Wenn ich merke, dass ich mich im Konsens mit einer (momentan) weit verbreiteten Meinung befinde, ist es für mich immer an der Zeit mich hinzusetzten und die Sache von möglichst vielen Standpunkten zu beleuchten um dann irgendwie den meines Erachtens sinnvollsten heraus zu finden...
Auf jeden Fall wäre ich vorsichtig mir ohne großes Nachdenken ein "FREE TIBET" T-Shirt anzuziehen und durch die Strassen zu laufen.
Natürlich verstehe ich jeden der auf ein Selbstbestimmungsrecht der Völker plädiert usw. usw. ... ( Die ganzen Argumente der Chinagegner sind durchaus nachvollziehbar.)
Aber:
1. ist Tibet nicht das einzige "Land" das sich versucht zu emanzipieren.
Warum wird gerade Tibet so "gehypt"?
2. Ich kann mir gut vorstellen, dass die chinesischen Medien zensiert sind aber
GEDANKENMODELL: Die chinesischen Medien sagen das natürlich nicht von sich selbst. Also sollte ich auch nicht davon ausgehen, dass unsere Medien völlig frei und absolut an der Wahrheit berichten, nur weil sie es selbst von sich behaupten.
Ich denke da gar nicht so sehr an staatliche Einschränkungen, aber sie senden, schreiben eben auch vielleicht nur das, was die Käufer sehen, hören, lesen wollen oder von was sie ausgehen, dass die potentiellen Käufer es für interessant usw... finden.
3. Ein klein wenig Utilitarismus: Ist es überhaupt "nützlich" etwas gegen China zu sagen, selbst wenn ich wissen würde, dass die Situation gegen meine moralischen Werte spricht. ( Wirtschaft, Weltsituation)
4. Kaum jemand wird an die Toten der Kriege denken, die in den napoleonischen Kriegen gefallen sind, wenn ich den Namen Napoleon in den Raum werfen würde. Viel mehr wird man sich an seine Eroberungen mit einem gewissen Respekt anpirschen. Was sind also die paar Toten gegen ein starkes China? Aus der Sicht der chinesischen Regierung, wird sie die Geschichte vll. freisprechen?
5. Sollten wir es Religionen/Religionsführern ermöglichen politische Machtanspruche territorial umzusetzen? Wenn der gute Lama einen Staat re-gründen möchte ist das ok, aber wenn in der Türkei auf einmal wieder religiöse Menschen Politik machen, ist das natürlich absolut unschön?
( Der Vergleich mag hinken, bitte nur mal als Denkanstoß auffassen)
6. Sind Nationalstaaten wirklich ein Konzept der Zukunft? Dieses Prinzip der Staaten hat in der Vergangenheit doch massiv zu Konflikten geführt, oder nicht?
Natürlich sind diese Punkte längst nicht Ende meiner Überlegungen gewesen, aber sie zeigen doch deutlich, dass man nicht wirklich sagen kann:
CHINA BÖSE - Tibet gut.
Und gleich auf die Bildung des TE zu schimpfen, statt ein wenig nachzudenken und festzustellen, dass auch hier wie fast überall, alles relativ ist, finde ich fatal.
Gruß
p.s.: Irgendwelchen Flamern die auf dem Niveau der ersten Antworten schreiben, werde ich mich nicht zuwenden. Sachlicher Kritik bin ich jederzeit aufgeschlossen.