Flaschensammeln - lukratives Hobby oder geht es Deutschland so schlecht?

Was haltet ihr davon?

  • Finde ich gut

    Stimmen: 11 40,7%
  • Finde ich nicht gut

    Stimmen: 10 37,0%
  • Sonstiges (Kommentar im Thread)

    Stimmen: 6 22,2%

  • Umfrageteilnehmer
    27
Und die ist auch beantwortet: Wer's nötig hat, tut es. Nötig hat es, wer arm ist. So, und damit ist das Thema durch.

Wenn du dazu keine Fragen mehr hast und dieser Thread dazu beigetragen hat: prima! Dann kannst du ja jetzt woanders produktiv werden :)
 
Und das in Hamburg, ein teures Pflaster! 311€ kostet die Privatwohnung, wenn ich das richtig verstehe. Die Dame bezahlt das Dreifache!!!

Cool, das haste ja mit acht stunden flaschen sammeln pro woche drin. Als Hartz-IV-ler kommste da aber wohl nicht dran.
 
Wenn es Deutschland als Ganzem gut ginge, müssten nicht so viele Menschen vom Flaschenpfand leben! Die Frage ist halt, ob die Leute das wirklich brauchen, um über die Runden zu kommen, oder das als netten Zusatzverdienst sehen. Letztendlich, und da hat Lars wohl recht, müsste man mit dem H4 Satz über die Runden kommen. Dazu gab es auch einen guten Artikel in der FAZ. Da war eine junge Frau schon seit Jahren von H4 abhängig (bzw. Aufstockerin) und beklagt sich, dass sie schon seit zwei Jahren nicht in den Urlaub fahren konnte. Gleichzeitig rauchte sie aber eine Schachtel Zigarretten am Tag. (entspricht ca 1800€ im Jahr, also ein Luxusurlaub). Und sie hatte das neuste Samsung Galaxy mit Vertrag!

Dennoch, wenn die Leute das "müssen", tun sie mir sehr leid. Vielleicht würde ihnen ein Kochkurs helfen, dann könnten sie vielleicht günstiger an hochwertige Speisen kommen und müssten die Flaschen nicht einsammeln.

Letztendlich wird es aber solche und solche geben. Und, bevor man sich langweilt, ist ja Müllwegräumen auf freiwilliger Basis nicht schlecht. Zumindest besser als die Zwangsmaßnahme 1€-Job, da wird nämlich nicht leistungsgerecht vergütet.

ich gönn der Frau ihre Zigarreten, ihr Fingerwischtelefon, ihre Wohnung und wünsche ihr, dass sie zusätzlich auch noch drei mal im Jahr Urlaub machen kann.

Was mich aufregt sind die >20.000Euro Uhren an den Handgelenken der eigentlichen Schmarzotzern in unserem Land.

… lass nachrechnen: eine solche Uhr würde locker ausreichen um 10 Harzt IV Empfängern ein Jahr lang Kettenrauchen zu finanzieren.
:d


@all: bin Nichtraucher und 100% Befürworter rauchfreier Kneipen.
 
Moin,

Und das in Hamburg, ein teures Pflaster! 311€ kostet die Privatwohnung, wenn ich das richtig verstehe. Die Dame bezahlt das Dreifache!!!

Privatwohnung?? Schon mal in einem Studentenheim gewesen? Übrigens ist 771,- eher etwas über das Doppelte als das Dreifache. Übrigens findest Du auf der von mir verlinkten Seite auch Wohnheime, in denen das Zimmer über 400,-€ kostet...
 
Moin,



Privatwohnung?? Schon mal in einem Studentenheim gewesen? Übrigens ist 771,- eher etwas über das Doppelte als das Dreifache. Übrigens findest Du auf der von mir verlinkten Seite auch Wohnheime, in denen das Zimmer über 400,-€ kostet...

Ja, in Hamburg, und das sind dann tatsächlich Einzelwohnungen in einem Gebäudekomplex. Ich kenne diverse Wohnheime! Aber das geht ja am Thema vorbei. Wenn man 800€ verdient kann man sich halt "normalerweise" keine 780€ Wohnung mieten!
 
Ja, in Hamburg, und das sind dann tatsächlich Einzelwohnungen in einem Gebäudekomplex. Ich kenne diverse Wohnheime! Aber das geht ja am Thema vorbei. Wenn man 800€ verdient kann man sich halt "normalerweise" keine 780€ Wohnung mieten!

Einzwei stunden am tag flaschen sammeln, dann geht das schon.
 
Ich denke, dass sich die Arbeit in den letzten 25 Jahren massiv verdichtet hat. Ich habe als Schüler und Student in einer Autofabrik gearbeitet und erlebt wie als erstes die Jobs für die Ausgebrannten abgeschafft worden sind. (Nach >20 J. am Band gab es danach oft Jobs als Springer, Bote, Pförtner etc, heute nur noch die Frührente). Die Taktraten wurden ständig erhöht und die Zulagen immer weiter reduziert. In meinem letzten Jahr als Angestellter waren die Umsätze um 50% höher als 5 Jahre zuvor (es gab ein dickes Lob bei der Weihnachtsfeier) aber es gab 30% weniger Angestellte (für mich war es das Signal die Biege zu machen).
Ich weiß nicht was Eure Beobachtungen zum Thema Arbeitsverdichtung sind, würde mich mal interessieren.

Ich bin heute Arbeitgeber von einer Handvoll Angestellten. Der Arbeitsmarkt ist wie leergefegt, ich habe sogar mit dem Arbeitsamt zusammengearbeitet und es hat eine Weile gedauert, bis ich eine Stelle besetzen konnte. Ich zahle genau nach Tarif und der Tarif ist nicht schlecht, 28 Tg. Urlaub, 13. volles Jahresgehalt uvm.
Unseren Lehrling habe ich nach 6 Wo. gefeuert, obwohl es da mit den Bewerbern noch düsterer aussah. Der war doof und hat sich als unwillig entpuppt, da muß ich dankbar sein, dass er in den ersten 6 Wochen schon 2 gefehlt hat. Nach der Probezeit wäre ich ihn nie mehr losgeworden.

Insofern gibt es, denke ich jede Menge Arbeit in Deutschland. Die soll aber von möglichst wenig Leuten erledigt werden. Dazu braucht es Menschen die gut funktionieren - 5 Tage die Woche 9h am Tag. Damit fallen viele aus dem System raus.
Ich hatte z.B. im Job immer Probleme nachmittags fit zu sein (Mittagessen war verpönt bzw keine Zeit), seit ich selbstständig bin, mache ich jeden mittag nach dem Essen für 38 min ein Nickerchen - hinterher bin ich fit - Produktivitätsproblem gelöst.

Für alle, die aus dem normalen Raster rausfallen bleibt gewissermaßen nur noch das Flaschensammeln. Die stellt keiner ein, das ist wie mit den krummen Karotten, die verkauft auch keiner.
Das Problem ist, dass die Ansprüche der Arbeitgeber auch durch den internationalen Wettbewerb auch nicht kleiner werden, die Optik sollte stimmen, die Noten und die Herkunft auch. Gleichzeitig bietet der Sozialstaat einen easy way out an. Der Lebensstandard eines Hartz 4 Empfängers übertrifft den eines Durchschittsamerikaners deutlich. Ich habe lange in den USA gelebt und ein großer Teil meiner Familie ist auf Hartz4 - das ist meine persönliche Erfahrung.

Letztendlich müssen andere Arbeitsmodelle her (damit bin ich mit den linken einer Meinung). Es muss wieder mehr "Druckposten" geben. Früher sind die Leute die etwas doof und/oder faul waren zur Post gegangen :d (stimmt aber wirklich) - heute gibt es keine Jobs mehr für die. Da sollte der Staat sich etwas an die Nase langen, statt Hartz 4 vielleicht ein Job als Pförtner im Amt oder Nachtwächter? Oder Steuervergünstigungen für Arbeitgeber die einen Arbeitsplatz wiederbeleben, den es nicht mehr gibt z.B. Tüteneinpacker im Supermarkt. Oder andere Jobmodelle: z.B. 3 Leute, die keinen vollen Job packen teilen sich einen und bekommen dafür mehr als jetzt Hartz 4. Es gibt genug Jobs in denen Menschen gebraucht würden, ohne dass sie negative Wirkungen auf die Realwirtschaft hätten und reale, hochproduktive Arbeitsplätze zerstörten.
 
Der Lebensstandard eines Hartz 4 Empfängers übertrifft den eines Durchschittsamerikaners deutlich. Ich habe lange in den USA gelebt und ein großer Teil meiner Familie ist auf Hartz4 - das ist meine persönliche Erfahrung.

Das nehme ich dir ohne beleg nicht ab. Das andere schon.
 
Moin,

Ich denke, dass sich die Arbeit in den letzten 25 Jahren massiv verdichtet hat.
...

Das ist auch ein wesentlicher Teil des Problems. Der Arbeitsmarkt ist gnadenloser geworden.
Als ich 1978 angefangen hatte, zu studieren, war es kein Problem, in den Semesterferien einen gut bezahlten (9,50 DM/h) Job zu bekommen. Nur 4 Jahre später gab es diese Jobs nicht mehr.
 
Ja, in Hamburg, und das sind dann tatsächlich Einzelwohnungen in einem Gebäudekomplex. Ich kenne diverse Wohnheime! Aber das geht ja am Thema vorbei. Wenn man 800€ verdient kann man sich halt "normalerweise" keine 780€ Wohnung mieten!


Mit 800€ netto kann man aufstocken. Hat Anspruch auf einen normalen wohnberechtigungsschein (hilft in HH leider wenig, da angeblich 50% aller Haushalte einen haben und sozialer Wohnungsbau leider immer zurückgeht). Und bekommt auch Rabatt beim hvv. Von den 800€ darf man ca. 240€ behalten, dazu den Standardsatz und eine Wohnung. Leider in HH leider nicht so einfach eine im Rahmen zu finden.


Warum hat noch keiner darauf hingewiesen, das ein gewisser steve Jobs mal Flaschen gesammelt hat um sich essen kaufen zu können? (Nach Abbruch des Studiums)
 
Das nehme ich dir ohne beleg nicht ab. Das andere schon.

Ich kenne es nur von meiner Verwandtschaft. Die haben sehr viel Geld für College, Kindergarten ausgegeben (obwohl nur 2 Kinder). Während der Highschool Zeit pro Kind 200 Dollar/monatl. in den College fund. Krankenversicherung und Selbstbeteiligung (auch bei guter Versicherung kommen bei 10% Selbstbehalt was zusammen z.B: 3 Wo Brutkasten = 500000 Dollar = 50.000 Selbstbeteiligung). Gut das Haus und die Autos waren größer, aber die waren immer einen "Paycheck" vor der Finanzkatastrophe und haben immer mit mehreren Kreditkartendispos jongliert. Der Mann ging dann mal auch in Rente und 3 J. später war die Rente futsch (das kommt dort vor), dann wurde halt Bus gefahren. Geld für Urlaub oder Luxus war keines übrig. Meine Hartz 4 Verwandtschaft (sie 5 Kinder, Dorf) war immer ganz entspannt. Haus und Auto, Krankenversicherung, Ausbildung zahlt das Amt. Von den Eltern kamen jeden Monat ein paar scheine für den kleinen Luxus. Die Älteste konnte studieren, die Jüngern machen nach Ausbildung jetzt auch Hartz 4. Sie (jetzt 50) will nicht mehr arbeiten, das lohne sich für 10 Jahre auch nicht mehr. Sie kommt aus dem Gesundheitswesen und hat jetzt 1x Monat Probearbeiten vom Amt vermittelt und angeordnet, sie hat jedes mal ein Job Angebot. Kürzlich hat sie sich die Leistung kürzen lassen, soweit das vom Amt möglich ist. Das ist nur ein gewisser Prozentsatz des Grundbetrags und juckt sie wenig. Sie soll jetzt in ein kleineres Haus, weil die Große ausgezogen ist, auch da ist sie entspannt, das Haus welches der Gesetzgeber vorsieht, gibt es im dorf nicht, also kann sie bleiben. Kompliziert wird das ganze dadurch, dass sie die Hausbesitzerin ist. Das Amt hat die Zinsen für den Kredit bezahlt, aber keine Tilgung. Insofern wohnt sie etwas billiger als ein kleinere Haus zur Miete kosten würde. Als irgendwann mal alleinerziehende Mutter von 5 Kindern ging es ihr mit Hartz4 von der work/life/income balance besser als im gelernten Beruf als Krankenschwester - sagt sie selbst. Wenn ich 5 Kinder alleine großziehen müßte, wollte und könnte ich nebenher auch nicht voll als Krankenschwester arbeiten, aber ob 5 kinder großziehen als Leistung reicht um sich das ganze Leben von der Gemeinschaft finanzieren zu lassen? Geschmackssache.

Ich will gar kein Hartz4 bashing betreiben - gerade für alleinstehende ist hartz 4 extrem hart vor allem für die die Arbeit suchen und keine finden - aber der Familienvergleich den ich aus D und USA hatte war schon krass.
 
Früher sind die Leute die etwas doof und/oder faul waren zur Post gegangen :d (stimmt aber wirklich) - heute gibt es keine Jobs mehr für die. Da sollte der Staat sich etwas an die Nase langen, statt Hartz 4 vielleicht ein Job als Pförtner im Amt oder Nachtwächter? Oder Steuervergünstigungen für Arbeitgeber die einen Arbeitsplatz wiederbeleben, den es nicht mehr gibt z.B. Tüteneinpacker im Supermarkt. Oder andere Jobmodelle: z.B. 3 Leute, die keinen vollen Job packen teilen sich einen und bekommen dafür mehr als jetzt Hartz 4. Es gibt genug Jobs in denen Menschen gebraucht würden, ohne dass sie negative Wirkungen auf die Realwirtschaft hätten und reale, hochproduktive Arbeitsplätze zerstörten.

Deinen Befund halte ich für richtig, deine Diagnose für fragwürdig (du scheinst dir ja selber auch nicht wirklich einen Reim darauf machen zu können, woran es nun genau liegt) und deine Therapievorschläge für wenig sinnvoll. Der Punkt ist doch: Es gibt eigentlich genug Arbeit, und zwar auch solche Arbeit, für die man nun wirklich keine herausragende Qualifikation braucht. Nur wird sie immer schlechter bezahlt, und auch die Konditionen sind für den Arbeitnehmer immer schlechter geworden. Dafür verantwortlich sind die H4-Gesetze. "Fordern und Fördern" sorgt im Ergebnis dafür, dass Arbeitgeber Zugriff auf Arbeitskraft zum Dumpinglohn bekommen. Die beschämend niedrigen Löhne werden stets damit begründet, dass die Arbeit ja auch nicht mehr wert sei; wie viel sie aber genau wert ist, wissen wir gar nicht. Ein Logistik-Malocher wird ganz sicher gebraucht. Wenn man ihn für 2,50 Euro bekommen kann, nimmt man ihn auch für 2,50.
 
Moin,

Deinen Befund halte ich für richtig, deine Diagnose für fragwürdig (du scheinst dir ja selber auch nicht wirklich einen Reim darauf machen zu können, woran es nun genau liegt) und deine Therapievorschläge für wenig sinnvoll. Der Punkt ist doch: Es gibt eigentlich genug Arbeit, und zwar auch solche Arbeit, für die man nun wirklich keine herausragende Qualifikation braucht. Nur wird sie immer schlechter bezahlt, und auch die Konditionen sind für den Arbeitnehmer immer schlechter geworden. Dafür verantwortlich sind die H4-Gesetze. "Fordern und Fördern" sorgt im Ergebnis dafür, dass Arbeitgeber Zugriff auf Arbeitskraft zum Dumpinglohn bekommen. Die beschämend niedrigen Löhne werden stets damit begründet, dass die Arbeit ja auch nicht mehr wert sei; wie viel sie aber genau wert ist, wissen wir gar nicht. Ein Logistik-Malocher wird ganz sicher gebraucht. Wenn man ihn für 2,50 Euro bekommen kann, nimmt man ihn auch für 2,50.

Das ging nicht erst mit den HIV-Gesetzen los. Das fing schon in den 80er Jahren an, Stichwort: Reaganomics und Thatcherismus. Die HIV-Gesetze sind nur de konsequente Fortsetzung der rücksichtslosen und vollständigen Ausbeutung.
 
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