...Latex/Lyx muss man zugute halten, dass man zum Fertigstellungstermin keine unangenehmen Überraschungen erlebt - man lernt (zwangsläufig), parallel zum Schreiben, mit dem System umzugehen und hat genuegend Zeit, das Layout seinen Wünschen anzupassen. Ausserdem ist und bleibt der reine Textkorpus editierbar, egal womit und auf welcher Plattform. Das Layout out of the Box ist unerreicht, die Texte sehen klasse aus, wenn man sich nur auf den Inhalt konzentrieren will gibt es eigentlich nichts besseres. Eigentlich...
Tja, der Teufel liegt im Detail:
1. Zusammenarbeit mit bereits vorhandenen Literaturdatenbanken: Oftmals besteht mit Endnote, Zotero etc. schon eine Literaturdatenbank - im wissenschaftlichen Bereich gehts eigentlich ja kaum ohne. Meistens sind dort auch Dateien (PDFs) mit verlinkt. Zwar erlauben viele dieser Datenbanken einen für Latex geeigneten Bibtex-Export, nur läuft es dann darauf hinaus, nach jeder Änderung an der Orginaldatenbank die Bibtex-Datenbank zu aktualisieren (immer vorausgesetzt, die Orginaldatenbank baut beim Export keinen Mist). Komplett auf Bibtex umzusteigen macht selten Sinn, denn dann Verbaut man sich die Möglichkeit, die Datenbank mit Word/OO nutzen zu können.
(Für Lyx gibt es mittlerweile eine sehr schöne Lösung, die die reibungslose Zusammenarbeit mit Zotero erlaubt - letztlich war das für mich der Ausschalggebende Grund, die Diss in Lyx/Latex weiterzuschreiben).
2. Wenn man individuelle Formatanpassungen in Latex vornehmen will, artet das schnell zum reinen Textadventure aus. Formatanpassungen an Bibtex-Zitierformaten sind wirklich übel. Wenn man nicht einen funktionierenden Bibtex-Style zur Verfügung hat, hat man ein Problem und braucht *richtig* Zeit...
3. Das Paketmanagement. Ist auf dem Mac vergleichsweise einfach gelöst. Nur was ist, wenn irgendwann irgendwo auf irgendeiner Plattform der Text weiterbearbeitet werden soll? Die verwendeten Pakete/Schriften von Hand zusammenzuklauben und zu installieren kann ebenfalls aufwändig werden. Einfach ein Latex-Dokument ad hoc *irgendwo* weiterbearbeiten zu wollen klappt in den seltensten Fällen, hat bei mir eigentlich nie funktioniert...
Daher: Letztlich ist der "Sicherheitsfaktor" ausschlaggebend. Will man vor Überraschungen sicher sein, kann es - gerade am Anfang - unbequem werden. Ich würde Latex nur denen empfehlen, die Spass daran haben, sich in Systeme einzuarbeiten, viel Geduld mitbringen und einfach ein tolles Layout wollen. Wer in Puncto Layout und Sicherheit mit Kompromissen leben kann, ist m.E. mit OO / Word besser bedient...