Also,
äh, ich will mich nicht als Moralapostel aufspielen, aber meine Filesharer-Zeit habe ich bereits lange hinter mir.
Zwei Dinge sind mir als Erkenntnis geblieben:
1) Während der eine Industriezweig (Unterhaltungsbranche, Musik, Videos, Spiele etc.) unter Filesharing zu leiden scheint, erlebt ein anderer Industriezweig dadurch seinen Boom (Festplatten, Internetzubehör, allen voran die Provider mit Bandbreiten-Anschlüssen). Ich beobachte entspannt - quasi - von außen, wie und was sich da entwickelt, denn viele werden sicher noch eine böse Überraschung erleben, wenn sie endlich Filesharing abgemurkst haben (Hinweise: Braucht jemand DSL3000 oder DSL6000 ohne Filesharing, braucht ein Privatanwender wirklich 500GB Festplatte? ;-)). Des einen Freud, des anderen Leid.
2) Viel schlimmer als den strafrechtlich relevanten Tatbestand des Mißbrauchs von Urheberrechten finde ich heute den moralischen Zerfall, der mit Filesharing einhergeht. Wenn man sich die ganzen Kiddies mal anschaut, mit welcher Selbstverständlichkeit die sich Gigatonnen von Zeugs saugen, tauschen, verbreiten, immer mehr, kein Danke und nichts, teilweise noch unverschämt werden, wenn etwas Gezogenes mal nicht gleich funktioniert (Ja, hoppla!), verzweifelt heulen, nur weil sie am Ende des Monats keinen dreistelligen GB-Betrag aufweisen können und sofort deswegen einen Support-Thread aufmachen, um ihren Download-Speed zu optimieren, eine einzige Katastrophe das ganze Gehabe. Man lernt nicht mehr zu unterscheiden zwischen Gut und Böse, Mein und Dein, es ist alles einfach nur noch: Meins! Und das Ganze spiegelt sich natürlich von der privaten in die geschäftliche Welt rüber, ich kenne Firmen, in denen es innerhalb der Belegschaft sowas wie eine inoffizielle Videothek gibt, "Hast du den schon gesehen, soll ich dir kopieren?", es gibt Exchange-Media-eMail-Verteiler, über die lustig die neusten "Errungenschaften" verkündet werden, gibt dir der Admin nicht die Software oder Lizenz, bringen wir uns den Kram einfach von zuhause mit ... Und so weiter. Und einem Jungendlichen oder Kind etwas schenken macht mitunter auch keinen Spaß mehr, "Habe ich schon gesehen!", "Habe ich beim Kumpel schon durchgespielt!", alles Schnee von gestern, wenn du so einen Menschen erfreuen willst, mußt du schneller sein als das Produkt selbst, Filesharer eben ;-)
Und diese Moral sieht man ja hier auch am User "tomnolix". Erinnert mich an ein Kind, welches unbedingt etwas haben will. Bekommt es das nicht, wird es aggressiv und wenig argumentativ. Dann ist alles andere "Scheisse", "Rotz", "Dreck", ohne sich mit dem anderen je groß aufgehalten zu haben. "Keine Ahnung, interessiert mich nicht!" Genauso, wie die Filesharer immer argumentieren, sie kopieren nur deshalb MP3s, weil ja von den Studios nur Mist produziert wird - schaffen es aber trotzdem im selben Atemzug, sich Platte über Platte, Rohling über Rohling von dem Zeuchs zuzuknallen.
Mit meinem zweiten Mac habe ich alle Programme, die ich benutze, gekauft. Und das hat was: Das System läuft stabiler, man zieht sich nicht alle halbe Stunde was neues auf die Platte, man hechelt nicht mehr wie ein Bekloppter dem neusten Crack oder der aktuellen Serial hinterher, man lebt einfach entspannter ;-)
Und Musik, oder Filme, die mich interessieren, kaufe ich auch. Schliesslich möchte ich, dass "meine" Band auch nochmal ein Album macht oder den Schauspieler, den ich mag, in einem anderen Film sehen.
Soviel dazu, es grüßt
Shuffle