebenso wird ein Teil der Gesellschaft auch in Zukunft Behinderten (darunter subsummiere ich jetzt auch mal Trisomie 21, irgendein Wort benötigen wir hier nun einmal) die Teilnahme oder sogar das Existenzrecht absprechen. Das müssen wir wohl aushalten, wenn wir weiterhin alle unsere Meinungen sagen möchten. Der angesprochene Test wird daran nach meinem Dafürhalten weder positiv noch negativ etwas ändern. Ich sehe nach wie vor die Gefährlichkeit der Fruchtwasseruntersuchung als Hauptgrund an, den Test von den KK zu bezahlen. Weitergehende Eugenik („will ein Kind mit blauen Augen, blondem Haar und IQ größer 120“) lehne ich hingegen ab.
 
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So eine dämliche Einleitung des Artikels:

Sollte die Krankenkasse Bluttests bezahlen, mit denen sich feststellen lässt, ob ein ungeborenes Kind das Down-Syndrom hat? Und die Frage im Hintergrund: Sollte behindertes Leben möglichst gar nicht mehr auf die Welt kommen können?

Dann folgt das lustige Leben von Bäcker Konrad.

Da fragt man sich:
Sollen „normale“ Kinder in Zukunft abgetrieben werden, weil deren Leben dagegen ja so langweilig ist?
Oder wo ist das Problem, wenn die Krankenkasse einen Test zahlt?

Was hat überhaupt Konrad mit noch ungeborenen Menschen zu tun?

Und noch was: Ich bin froh, dass Uli, Heinrich, Marianne und 100 Milliarden weiterer Menschen nie geboren wurden. Wir haben nur begrenzt Ressourcen auf dieser Welt.

Trotzdem schätze ich jeden Menschen auf der Welt.
 
Soll die Meinungsfreiheit abgeschafft werden, weil die Mehrheit nichts mehr von Gott wissen will?

Ich sehe das genau andersherum, die Meinungsfreiheit wird abgeschafft, weil zu viele Menschen an Gott glauben.
Dein Wille geschehe ... usw.
Wo bleibt da die eigene Meinung?
 
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So eine dämliche Einleitung des Artikels:

...

Dann folgt das lustige Leben von Bäcker Konrad.

Das ist natürlich der große Schwachpunkt des Artikels: Er geht am Thema vorbei. Es kann bei Diskussion über den Trisomie21-Test doch nicht ernsthaft darum gehen, ob ein Mensch mit Down-Syndrom vollumfänglich gleichwertig ist; im Zusammenhang mit Pränataldiagnostik für ihn "Reklame" zu machen, wie es der Artikel tut, hat was beklemmend Schräges an sich. Einzelne, die - in welcher Hinsicht auch immer - aus dem Rahmen fallen, mag man als gesellschaftliche Bereicherung auffassen oder auch nicht (ich tue es aus der persönlichen Bekanntschaft mit einem Autisten heraus, der wie am Fließband unglaublich interessante Gedankengänge produziert, anderen damit neue Perspektiven eröffnet und Denkanstöße vermittelt), aber das kann niemals der Maßstab sein bzw. eine "Grundlage", darüber zu befinden, wer ein Lebensrecht hat und wer nicht. Alle Menschen haben es selbstverständlich gleichermaßen, sie sind gleichwertig (nicht gleich, und das ist auch gut so) - ein ethischer Grundkonsens, den man nicht mal ansatzweise in Frage stellen darf, weil es dann wirklich so etwas wie einen Dammbruch gibt, der Zivilisationen zersetzt wie nichts anderes.

Ein Trisomie21-Test ist nicht die Vorstufe von Eugenik (die immer abzulehnen ist), sondern eine diagnostische Methode, mit dem Ziel, Eltern aufzuklären. Die Aufklärung richtet sich direkt an die Betroffenen, deren persönliche Entscheidung es ist, den Embryo sich weiter entwickeln zu lassen oder nicht - denn letztendlich haben sie allein die Konsequenzen ihrer Entscheidung zu tragen. Das ist generell so, auch bei anderen Indikationen für Abtreibung.

Nun ist hier immer wieder von einer kalten Ellbogen-Gesellschaft die Rede, die auf "Selbstoptimierung" getrimmt ist, ein Phänomen des Spätkapitalismus. Es ist vermutlich nicht verkehrt, in solchen Normen eine Art Transmissionsriemen zu sehen, der die mit der "Selbstoptimierung", dem Leistungsdenken usw. verbundenen sozialdarwinistischen Denkmuster auf die Entscheidung mancher Eltern überträgt. Aber die Konsequenz daraus kann doch nicht sein, Tests zu verbieten bzw. unbezahlbar zu machen. Vielmehr müsste die Gesellschaft ihre Normen mal auf den Prüfstand stellen.
 
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Das ist natürlich der große Schwachpunkt des Artikels: Er geht am Thema vorbei. Es kann bei Diskussion über den Trisomie21-Test doch nicht ernsthaft darum gehen, ob ein Mensch mit Down-Syndrom vollumfänglich gleichwertig ist; im Zusammenhang mit Pränataldiagnostik für ihn "Reklame" zu machen, wie es der Artikel tut, hat was beklemmend Schräges an sich. Einzelne, die - in welcher Hinsicht auch immer - aus dem Rahmen fallen, mag man als gesellschaftliche Bereicherung auffassen oder auch nicht (ich tue es aus der persönlichen Bekanntschaft mit einem Autisten heraus, der wie am Fließband unglaublich interessante Gedankengänge produziert, anderen damit neue Perspektiven eröffnet und Denkanstöße vermittelt), aber das kann niemals der Maßstab sein bzw. eine "Grundlage", darüber zu befinden, wer ein Lebensrecht hat und wer nicht. Alle Menschen haben es selbstverständlich gleichermaßen, sie sind gleichwertig (nicht gleich, und das ist auch gut so) - ein ethischer Grundkonsens, den man nicht mal ansatzweise in Frage stellen darf, weil es dann wirklich so etwas wie einen Dammbruch gibt, der Zivilisationen zersetzt wie nichts anderes.

Ein Trisomie21-Test ist nicht die Vorstufe von Eugenik (die immer abzulehnen ist), sondern eine diagnostische Methode, mit dem Ziel, Eltern aufzuklären. Die Aufklärung richtet sich direkt an die Betroffenen, deren persönliche Entscheidung es ist, den Embryo sich weiter entwickeln zu lassen oder nicht - denn letztendlich haben sie allein die Konsequenzen ihrer Entscheidung zu tragen. Das ist generell so, auch bei anderen Indikationen für Abtreibung.

Nun ist hier immer wieder von einer kalten Ellbogen-Gesellschaft die Rede, die auf "Selbstoptimierung" getrimmt ist, ein Phänomen des Spätkapitalismus. Es ist vermutlich nicht verkehrt, in solchen Normen eine Art Transmissionsriemen zu sehen, der die mit der "Selbstoptimierung", dem Leistungsdenken usw. verbundenen sozialdarwinistischen Denkmuster auf die Entscheidung mancher Eltern überträgt. Aber die Konsequenz daraus kann doch nicht sein, Tests zu verbieten bzw. unbezahlbar zu machen. Vielmehr müsste die Gesellschaft ihre Normen mal auf den Prüfstand stellen.
:unterschreibe:
 
Vielmehr müsste die Gesellschaft ihre Normen mal auf den Prüfstand stellen.
Da wäre die Frage, wer in dieser Gesellschaft welche Normen aufstellt. In meinen Augen sind es eher ganz reale Alltagsschwierigkeiten, die höchste Anforderungen an die Eltern stellen.

Wir sind eng mit einer benachbarten jungen Frau befreundet, die Trisomie21 hat. Sie kommt häufig zu Besuch, wie unternehmen auch mal was mit ihr, in der ganzen Nachbarschaft ist sie äusserst beliebt. Sie ist musisch begabt, sehr kreativ, eine Bereicherung für alle, die sie kennen. Ein Sonnenschein – für diejenigen, die keine Verantwortung tragen müssen.

Allerdings haben wir auch die Probleme der Eltern mitbekommen. Die Beziehung und die ganze Familie (es gibt noch zwei gesunde Geschwister) waren durch die Trisomie ständig einer starken Belastung ausgesetzt, vorübergehend trennten sich die Eltern auch. Es ist bewundernswert, wie sie alle das gemeistert haben. Solche Kinder sind sehr betreuungsintensiv. Dann die Probleme, sie zu beschulen, dann die lange Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz.

Eltern, die sich für das Austragen und Großziehen eines solches Kindes entscheiden, haben meinen allerhöchsten Respekt. Und das würde ich ich auch für die gesamte Nachbarschaft sagen.
 
Das sieht die Gesellschaft aber anders.
Die bereits mehrfach erwähnte Doku habe ich ebenfalls gesehen und rein rational konnte ich die Eltern verstehen, dass sie die zweite Schwangerschaft vorzeitig beendet haben. Es geht hier nicht primär um die Behinderung, es geht um alles, was ab Geburt folgt. Wir haben in der Nachbarschaft einen Downie und einen Albino. Beiden Eltern schlägt pure Ablehnung entgegen. Ich sehe vielmehr die Kinder in dieser Situation, die beide keine soziale Anbindung genießen, völlig auf sich allein gestellt sind, keine Besuche, keine Freunde, nicht mal Geburtstagsfeiern mit anderen Kindern. Sozial isoliert, sowohl die Kinder als auch die Eltern.
Aber, ich bin ebenfalls einer von diesen Fällen, die in der Gesellschaft nicht ankommen bzw ausgegrenzt werden. Autist, und dadurch schwerbehindert vor dem Gesetz und zwar zu 100%, die in meinem Ausweis stehen. Ich kenne das, wenn man in der Schule durch Leistungen auffällt und es später zum Fluch wird, weil einem kein Arbeitgeber eine Chance geben will, obwohl man Fähigkeiten nachweisen kann, über die Neurotypische nicht verfügen. Möchte das nicht näher ausführen. Aus diesem und diverser anderer Gründe bin ich nun im 30ten Jahr meiner freiberuflichen Tätigkeit, da ich mir anders nicht zu helfen wusste und nicht in einer Werkstatt enden wollte.

Die Gesellschaft ist heute scheinbar noch mehr auf den perfekten Menschen ausgerichtet, als sie es schon vor 35 und mehr Jahren war. Wenn mir damals schon die blanke Ablehnung entgegen schlug, wie ist es dann erst heute? An dem Punkt muss man sich dann als Eltern vielleicht ehrlich machen und einfach mal weiterdenken. Was muss ich stemmen, um dem kleinen Menschen ein lebenswürdiges Leben zu geben? Wo sind die Hürden und wie hoch sind sie? Habe ich Unterstützung, finanzieller und menschlicher Art? Es fehlen schon jetzt Pflegekräfte an allen Ecken und Enden, die Situation dürfte sich nicht dramatisch verändern, tippe ich mal. Die Untersuchung sollte bezahlt werden, ohne Wenn und Aber, und an dem Punkt sollte man den Eltern dann die freie Entscheidung lassen, losgelöst von allen moralischen Vorstellungen, denn keiner, der ein sorgenfreies Leben führt, wird sich jemals in solche Probleme hineinversetzen können. Das wäre anmaßend, wie ich finde.
Da würde ich mla hart sagen: ihr wohnt am falschen Fleck. Die Probleme mit Ämtern, Versicherungen etc kann ich nachvollziehen, die Ablehnung durch euer soziales Umfeld nicht. Meine grosse ging in eine inklusive Kita. Die haben wirklich alles gehabt. Schwerpunkt war gehörlos, aber es gab auch alles andere. Die Kinder haben sich ganz selbstverständlich gegenseitig besucht und zu Geburtstagen eingeladen. Es gab extra Elternabende an denen die Kinder vorgestellt wurden. Kam eins zu Besuch gab's sowas wie eine Anleitung. Da haben sich die jeweiligen Eltern drumm gekümmert, unterstützt durch die Erzieher, damit im Fall des Falles die Eltern des besuchten Kindes wussten was möglich und zu tun ist(Medikamente, Verhaltensregeln etc) . Da gabs Spastiken, Lähmungen, Epilepsie und was man sich so vorstellen kann.
Für meine Tochter ist das, dank dieser Kita, alle total normal. Die geht auch mit ihrem Neffen(frühkindliche Autismus) ganz normal um und akzeptiert seine Besonderheiten und Bedürfnisse als ganz selbstverständlich.
Nummer zwei ist in einer anderen Kita ohne echte Integration. Die hat da eine ganz andere Umgang mit den ich manchmal echt erschreckend finde.

Was ich damit sagen will: das ist eine Frage des sozialen Umfeldes und seiner Erziehung und Erfahrung. Offensichtlich habt ihr da totales Pech. Aber man kann nicht aus deiner Erfahrung darauf schliessen, dass es allen so gehen muss.

Was man daraus jetzt für diese Untersuchung ableiten soll: keine Ahnung. Ich befürchte, dass man es den Eltern überlassen muss, obwohl man weiss, dass 90% bei einem positivem Ergebnis mir genau dieser Entscheidung massiv überfordert sind. Viele deiner Frage(Wo sind die Hürden, das finanzielle etc) lassen sich durch den Test ja gar nicht beantworten. Der Test sagt ja nur aus, ob die Chromosomenanomalie vorhanden ist, aber nicht in welchem Schweregrad sich dieser auswirkt.
 
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