Prinz Herbert
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Auch wenn Wirtschaftspolitik der "Kracher" ist, wie du schreibst: Bildungspolitik, Klima-, Umwelt-, Verkehrs- und Energiepolitik reichen in die Zukunft, sind eine Frage der Generationengerechtigkeit und keineswegs irrelevant. Einwanderungspolitik! Familienpolitik, die Stellung der Kinder, oder gesellschaftliche Fragen wie die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften bestimmen für viele viele Menschen den Alltag.
Das sehe ich anders. Fast alleThemen, die du ansprichst, sind stets mit der Frage verknüpft, inwiefern wir "uns das wirtschaftlich leisten können". Dass ein für breite Schichten wählbarer Kretschmann eine Menge für die Autoindustrie im Ländle tut und die nicht irrelevanten Unterschiede zwischen seiner Partei zu anderen Parteien (Umwelt, Verkehr) damit einebnet, ist kein Zufall. Die Menschen wissen (oder ahnen), dass eine allzu grün ausgerichtete Politik ihre Grundbedürfnisse (Einkommen und damit auch Sicherheit und Anerkennung) gefährdet, und sie liegen damit nicht einmal unbedingt falsch. Einzig Gleichstellungsfragen könnte man isoliert betrachten, alle anderen von dir genannten Politiikfelder haben viel mit Wirtschafts- und Sozialpolitik zu tun, teilweise sogar ganz direkt. Hier liegt nach meinem Eindruck auch der Grund dafür, warum am Ende "Einheitsschaisze" rauskommt: Spätestens nach der Wahl geht nichts, weil die Schuldenbremse sein muss, Arbeitsplätze nicht verloren gehen dürfen, usw., hier darf sich keine Partei Fehltritte leisten.
Auf diesen Feldern, die teilweise weniger mit Geld und mehr mit Moral zu tun haben, gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Parteien. Wie da jemand sagen kann, alles derselbe Scheisz, Einheitspartei, verstehe ich nicht.
Ein Moralthema ist beispielsweise die Einwanderungspolitik. Wer die aufgeregten Diskussionen über die Flüchtlingskrise verfolgt hat, sieht aber auch hier ganz klar Sorgen im Vordergrund, die wieder etwas mit der Frage zu tun haben, ob wir "uns das leisten können". Klar, Fremdenfeindlichkeit bis hin zu unverhohlenem Rassismus gibt's auch, ferner Angst vor dem Islam, aber das ist für die allermeisten Merkel-Kritiker wohl nicht der Punkt. Dominierend ist die Angst, die Flüchtlinge könnten unser Sozialsystem sprengen, Deutschlands Wirtschaftskraft schmälern oder die Löhne weiter nach unten drücken. Wobei man differenzieren muss: Linke und deren Klientel haben die Sozialsysteme im Blick, während Wirtschaftsliberale ein Einwanderungssystem wollen, das sich daran orientiert, was gut für Deutschlands Wirtschaft ist (siehe UltraMacs Äußerungen zu diesem Thema, sie sind typisch).