Außerdem sollte es einem Doktoranden durchaus möglich sein, sich in Latex einzuarbeiten, denn so kompliziert in der Handhabung ist Latex dann doch nicht. Eine gute Dissertation sollte die Mühe auf jeden Fall wert sein (da zählt Latex sicherlich zu den kleinen Hürden).
Sagen wir es mal so.. LaTeX ist ja an sich nicht endlos komplizert. Woran es meistens scheitert, ist die Tatsache, dass es für Nicht-Kenner relativ umständlich zu "installieren" ist, weil es so eine Fülle von Varianten gibt, die schwer zu überblicken sind.
Hinzu kommt, dass man sich bei wissenschaftlichen Arbeiten in das Thema Textverarbeitung einarbeiten muss. Was ist ein Absatz? Wie verhält es sich mit Abständen, Einrückungen, Laufweite, etc. Wie erstelle ich sinnvolle Überschriftenebenen und wie kann ich mit Gliederungen arbeiten? Was sind Abschnitte und wie binde ich Anhänge sinnvoll ein?
Frag einfach mal rum, wer die Vorteile der Gliederungsansicht in Word schon mal genutzt hat. Damit kannst du ganze Abschnitte verschieben oder ein 200 Seiten Dokument in einer halben Stunde komplett umformatieren. Oder wieviele Studenten es schaffen, eine 100 Seiten Arbeit mit Deckblatt, Anhängen und Verzeichnissen in einem Dokument abzuliefern. Das ist im akademischen Umfeld ein Trauerspiel. Dabei ist das eigentlich nichts anderes als simples Handwerkszeug und etwa so als könnte ein Automechaniker nicht mit einem Schlagschrauber umgehen.
Ich glaube, LaTeX und Word unterscheiden sich nicht in der Komplexität. Bei Word sieht es einfach aus, man sollte aber
vorher wissen, welche Möglichkeiten Word bietet und wie man sie nutzt. Ein Beispiel ist da die Frage, wie Word sich verhält wenn ganze Absätze eingefügt werden. Welches Absatzformat wird verwendet? Das von dem Absatz, in dem sich der Cursor befindet oder das vom eingefügten Absatz. Es kommt drauf an. Je nachdem, was beim Einfügen markiert ist.
Bei LaTeX hat man eben eine andere Arbeitsweise, die, wenn man schonmal Texte mit anderen Anwendungen verfasst hat, erstmal ungewohnt ist, aber sich irgendwann unglaublich auszahlt. Gerade beim Zusammenfügen von Einzeldokumenten o.ä.
Insofern: Man sollte nicht denken, dass man mit Word oder Pages mit weniger Aufwand zu Ergebnissen kommt. Der Aufwand ist eben weniger technisch.