Kann/darf man Religion unterrichten, ohne gläubig zu sein?

Okay, ich hoffe daß ich das um die Uhrzeit noch einigermaßen auf die Reihe kriege… :D

Einfachstes und kurzes Beispiel: die Bibel ist irgendwann (genau: zu mehreren Zeiten) mal von irgendwem (genau: von mehreren Leuten) mit bestimmten Absichten geschrieben worden. Liest man zwischen den Zeilen, kann man einen Blick auf das Leben und die moralischen Vorstellungen der verschiedenen Zeiten und Autoren erhaschen.

Weiter im Text: durch Umfragen und andere soziologisch-statistische Erhebungsmethoden lässt sich ein gewisses Maß an Religiosität in der Bevölkerung feststellen, das von Person zu Person und von Zeit zu Zeit schwankt. Dies lässt sich durch verschiedene Umstände erklären, und diese Schwankungen lassen sich teilweise sogar vorraussagen.

Aber ganz so weit muß man im Schulunterricht ja nicht gehen ;)
 
Naja, deswegen habe ich ja unter anderem diesen Thread aufgemacht: weil ich mich frage, inwiefern das möglich wäre, bzw warum es nicht möglich sein soll.

Es ist ja sogar schon Teil des Ethikunterrichts, den Schülern 9/10. die grundlegenden ethischen Positionen der verschiedenen Weltreligionen und ihre Funktionsweisen beizubringen. In Punkto Religion wird da so einiges an Thematik vorgebracht. Verschiedene Positionen pro/kontra Weltethos etwa. Oder der Sinn von Religion im Allgemeinen, ob etwa Religion eher Konflikte hervorruft oder Frieden stiften kann, etc. In den Lehrbüchern zur Ethik steht da schon so manches drin.

Es geht dabei sowohl darum, andere Kulturen besser zu verstehen, seinen eigenen Ideenhorizont zu erweitern als auch Kritikfähigkeit zu üben.

Aufgrund dieser immerhin noch kleinen Basis könnte ich mir einen konfessionslosen Religionsunterricht schon vorstellen. Eine Mischung aus historischen Forschungen, Analyse von Texten und Lehren aus allen Haupt- und Nebenkonfessionen (im Sinn ihrer Verbreitung) usw. Aber solch ein Fach müsste erst Mal gut überlegt sein.

Ab der 10. 11. Klasse stehen dann vermehrt ethische Positionen philosophischer Natur auf dem Lehrplan, sowohl klassische Positionen (Aristoteles, Kant, Sartre, uvm.) als auch angewandte Ethik, also etwa Wirtschaftsethik, Bioethik usw.
 
Du sagst z.B. das Du stellenweise "Kirchengegner" bist. Ich kann mich ehrlich gesagt insgesamt nicht des Eindrucks erwehren, dass Du doch doch etwas für den Glauben bzw. die Kirche übrig hast.
Ich habe einige Semester Ethnologie studiert – da kommt man nicht drum herum sich mit der Bedeutung von Religion für menschliche Gesellschaften auseinander zu setzen ;)
 
Aber ganz so weit muß man im Schulunterricht ja nicht gehen ;)

Und genau da denke ich das genau Gegenteil!

Es ist nicht wichtig, das ich alle Gleichnisse aus der Bibel kenne, oder die Symbolik der 2. Korintherbriefe vermittelt bekomme.

Das die Bibel im laufe der Zeit geändert wurde und wie sich das auf die Machtverhältnisse ausgewirkt hat, das wäre ein Thema.
 
Es ist nicht wichtig, das ich alle Gleichnisse aus der Bibel kenne, oder die Symbolik der 2. Korintherbriefe vermittelt bekomme.

Das die Bibel im laufe der Zeit geändert wurde und wie sich das auf die Machtverhältnisse ausgewirkt hat, das wäre ein Thema.
Das wäre aber wieder eine kritische Auseinandersetzung, quasi ein demystifizieren der Bibel. Das würde die Katholische Kirche niemals zulassen.

Und was ist überhaupt mit den anderen Religionen? Judentum, Islam, Buddhismus? Wird das im Religionsunterricht vermittelt? Wohl eher nicht…
 
ehrlich... ich kanns nicht mehr hören. wenn religion mist baut kann ja natürlich nie die religion was dafür... dann wars ja nur der mensch. :hamma:

Das ist ja der Trick bei der ganzen sache :)

Man wird auch nie nachweisen können das es kein Gott gibt, denn er ist ja unsichtbar und dazu noch allmächtig(also können die Ghost Hunter ihm auch nix:D).
 
wertfrei betrachten. Nicht Pro und nicht Contra und dann die einzelnen Fakten trennen. DAS ist alles . Es geht nicht um eine Verteidigung der einen, oder der anderen Seite.

es steht eben leider doch in verbindung. kirchen ziehen anscheind mit vorliebe derartige menschen an. zumindest könnte man so argumentieren. fakt ist, die kirche besteht aus den menschen darin und muss sich auch für das handeln eben dieser verantwortlich machen lassen.




ich nicht... und jetzt? :noplan:


Sieh oben.
Eine starke emotionale Ablehnung der Religion trägt wesentliche Züge einer fundametalistischen Religionsauslegung in sich.

das ist doch quatsch. ich lehne auch den glauben an feen und elfen oder einhörnern ab... ist das fundamentalistisch? das problem kommt doch daher, dass viele den imaginären freund für erwachsene als realität betrachen.


Das Bedeutet, wenn man verblendet ist, ist es egal, auf welcher Seite man steht, denn man kann die Realität nicht erkennen.

das problem ist eben (siehe oben) das man den glauben an irgendeinen "schöpfer" als normal und realität ansieht. maximal wird sich dann darauf zurückgezogen, dass man es ja nicht genau wissen könne. ja klasse. du verlangst also ernsthaft alle sollten an alles glauben von dem das gegenteil nicht bewiesen ist, oder per definition gar nicht bewiesen werden kann? (super trick, das mit der unbeweisbarkeit übrigens)


Das wäre aber dringend notwendig in unsere Welt, die von Glaubenskriegen geprägt ist.

was sich ohne den ganzen hokuspokus eh längst erledigt hätte.
 
Und was ist daran so wichtig, dass die Menschen über etwas absolut realitsfremdes bis ins Detail aufgeklärt werden müssen? Erklär mal. ;) Es reicht doch schon, allgemein das Thema aufzufassen.

Naja, das "Realitätsfremde" in Form des Christentums hat nun einmal unsere Kultur maßgeblich mit gestaltet und geformt. Denk an die viele Kunst, die durch den Glauben erst hervorgekommen ist - egal was man von der Religion hält, man muss ihr das zugestehen.

Nach deiner Argumentation sollte man alles überholte Wissen also nicht mehr lehren? Das Bohr'sche Atommodell ist auch überholt genauso wie Freud, aber dennoch haben die Gedankengänge damals zu dem Erschließen des aktuellen Wissens beigetragen.
 
Es ist nicht wichtig, das ich alle Gleichnisse aus der Bibel kenne, oder die Symbolik der 2. Korintherbriefe vermittelt bekomme.

Das die Bibel im laufe der Zeit geändert wurde und wie sich das auf die Machtverhältnisse ausgewirkt hat, das wäre ein Thema.
Dann habe ich mich irgendwo vielleicht falsch ausgedrückt – denn genau das meine ich auch!
 
Die Sonne ist der einzigwahre Gott. Heute in Hamburg gesichtet :D
 
Das wäre aber wieder eine kritische Auseinandersetzung, quasi ein demystifizieren der Bibel. Das würde die Katholische Kirche niemals zulassen.
Nun ist ein Lehrer für katholische Religion aber kein Angestellter der Kirche (wenn´s nicht gerade ein Pater ist), sondern des Staates.

Und was ist überhaupt mit den anderen Religionen? Judentum, Islam, Buddhismus? Wird das im Religionsunterricht vermittelt? Wohl eher nicht…
Sollte es aber…
 
Die Religionen ist ziemlich eindeutig und es gibt keinen Trick. Tricks brauchen und verwenden nur Menschen, wenn sie die Religion zu ihrem Gunsten missbrauchen.

dann war die kirche aber hauptsächlich zu einem riesigen prozentsatz von bösen, bösen menschen welche die arme religion nur zu ihren gunsten missbrauchten bevölkert.
 
Und was ist überhaupt mit den anderen Religionen? Judentum, Islam, Buddhismus? Wird das im Religionsunterricht vermittelt? Wohl eher nicht…

Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären. Und dazu nun meine Meinung:

Ich kenne einen Lehrer der Religion und Mathematik :)
Mit ihm habe ich nächtelang viele Diskussionen um Religion und Ethik geführt. Er ist gläubig, aber nicht dogmatisch gläubig, er zweifelt eben hin und wieder und beschäftigt sich sehr intensiv mit seinen Gedanken. Er setzt sich kritisch mit seiner Religion auseinander und genau das vermittelt er seinen Kids: keine Mission, keine Überzeugung, sondern Geschichte der Religion, den Blick auf andere Religionen (Judentum und Islam und Buddhismus und Hinduismus), Geschichten aus der Religion mit der Anregung, dass die Kids sich selber Gedanken machen sollen und sich ihre eigene Meinung bilden sollen.

Ich fand das sehr beeindruckend und für mich ist so ein Religionsunterricht der ideale Religionsunterricht. :)

Und was ich an Atheisten nie verstehen werde ist, dass sie ihren Nicht-Glauben geradezu religiös verteidigen und genauso intolerant wie manche Kirchen keine andere Meinung zulassen wollen :p
 
Und was ich an Atheisten nie verstehen werde ist, dass sie ihren Nicht-Glauben geradezu religiös verteidigen und genauso intolerant wie manche Kirchen keine andere Meinung zulassen wollen :p

das liegt vielleicht darin, dass es für andere meinungen keinerlei gründe zur annahme gibt :noplan:
 
Und was ich an Atheisten nie verstehen werde ist, dass sie ihren Nicht-Glauben geradezu religiös verteidigen und genauso intolerant wie manche Kirchen keine andere Meinung zulassen wollen :p
Nö, gar nicht. Wenn mir jemand erzählt er oder sie sei religiös verlasse ich halt einfach den Raum ;)

daniel3477 schrieb:
das liegt vielleicht darin, dass es für andere meinungen keinerlei gründe zur annahme gibt
Exakt.
 
das liegt vielleicht darin, dass es für andere meinungen keinerlei gründe zur annahme gibt :noplan:

Oh! Das überrascht mich dann aber doch. Warum gibt es dann so viele Menschen, die... sagen wir mal... in Spiritualität etwas suchen, was sie wohl im täglichen Leben nicht finden?

Ohne das Warum zu kennen ist vielmehr die Frage: wollen wir ihnen dieses Recht absprechen? Nicht wirklich, oder?
 
e
was sich ohne den ganzen hokuspokus eh längst erledigt hätte.

Ich bevorzuge manchmal den Begriff "Himmelskomiker".

Der Hokuspokus wird von Menschen gemacht und hat erstmal mit der Religion wieder nichts zu tun.
Religion ist nichts weiter, als moralische und ethische Grundwerte, die in einem Kontext zu einem höheren Wesen stehen.
Der Rest sind Geschichten die Überliefert sind, und/oder bestimmte Werte in Geschichten darstellen.

Menschen streben und verlangen nach einer Religion. Warum? das ist eine der großen Fragen der Philosophie.

Ein Glaubenskrieg entsteht schon daraus, das ein Mensch an etwas glaubt und dein anderer Mensch genau das ablehnt.

Nehmen wir doch mal Mac Fanboys und Windows Fanboys.
Und schon haben wir die klassische Entwicklung eines Glaubenskrieges ohne Sinn und Verstand.

Argumente sind wertlos und es geht nur um den Glauben der jeweiligen Partei.
 
Zurück
Oben Unten