Degradiert? Ist das so eine Art philosophischer Minderwertigkeitskomplex?
Ist dir der Gedanke schlussendlich nur eine sehr komplexe Maschine zu sein
unbequem? Musst du dich in wirre Gedankenkonstrukte fluechten weil dir
die rationale Realitaet nicht passt? So gesehen scheint Philosophie eher
eine Religion als eine Wissenschaft zu sein.
Das ist mal wieder so ein Beispiel einer hochnäsigen naturwissenschaftlichen Perspektive, die jeglicher neuer wissenschafttheoretischen Kenntniss mangelt. Die mechanistische Weltsicht ist nur eine Weltsicht unter anderen, weder wahrer noch falscher als andere. Das ist etwas, was man von der Wissenschaftstheorie (und eben auch der Philosophie) lernen kann.
Also mal ne kleine Nachilfe in Wissenschaftstheorie:
Jede Wissenschaft hat ein eigenes methodisch-theoretisches Konzept, mit dem sie die ganze Wirklichkeit zu erklären versucht. Daher sehen die Wissenschaften sich auch nicht nur einen Teil der Wirklichkeit an (das berühmte Kuchenmodell der Wissenschaft, nach der jede Wissenschaft sich einen Teil des Kuchens vornimme), sondern sieht sich die ganze Wirklichkeit/Kuchen an, nur eben aus ihrer methodisch-theoretischen Perspektive.
Ein Beispiel, das Weinen.
Tränen fallen nach unten, das macht das Weinen zum Gegenstand der Physik. Tränen werden produziert, das macht es zu Gegenstand der (Bio-)Chemie. Beim Weinen kommt Seelisches zu Ausdruck (Freue, Trauer, etc), das macht es zum Gegenstand der Psychologie. Weinen bedeutet in Europa etwas anderes als bsw in Japan (Gesichtsverlust), das macht es zum Gegenstand der Ethnologie. Etc, pp...
Die physikalischen, biochemischen Aussagen zum Weinen sind weder wahrer noch falscher als die psychologischen oder ethnologischen. Und weder die Psychologie (mein Fachgebiet) noch die Ethologie arbeiten/denken mechanistisch (Quod erat demonstrandum). Das, was die jeweilige Wissenschaft dabei als Bauplan rekonstruiert, ist kein Bauplan 'an sich', also kein Bauplan, wie die Wirklichkeit unabhängig vom Menschen/Forscher funktioniert, sondern ist eine *menschliche* 'Tatsache' (i.S.v. getaner, hergestellter Sache). Wie eine apriori Wirklichkeit aussieht und ob es sie gibt, das wissen wir nicht und werden wir auch nicht herausfinden können.
Was mich an der Gentechnik immer wieder ärgert, ist, das sie ständig mit hochtrabenden Versprechnungen arbeitet, deren Realisierung immer weiter auf die Zukunft verschoben wird. Und wie es nun mal so ist: wenn jemand ständig verspricht zu kommen und dann doch nicht kommt, dann wartet und kümmert man sich irgendwann nicht mehr auf/um ihn...
Mal davon abgesehen, das -soweit ich als Laie das verstanden habe- auch in der Genforschung sich immer mehr die Meinung durchsetzt, das Gene eben nicht diese alleskönnenden Bausteine sind, für die man sie lange Zeit gehalten hat. Aber da wissen anwesende Genforscher sicherlich mehr drüber...
Übrigens bin ich ein Beführvorter der Genforschung, nur würde der Genforschung mal ein bischen mehr Realitätsbasierung und Bescheidenheit, und etwas weniger Allmachtsfantasien gut tun...