Wissenschadt verwendet allerlei Instrumente, ideelle, aber auch materiale, und sei es nur der Bleistift um sich Notizen zu machen. Und gerade Materiales hat die Wissenschaft oft entscheidend weiter gebracht.
Das will ich nicht abstreiten. Mir geht es nur darum, dass ich als Wissenschaftler (Mit Wissenschaft meine ich hauptsächlich exacte Wissenschaften, Psychologie rechne ich bspw. nicht dazu) als Erklärung eines Phänomens eine ideelle Theorie konstruiere die ich mittels materieller Experimente und Messungen prüfen kann. Allerdings sind die materiellen Messungen immer auch auf den derzeitigen Stand der Technik also der praktischen Möglichkeiten begrenzt und die theoretische Erklärung auf die begriffliche Konvention.
Wissenschaft hat viel mehr mit Glauben zu tun, als man denkt. Man muss sich nur mal ansehen, wie viele Atommodelle es gibt, oder wie viele Modelle vom Unbewussten es gibt. Letztlich entscheidet man sich als Wissenschaftler für ein (oder auch mehrere) Modelle und lehnt andere ab. Dann glaubt man an dieses Modell.
Da ist Wissenschaft nicht anders als in der Religion, es gibt sehr viele unterschiedliche Religionen und selbst innerhalb der jeweiligen Religionen sehr unterschiedliche Meinungen.
Ich weiss nicht ob ich dem so zustimmen kann. Meiner Meinung nach ist Glauben etwas unumstössliches, viel tiefer noch als Wissen. Wie du so schön nachgeschlagen hast mit Vertrauen zu beschreiben. Vielleicht lässt sich das in Wissenschaft mit "Meinen" beschreiben. Da man konsequenterweise nicht an etwas glauben kann, wovon man überzeugt ist, dass es sich in Zukunft noch als falsch oder unpräzise herausstellen kann.
Noch mal: der Unterschied zwischen Wissenschaft und Religion ist nicht, ob man glaubt oder nicht. Sondern an was man glaubt.
Ja, ich denke aber, dass wir es dann auch mit zwei verschiedenen Formen von Glauben zu tun haben. Vielleicht ist das was ich unter "Meinen" verstehe auch eine Art Glaube. In dem Fall würde ich dir insgesamt zustimmen. Allerdings ist es mir wichtig den Unterschied am Objekt des Glaubens festzumachen. Ist das Objekt des Glaubens etwas verifizierbares oder falsifizierbares dann ist der Glaube an dieses Objekt immer nur temporär setzbar. Ist dieses Objekt wie im Fall von "Gott" oder einem absoluten Wesen nicht falsifizierbar, dann ist die einzig mögliche Relation zu diesem Objekt eben Glauben.
Andererseits, kann man, wenn man will, die ganze bekannte Realität, dazu gehören wissenschaftliche Weltsichten ebenso wie gemeine Weltsichten auf die uns bekannten Phänomene, also die allgemeine "Lebenswelt" als Konstruktion begreifen, deren Realität zwar für uns existiert, jedoch für sich unergründlich ist. Dann kann man sogar behaupten, alle Menschen würden im Prinzip "Glauben" ansonsten müssten sie verzweifeln. (Dazu als Lektüre interessant : Fichte : Die Bestimmung des Menschen ; oder die "Krisis" von Husserl)
Das gilt auch für die Wissenschaftler. Man kann sich nicht dauern von allem überzeugen wollen, das würde man keinen Forschungsprozess zuende führen können.
Insofern der Wissenschaftler ein Mensch ist, ja.
Jetzt könnte ich fragen, was Du mit intuitiv meinst. Der Begriff wird ja für allerlei verwendet. Z.B. auch, um an etwas festzuhalten, obgleich alles dagegen spricht.
Nebenbei: Wissenschaft ist nicht nur Intelligenz, es ist auch Mühe, ausprobieren, hoffen, irren, handeln, etc.
Wissenschaft ist kein reiner, feinsäuberlicher Intelligenzvorgang (den gibt es eh nicht).
Ich zitiere hier einfach Mal die erste Weise der Interpretation des Begriffs aus Metzlers Philosophie Lexikon: "Intuition (lat. anschauen, betrachten) unmittelbares Erkennen, Erfassen, Schauen der Ganzheit oder des Wesens eines Dinges. Die vermittels der I. gewonnenen Erkenntnisse sind nicht weiter begründbar." Im Besonderen stütze ich mich auf H. Bergsons Begriff der Intuition im Gegensatz zur Intelligenz aus "L'évolution créatrice" (auf deutsch falsch übersetzt mit "Schöpferische Entwicklung" eigentlich müsste es Evolution heissen, da Entwicklung einen Prozess beschreibt wo sich etwas "zugewickeltes" "entwickelt", was eine Finalität und Determiniertheit beschreiben würde, was in diesem Fall falsch wäre, ja sogar Bergsons Theorie verfälschen würde).
Wenn ich von Wissenschaft rede so ist es auch tatsächlich in einer ideellen Idee von Wissenschaft. Dass praktische Wissenschaft kein feinsäuberlicher Intelligenzvorgang ist, ist natürlich.
Das ist eine Behauptung deinerseits, das man Erfahrungen, egal welcher Art nicht erklären könne. Auch individuelle Erlebnisse, dazu gehören auch das was du als intuitive Erfahrung beschreibt, sind kultiviert, also in einer Kultur entwickelt und damit von ihr durchformt. Da muss man nur mal bei der Psychologie nachfragen.
Du hast Recht. Es ist sicherlich zu vereinfacht was ich sage. Dass Erfahrung immer auch von Gewohnheiten, Kultur, also von Gedächtnis durchzogen ist, will ich nicht bestreiten. Allerdings bin ich der Meinung dass es auch die Form von Erfahrung gibt, die man gemeinhin mit Instinkt kennzeichnet und der nicht unbedingt ein Lehrvorgang vorweg gehen muss, sonst ist es Gewohnheit, Imitation usw. Vielleicht ist das was ich Intuition beim Menschen nenne eine Art sich ausdrückender Instinkt.
Aber das ist ein beliebter Trick bei religiösen Menschen, das sie behaupten, etwas sei nicht erklärbar und diese unterstellte Unerklärbarkeit als Gottesbeweis nehmen.
Das ist richtig. Und deswegen ist meiner Meinung nach die einzig wissenschaftliche Position hier eine Art Agnostizismus. Es macht keinen Sinn über solche Gottesbeweise zu diskutieren.
Wissenschaft hat immer Erklärungen, nur sind diese manchmal unsicher, nur vermutet, umstritten, etc.
Dem kann ich zustimmen. Ich denke wir sind mit unseren Positionen nicht so weit voneinander entfernt. Vielleicht lässt sich die einzelne Position eines Menschen, in gegebenem Fall eines Wissenschaftlers, der sich ab einem gewissen Punkt nicht von der Stelle rühren will die einer Ideologie. Vielleicht kann man das auch von Religiösen Menschen sagen. Irgendwo sind alle Menschen in ihrer Weltanschauung Ideologen. Als Rationalist würde man das nicht von der Wissenschaft sagen, als Idealist oder Phänomenologe schon.