Also bitte, ausgerechnet das Covern von vermeintlich gegensätzlich zum Künstler verorteten Werken ist doch nun ein alter Hut - und natürlich oftmals nur ein PR-Gag.
Im Ausland gibt es das ohnehin zuhauf, aber wir Deutschen haben doch darin nun wirklich eine leidvolle Geschichte:
Im Metalbereich ist das besonders ausgeprägt.
Irgendwann in den 80ern haben Leute von Rage, Holy Moses, Tankard und einigen anderen Deutschmetaller im Xmas-Project altes deutsches Liedgut von "Oh Tannenbaum" bis "Leise rieselt..." gebrüllt. Ende der 90er haben Helloween das selbe mit Bowie, Tull und den Beatles gemacht (aber da war das Ausgangsmaterial qualitativ vergleichsweise erhaben).
Im Pop war es noch schlimmer:
Anfang der 90er (nach dem "Das Boot" die Technowelle losgetreten hat) wurde zeitweilig jedes Kinderlied zu Dancemucke verwurstet.
Dann kamen die verfluchten Gregorianer und haben jeden erdenklichen Rock- oder Popsong zum schwülstigen Kirchenchor kastriert.
Trashige Ultrakitsch-Combos wie Adoro reiten seit Jahren auf der Welle, dass in jedem noch so belanglosen Hit auch eine Version steckt, die man als übersteuerte Opernarie totbrüllen kann.
Und mit Grausen erinnere ich mich an den Moment, als mir vor einigen Jahren ein Kollege mal eine Doppel-CD namens "Rabenschwarz" auf den Tisch warf, auf der sich Frank Zander als ganz böser Onkel geriert und "Komm unter meine Decke" und "Verdammt ich lieb dich" in Rammstein-Manier durch die Wohnung bellt.
Also nee, Heino, neu ist das nicht. Gruselig allerdings, wie extrem aufgesetzt dieses Image bei ihm wirkt - das fängt bei dem totgephotoshoppten Heino-Gesicht samt Lederjacke und Totenkopfring an und spiegelt sich in der absolut ironiefreien Performance wieder. Da wird (unabhängig von der streitbaren Qualität mancher Originalsongs, zugegeben) einfach ein Klischee bedient: Coolsein, wie man es sich jenseits der 70er wohl vorstellt. Leute, die auch nie mit ihrer Mutter in die Disco wollten, können das leichte Fremdschämgefühl vermutlich nachvollziehen.