Ein paar Kommentare meinerseits...
Ich denke, die ganze Gesellschaft sollte da erst mal anfangen sich zu verändern und die Definition von Wohlstand und Ansehen der Arbeit neu zu beurteilen. Nur dann könnte meines Erachtens alle Menschen gleich respektiert werden und es würde nicht immer der Sündenbock jedes Jahr aufs neue erfunden werden.
Ich bin viel in der Welt unterwegs und höre oft von Freunden und Kollegen im Ausland die erstaunte Aussage: "Ihr Deutschen definiert euch und euren Status sehr stark über eure Arbeit. Bei uns ist das anders: Wir arbeiten auch gerne, aber die Tätigkeit an sich hat nicht so einen hohen Stellenwert für den eigenen Selbstwert. "
Manchmal hilft es einem jedem, wenn er sich mal ehrlich fragt, ob er wirklich tauschen möchte. Ein wenig mehr Verständnis, ein wenig weniger Neid auf Nichtigkeiten und wesentlich mehr gemeinsame Gespräche beim Kaffee oder einer Kippe würden da schon Wunder wirken.
Ja, der Verlauf der Diskussion kommt vom Thema ab. Es geht mir nicht darum, ob ein Arbeiter ein besserer Mensch sei als ein Manager. Ich finde Dünkel gegenüber einer anderen "Klasse" generell sehr zweifelhaft.
Wir sind im Internet, da kann man wegen der Anonymität keine richtig gute Diskussion führen
Aber dafür ist die Diskussion hier gleichzeitig auch das Protokoll. Das ist sehr praktisch zum Nachlesen, und um jederzeit neue Beiträge zu liefern, unabhängig davon, wer gerade wann Zeit hat.
Auf der anderen Seite fällt es den rastlosen und quasi immer arbeitenden natürlich schwer nachzuvollziehen wie schwer es für jemanden ist sich beruflich zu verändern, mehrere Ortswechsel hinter sich zu bringen und lebenslang zu lernen. Was daran liegt dass man es nun mal ständig tut...
Tja, das wird leider gerne übersehen. Ich stamme auch aus einfachen Verhältnissen und musste sehr viel für mein Leben tun. Dafür bin ich inzwischen ziemlich sicher, dass ich keine Probleme hätte, sofort neue Arbeit zu finden.
Es gibt vieles was man für sich tun kann, aber es ist mit Sicherheit nicht einfach. Bereitschaft zum Ortswechsel, ständiges Lernen, ständige Weiterbildung (Fachliteratur lesen, mindetens zwei bis drei Seminare pro Jahr, auch unabhängig vom Arbeitgeber), regelmäßige persönliche Qualifizierungen und Zertifizierungen (alle 5 bis 10 Jahre), system- und abteilungsübergreifendes Denken trainieren, Risiken und Chancen der eigenen Veränderung abwägen, und so weiter.
Wenn jemand lieber sein Leben lang im gleichen Ort bleibt, im gleichen Haus lebt, am gleichen Stammtisch sitzt und die gleichen Themen diskutiert - das ist mMn auch OK. Mit einer solchen Einstellung würde ich selbst aber Panik bekommen, dass eines Tages das böse Erwachen kommt, weil sich irgendwelche Umstände an der Arbeitssituation ändern, und man erst dann merkt, dass man in einer Sackgasse ist.
Schweres Thema, aber wie gesagt, bei den meisten Unternehmern die ich kenne und die immer noch Bewerbungen lesen ist Arbeitslosigkeit kein Stigma, sofern in der Zeit etwas getan wurde.
Es gibt genügend ausserschulische Maßnahmen um sich weiter zu bilden (Meister, Handelsfachwirt bei Kaufleuten usw.) um auf genau das selbe "Niveau" eines Akademikers zu gelangen. Meistens sind das dann die Menschen, die nicht völlig realitätsferne Vorstellungen vom Arbeitsleben haben, da sie ja schon eine Berufsausbildung durchlaufen hatten.
Bildung ist das eine, weitere Bereitschaft wie ich oben nannte gehört sicher auch dazu, um sich persönlich unabhängiger zu machen. Das kann jeder einzelne für sich selbst tun, um eine Arbeitslosigkeit zu überwinden.
Vielleicht ist die Situation heute nicht mehr so schlimm wie ich dachte.