Hallo liebe Macuser,
habe mich nach längerer Zeit mal wieder hier ins Forum verirrt und musste schmunzeln weil natürlich der von mir erhoffte, 35seitige Thread zum Thema Lion sofort zu finden war. Auf die Community kann man sich einfach verlassen.
Zunächst: ich habe mir gestern Abend die Keynote angeschaut und beschlossen, dass ich Lion auch nicht haben will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Workflow dadurch in irgendeiner Form verschnellert wird - ich liebe meine Mouse, will kein Trackpad. Ich habe schon jetzt jede App im Dock, die ich je öffnen will - und es stört mich nicht, dass ich alle Schaltjahre mal ein Dienstprogramm über den Finder "suchen" muss. Die Cloud kommt für mich nicht in Frage. Ich würde nie freiwillig "Content" mal eben völlig "automatisch" Apple anvertrauen - was ins Netz geht muss ich selbst bestimmen dürfen, und zwar für jede Datei einzeln. Etwas "per default" erstmal an die Cloud zu senden ist für mich daher genau der falsche Denkansatz.
Das einzige, was mich bei einem neuen OS interessieren würde ist eine Verbesserung der Performance und Stabilität auf meinem System - 10.6 war deshalb für mich ein sehr willkommenes Upgrade, denn im Vergleich zu 10.5 habe ich bei beidem eine starke Verbesserung festgestellt. "Besser" wäre für mich ein OS, bei dem ich das System stärker an meine Gewohnheiten anpassen und verschlanken kann - wenn ich den Aktivitätsmonitor aufmache, wundere ich mich, wieviel da gleichzeitig an überflüssigem Kram im Hintergrund läuft und trotz "toller, leistungsfähiger Hardware" komme ich z.B. bei Musikproduktionen immer wieder an die CPU oder RAM Grenze des Rechners. Das OS kann für mich also garnicht schlank genug sein - und ich bin kein Programmierer, der via Kommandozeile das System grundlegend aufbohren kann. Ich erwarte von Apple, das es den Knopf "abschalten" für mehr Funktionen und "Features" gibt, mehr nicht.
Aber zurück zu 10.7:
Ihr redet hier 35 Seiten lang über "toll" und "nicht toll" - dabei wissen wir doch noch garnicht, WIE manche Dinge gelöst wurden. Zumindest für mich persönlich hängt die Bewertung von Features davon ab, WIE Apple es gelöst hat. Die Keynote hat für mich erstmal einen Haufen Fragen aufgeworfen, die auch hier im Thread nicht beantwortet wurden.
Ein paar Beispiele:
- AutoSave: Das System merkt sich immer den letzten Stand eines Dokuments. Okay. Heisst das, dass jetzt jeder Mouseklick protokolliert wird? Und darunter leidet dann nicht die Systemperformance? Das finde ich schwer vorstellbar. Ich mache Musik in Ableton Live - hier arbeite ich an der Musik, während sie abgespielt wird. Ein Speichern meines Projekts dauert meistens 20-30 Sekunden (auf meinem Dual Core Mac Pro!). Angenommen, jede Einstellung und Feinjustierung erzeugt einen "Save" - da könnte ich überhaupt nicht mehr arbeiten! Wie löst Apple das?
- Dateigrößen: Ich arbeite mit Audio Files, die teilweise hunderte Megabytes groß sind, mit PSDs und mit anderen großen Dateiformaten. Nun erzeugt Apple tausend "Versionsstände" dieser Dateien. Das heisst, jede Transformation in Photoshop wird ein neuer "Snapshot"? Wann ist dann meine Festplatte voll? Wo liegen die "Versionen" im Dateisystem? Kann ich auf die Versionen dort zugreifen? Lässt sich einstellen, wann und wie eine Version erzeugt wird? Wie vermeide ich Datenmüll?
- Versionen: Ich will entscheiden dürfen, wann und wie oft eine "Version" erzeugt wird und ich will diese benennen können (ein Timestamp reicht hier nicht!). Wenn ich Musik mache, gibt es eine gleichberechtigte "Variante A" und eine "Variante B", die ich unter diesem Namen wiederfinden muss um sie zu vergleichen. Es gibt also kein "alt" und "neu" und "noch neuer" sondern es gibt "erste Idee", "zweite Idee" und beide müssen als solche erkennbar und auffindbar sein. Wie löst Apple das? Was ist mit dem Kram, den ich als "nicht gut" identifiziere und wieder loswerden will? Kann ich Versionen löschen?
Es klingt für mich derzeit danach dass Lion mir mehr Arbeit MACHEN wird, als dass es mir Arbeit abnimmt weil ich ständig dabei sein werde, nicht benötigte Dateiversionen zu vernichten und "Müll" zu entsorgen, der bei meinem derzeitigen Workflow garnicht erst entsteht.
Dadurch, dass immer mehr vom User "versteckt" wird und alles "automatisch" läuft, wird mir die Möglichkeit genommen, es so einzustellen dass es für MICH und meinen Workflow funktioniert.
Arbeitet mal eine Woche lang mit eingeschalteter "Time Machine" und manipuliert jeden Tag 1GB große Audio- oder Bilddateien - dann wisst ihr, was ich meine.
Bei mir ist Time Machine abgeschaltet. Und jetzt habe ich Angst, mit dem nächsten Rechner ein ganzes OS mit kaufen zu müssen, das ich lieber abschalten würde. ;-)
Wie seht ihr das? Gibt es da draussen noch mehr Leute, die ähnliche Sorgen haben wie ich?