Erstmal: Diese homosexuellenfeindliche Äußerung von "Die Wuerger" finde ich absolut verächtlich. Das hier Leuten ihre persönliche Kultur und ihre Sexualität vorgeschrieben wird (Pardon: Vorgeschrieben werden
soll), halte ich für einen tiefen Eingriff in die individuellen Freiheitsrechte eines jeden Menschen und dem Grundgesetz widersprechend.
Daher schließe ich, dass hinter dieser Äußerung ein zutiefst undemokratisches Weltbild steckt, weshalb ich mich "JohnnyChicago" in diesem Punkt nur anschließen kann.
Zum Thema: Ich halte es für vollkommen falsch, das die Tibetische Kultur seitens der VR China eingeschränkt wird und eine religiöse Unterdrückung herrscht.
ABER: Man bedenke auch, dass die VR jährlich 200 Millionen $ in die Entwicklung Tibets investiert und den (materiellen) Lebensstandard deutlich gehoben sowie die Infrastruktur verbessert hat.
Natürlich ist das keine rechtfertigung für die religiöse Unterdrückung, jedoch werden solche pikanten Details in den bürgerlichen Medien elegant verschwiegen, was auf eine sehr einseitige Berichterstattung schließen lässt - das kritisiere ich.
Vor der Befreiung der Tibeter durch die VR, 1950, herrschte in Tibet ein aristokratisches Feudalherrensystem. Die Bauern waren Leibeigene der Mönche und waren total entrechtet. Es herrschte willkürliche Diktatur der Klöster, welche als einzige Anlaufstellen für Gesundheitliche Versorgung oder Bildung existierten. Demokratie gab es faktisch nicht. Das kann ich nicht gut heißen. Da erkenne ich an, dass die Tibeter von dieser Unterdrückung durch die Religion befreit wurden.
Der Dalai-Lama ist angesichts dieser von ihm getragenen Situation in Tibet eindeutig nicht der Gutmensch, als der er sich darstellt bzw. als der er vielmehr dargestellt
wird.
Für mich kommt weder eine Unterdrückung
durch die Religion, noch eine Unterdrückung
der Religion als Humanistische Lösung in Frage.
Doch ich denke mit einer Spaltung der Nationalen Einheit ist niemandem geholfen. Ich vermute, dass die VR China dadurch gegenüber ihrer eigenen Bevölkerung wesentlich repressiver wird und in Tibet ein nicht minder repressives aristokratisches System wieder aufblüht. Ob der Dalai-Lama will - oder nicht.
Ich halte es daher für die richtige Lösung friedlich zu protestieren und innerhalb der VR China für Reformen und demokratischen Sozialismus einzustehen.
Wikipedia schrieb:
Am Beginn standen gewaltfreie Demonstrationen der Mönche des am Rande Lhasas gelegenen Sêra-Klosters, die die Rückkehr des Dalai Lama und die Unabhängigkeit Tibets forderten. Von den chinesischen Behörden wurden diese Proteste vorerst geduldet.
Hier wird ersichtlich, dass es erst zur Eskalation kam, als die Proteste in Gewaltsame Akte der doch so pazifistischen Mönche ausuferten.
Ich kann Gewalt gegen unbeteiligte - insbesondere gegen Zivilisten - eindeutig nicht Gut heißen.
Nun, mit der VR China kann ich mich als Sozialist und Humanist nicht solidarisieren, da ich die repressive Politik selbiger nicht mittragen kann.
Jedoch kann ich mich genausowenig mit den einstigen Feudalherren und gewaltbereiten Mönchen solidarisieren, welche nun die vollste Sympathie der westlichen Medien genießen.
Ich halte diese unreflektierte Solidarität einfach für den falschen Weg. Insbesondere die Medien sollten sich in differenzierter Berichterstattung üben, aber sie lassen keinen Weg aus um die positiven Seiten der VR China zu verschweigen und diesen Konflikt total zu pushen.
Das kann ich ebensowenig mittragen wie die Zensur auf Seiten der Chinesischen Medien.
Ich kann mich der Aussage meiner Genossin Schneider in der Hamburger Bürgeschaft uneingeschränkt anschließen.
Sie sagte:
Christiane Schneider schrieb:
Aber auf der anderen Seite müssen sich auch die tibetischen Religionsführer, das tibetische Mönchstum, das die Oppositionsbewegung offensichtlich anführt und, so scheint es, auch die Initiative ergriffen hat, der Fragen stellen, welchen Kurs sie bei der Modernisierung, der Beseitigung von Armut und nicht zuletzt der Verwirklichung der Menschenrechte steuern. Die Weltgesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten keine guten Erfahrungen mit Religionsführern gemacht, die sich als Repräsentanten gesellschaftlicher Opposition in die Politik mengten.
[...]
Wir wissen alle, was Nationalismus anrichten kann, der zur Religion überhöht wird bzw. sich religiös aufrüstet. Über religiöse Offenbarung kann nicht diskutiert werden. Ein Staat, der auf religiöser Offenbarung aufgebaut ist, versperrt sich demokratischen Verfahren der Willensbildung. Auf einen solchen Abweg können, wie die Geschichte gezeigt hat, auch sozialistische Bewegungen geraten, wenn sie sich als Heilsbewegungen missverstehen.
Man kann sagen, dass in der chinesischen Gesellschaft die politische Gesinnung wie ein Bekenntnis gehandhabt wurde und wird. Im Modernisierungsprozess der VR China kommt es darauf an, die Verpflichtung auf ein politisches Bekenntnis zu lösen, um zu einem toleranten Meinungsstreit auf der Basis von Meinungsfreiheit zu kommen.
Soviel dazu.
Als letztes möchte ich noch hinzufügen, dass ich Äußerungen über meine Person wie "Ach, das wächst sich noch raus" oder andere in dieser Art als absolut unsachlich und unverschämt erachte. Solche Äußerungen sind entwürdigend und in keinster Weise einer sachlichen Debatte dienlich.
In diesem Sinne.
Quellen:
-
http://de.wikipedia.org/wiki/Unruhen_in_Tibet_2008
- jungeWelt vom 26. und 27. März 2008