Dieter Bohlen und die KSK

Hier geht es ja wohl offensichtlich darum, dass die KSK Geld erhält, von Aufträgen, die nicht von ihren Mitglieder bewältigt worden sind.
Wenn ein betrieb zahlen muss für Dienstleister die in der KSK sind, dann ist das eine andere Sache, aber das ist eben ziemlich oft nicht der Fall.

Schafft diese Regelung ab und ich habe gegen die KSK nichts mehr vorzubringen.
 
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Um das Verständinis zu fördern, wetwater:
Das kommt ja nicht von der KSK direkt, sondern von der Regierung.
Wurde "verlangt", damit die KSK mehr "selbstfinanziert" läuft... –
will sagen: weniger Staatskosten.
Der KSK ist es wohl recht, weil mehr Einnahmen – dafür aber weniger Unterstützung vom Staat.
 
Alle Einnahmen der KSK aus der Verwertung künstlerischer Leistungen gehen in einen Topf und werden an die Krankenkassen und die Rentenkasse weitergegeben.
Dahinter steht der – in meinen Augen richtige – Gedanke, dass für jede künstlerische Arbeit grundsätzlich Abgaben fällig werden, weil sich ja auch jeder Künstler über die KSK versichern kann.

Wenn das ein Fotograf nicht tun möchte, wird er seine Gründe dafür haben, inzwischen ist die Mitgliedschaft ja freiwillig. (Ich gehöre noch zu den Zwangsmitgliedern der ersten Stunde.) Man kann deshalb aber nicht sagen, dass nur nur KSK-Mitglieder Künstlerische Tätigkeiten ausüben, Nicht-Mitglieder dagegen handwerkliche, auch wenn es die gleiche Arbeit ist.

Dieses Problem haben die Sozialkassen mit den freien Berufen ja auch: Sie werden für etliche Ausgaben herangezogen, für die aber nur die Mitglieder aufkommen.

Die Lösung wäre eine nicht beitrags-, sondern steuerfinanzierte Sozialfürsorge. (Die dann für alle, auch Künstler, zuständig wäre.)
Das wäre wirklich gerecht.
Aus unerfindlichen Gründen gilt das Thema aber auch wiederum als Tabu, an das keine Partei rühren möchte, obwohl es viele Staaten so praktizieren.
 
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danke lünk, jetzt sind wir wo ich hinwollte. Es gibt besser Systeme als die KSK in der jetzigen Form. Wäre schön wenn wir dahin kommen.
 
langsam kommt es mir so vor als stellen sich hier manche nicht nur dumm, sonder...

ja ich spiele aufs Putzen an!!! oder auf etwas zwischen dem Putzen und dem Chefarztposten (So wie es ja 20 Millionen andere Erwerbstätige auch machen) Oder ist sich ein Künstler zu fein als Zweitjob etwas anderes zu machen. Bei diesen Antworten könnte man fasst auf den Gedanken kommen. Was muss denn noch bitte passen? ich sage dir was passen muss: Die Einstellung überhaupt einen Zweitjob machen zu wollen.
Den Alleinanspruch auf Dummheit erfüllst hier nur du. Laut deinem Gebrabbel gehen in Deutschland also 20 Mio. einem Zweitjob nach? Das wäre ja, würde man deinem Gebrabbel folgen, seit 2003 ein rasanter Anstieg. Von 890.000 auf 20 Mio.. Alle Achtung.

Mal abgesehen davon kann es aber gar nicht Ziel einer Gesellschaft sein, immer mehr Menschen zu einer Zweiterwerbstätigkeit zu nötigen. Deinem Gebrabbel der vermeintlichen Faulheit von "Künstlern" nach zu urteilen könnte man fast annehmen, du gingest davon aus, dass die KSK deren Leben finanziert. Tut sie aber nicht.
 
die 20 Millionen bezogen sich auf die Menschen die einer normalen Arbeit nachgehen, die weder besonders niedrig noch besonders hoch ist. Und das sind arbeiten, die ich eben eine Künstler als Zweitjob zumuten kann (von den Anforderungen her)
 
die 20 Millionen bezogen sich auf die Menschen die einer normalen Arbeit nachgehen, die weder besonders niedrig noch besonders hoch ist. Und das sind arbeiten, die ich eben eine Künstler als Zweitjob zumuten kann (von den Anforderungen her)

Dieses Statement ist muffiger und freudloser als jemals das eines ehemaligen DDR Gremiums über die Existenzberechtigung des Staatsbürgers als Künstler hätte sein können.:sick:

Guter Rat: lassen Sie sich therapeutisch behandeln, möglicherweise gibt es eine spezielle Behandlung gegen Kreativneid.
 
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Mit dem Lebensunterhalt eines Künstlers hat die KSK doch absolut nichts zu tun.

Sie zahlt die Hälfte des Krankenkassenbeitrags und die Hälfte des Rentenbeitrags, der Versicherte die andere Hälfte – das ist also genauso wie bei angestellten Versicherten.

Was soll denn das blöde Gebrabbel von Zweitjobs, Faulheit, Zumutungen und so weiter?
 
Irgendwie finde ich die neuen Gesichtspunkte dieser Diskussion richtig geil, und treibt mir sowohl Tränen des Lachens und des Schmerzes in die Augen:

a) Wer Kunst auf eine Dienstleistung reduziert, hat von seinem Leben noch nix verstanden.

b) Die KSK ist wie bereits beschrieben, KEIN Künstlerunterhaltsverein, sondern ein Sozial- und Rentenversicherungssystem, das mehr oder minder den klassischen Arbeitgeberanteil in diesem Bereich übernimmt. Das es hier IMO größeren Verbesserungsbedarf gibt, bestreitet hier keiner.

c) Interessant ist der Einwurf der "Arbeitgeberseite", den man aber mal im jüngeren historischen Zusammenhang sezieren sollte.

Vor nicht allzu langer Zeit waren gerade im gestalterischen künstlerischen Bereich viele fest angestellt, mit "normalen" Sozialbeiträgen. Von Arbeitgeberseite wurde gerade hier ein großes Einspaarungspotential erkannt (Renditemaximierung) und diese Künstler in die Selbstständigkeit entlassen um Kosten zu sparen. Zusätzlich profitierten die Arbeitgeber durch die von Ihnen inizierte Selbstständigerkünstlerschwemme auf dem freien Markt von Einkaufspreisen, die kaum noch ein vernüftiges Auskommen für den Künstler ermöglichen. Jetzt der große Aufschrei, dass der KSK politisch verordnet wurde, diesem Fakt Rechnung zu tragen und sie "Aufschläge" auf Rechnungen mit künstlerischen Leistungen einzieht. Diese Zusatzkosten sind für den Auftraggeber aber immer noch geringer, als das, was er in der alten Konstellation gezahlt hätte. Was macht man nun? Ja genau, man lernt vorhandenes Arbeitsmaterial auf diese künstlerischen Leistungen an und wundert sich nach 6 Monaten, warum a) entweder das Arbeitsmaterial einen anderen Job hat oder b) der Auftraggeber des Auftraggebers wiederum sein Portfolio Sch...e findet, weil ihm der künstlerische Output fehlt, und daher seine Aufträge anderweitig vergibt.

Wer findet den Fehler?
 
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Die "SelbstständigenKünstlerschwemme" ist nicht nur auf das Outsourcing der Verwerter zurückzuführen, sondern auch auf die neu entstandenen privaten Schulen für Design. Da kann sich jede(r) eine Ausbildung kaufen, und weil das nach wie vor Modeberufe sind, gibt es viel zu viele Ausübende, die sich gegenseitig das Wasser abgraben und die Honorare unterbieten.
Statt der bei Gründung der KSK geschätzen 10.000 Mitglieder (die anfangs zwangsverpflichtet wurden) sind es nun also mehr als die zehnfache Menge geworden.
Entsprechend hoch ist das Finanzvolumen, das an die Kassen gezahlt werden muss.

Die Einnahmen von der Arbeitgeberseite aber konnten mit diesem Wachstum bei weitem nicht Schritt halten, deshalb musste aus Steuerkassen immer mehr dazugeschossen werden.

Um das zu begrenzen, kann der Staat zwei Dinge tun:
1. Alles, was auf der Verwerterseite an künstlerischen Umsätzen anfällt, konsequent belasten. Dagegen ist nichts zu sagen, und das versucht er nun, über die Rentenkasse durchzuführen.
2. Die Zulassungskriterien für "Künstler" zu verschärfen. Das aber ist juristisch ausgesprochen schwierig.

Also wird es weiterhin zu viele KünstlerInnen geben, als dass der Markt sie alle ernähren könnte. Entsprechend viele Sozialfälle entstünden durch Krankheit und Alter, wenn wir die KSK nicht hätten.

Das, was die Verwerterseite mit ihren 5% vom Umfang eines künstlerischen Auftrags in die Sozialkassen abführen muss, finde ich lächerlich wenig. Und sie grundsätzlich abgabenfrei stellen zu wollen, würde bedeuten, dass dann die Steuerzahler – also wir alle – den Anteil der Verwerter für die soziale Absicherung der künstlerischen Berufsgruppen übernehmen müssten.

Eine andere Möglichkeit der Finanzierung gäbe es natürlich noch: Die Mehrwertsteuer auf künstlerische Leistungen zu erhöhen. Aber erstens würden dann die Verwerter genauso jammern, und zweitens würde der private Konsum von Kultur teurer und zurückgehen – und damit wiederum die Einnahmen für die Künstler verringern.

Immerhin haben ja viele Verwerter jederzeit die Möglichkeit, sich, wie früher, festangestellte Grafiker, Fotografen etc. zu leisten, wenn sie die Abgaben an die KSK vermeiden wollen.

Ich habe die Zeiten noch erlebt, als es in den Redaktionen ein Fotostudio mit einem Hausfotografen gab, festangestellte Illustratoren und manchmal sogar Cartoonisten, Lithographen, die aus jeder Vorlage das Optimum herausholen konnten und selbst gute Zeichner waren, und so weiter.
Ich meine, die grafische Qualität in den Printmedien war seinerzeit höher und hatte mehr Charakter – erst recht, wenn man die technischen Fortschritte in der Druck- und Druckvorstufe abzieht.
 
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@lünk

...grundsätzlich gebe ich dir recht, die 5% machen in den meisten fällen sinn, da sie freischaffende absichern.

...mein persönliches problem ist allerdings, das meine Bildagentur diese 5% auch für Honorare von Verkäufen meiner ausländischen Photographen abführen darf. Und diese haben ja nun nicht die die optionale Möglichkeit die KSK in Anspruch zu nehmen.
 
Das ist im Prinzip dasselbe Argument wie wetwaters Fotograf, der auch nicht in der KSK ist.

Juristisch kann ich das Problem nicht beurteilen.
Politisch gedacht ist diese Regelung sinnvoll, denn ansonsten würde man die inländischen Fotografen gegenüber den ausländischen (bzw. den Stocks) benachteiligen und ihre Auftragslage noch weiter verschlechtern.

Deshalb finde ich es sinnvoll, Abgaben auf der Verwerterseite von den Auftragnehmern und ihrer Versicherung zu entkoppeln.
Weniger bürokratisch ist es ausserdem: Jede künstlerische Verwertung ist abgabepflichtig, alle Abgaben kommen in die Künstlersozialversicherung.
 
die 20 Millionen bezogen sich auf die Menschen die einer normalen Arbeit nachgehen, die weder besonders niedrig noch besonders hoch ist. Und das sind arbeiten, die ich eben eine Künstler als Zweitjob zumuten kann (von den Anforderungen her)
Auch eine "normale" Arbeit, wie du die Arbeit bezeichnest, die nicht von Publizisten, Schriftstellern, Journalisten, Textern, Musikern, Künstlern u.ä. erledigt wird, bedarf einer Ausbildung. Und zwar einer anderen Ausbildung wie der von den Publizisten, Schriftstellern, Journalisten, Textern, Musikern, Künstlern, kurz von dir "Künstler" (mit Anmutung Gesocks) genannt, bereits absolvierten. Aber vermutlich spielst du ohnehin auf die ungelernten Berufe an. Da wiederum haut die Zahl 20 Mio. erneut nicht hin.

Einmal mehr davon abgesehen, dass es nicht Ziel der Gesellschaft sein kann, immer mehr Erwerbstätige dazu zu nötigen, sich mit einem Zweitjob über Wasser zu halten, wie es ja mittlerweile traurige Praxis in Deutschland geworden ist: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/bundesagenturfuerarbeit2.html
 
Danke lünk, der ganze Beitrag hat mir sehr gut gefallen. Und ich bin froh, daß auch wieder etwas sachliche Ruhe in diesen Thread kommt. Gegenseitige Beleidigungen müssen hier nun wirklich nicht sein. Vor allem, da beide Seiten irgendwo Recht haben und auch jede Seite etwas Schwachsinn geschrieben hat. Leider wurden mir persönlich die KSK Fürsprecher schon etwas zu blind und zu angriffslustig. Dabei bietet dieses Thema doch guten Stoff für eine sachliche Diskussion, in der beide Seiten interessant sind.Leider hatte ich auch das Gefühl, daß wieder einmal viele Aussagen von Wetwater bewusst falsch versanden wurden, um diese Diskussion unnötig anzuheizen. Fand ich doch neben einigen ungeschickten Aussagen seinerseits auch viel Potential und Wahrheit in seinen Sätzen.

Ich denke keiner hier bestreitet den generellen Sinn einer Absicherung für Künstler. Bestritten wird nur die Art, wie diese gehandhabt wird und wer davon betroffen ist. Einige hier gemachte Aussagen kann ich aus eigener Erfahrung widerlegen. So müssen auch wir z.B. Abgaben für Webprogrammierung abführen, für die wir die grafischen Vorlagen liefern. Es wurde zwar hier bestritten, daß dies abgabepflichtig ist, aber wahrscheinlich wäre das nur durch einen Gerichtsprozess ähnlich dem von RTL zu klären. Und wir hätten viel zu tun, wenn wir für jede handwerkliche Leistung prozessieren würden. ;)

Was ich persönlich am ärgsten finde, ist die Undurchschaubarkeit für die Auftraggeber, die viele einfach überfordern dürfte. Gebe ich einen Auftrag an einen Betrieb, der Webdesign, -programmierung und -hosting anbietet muß ich erstmal zahlen, auch wenn keine gestalterischen Arbeiten erledigt wurden. Lasse ich mir von einem Tischler eine Skulptur für den Empfang schnitzen ist das dann wieder Handwerk und somit nicht abgabepflichtig?! Lasse ich von einem Grafiker einen Text in einem Flyer aktualisieren ist das abgabepflichtig, wenn eine Druckerei an den Daten noch rumschleifen muß, um diese wirklich druckreif zu bekommen (ja es gibt immer noch Grafiker, die ihr „Handwerk“ nicht verstehen) ist das wieder nicht abgabepflichtig. etc. etc. Für die Mitglieder der KSK ist es dagegen einfach: Bin ich Mitglied muss ich zahlen, bin ich keines muss ich nicht zahlen.

Die 5% dürften vielen größeren Unternehmen weniger wehtun. Das Problem sehe ich im Verständnis und im Arbeitsaufwand, der für viele dahinter steckt. Mag zwar jetzt komisch klingen, aber wer den Büroalltag kennt, wird wissen was ich meine. Ich sage nur Stromberg ist oft realistischer als viele denken mögen. :D Wie sollen Leute, die mit Sachen wie Urheber- und Nutzungsrechten nicht klarkommen, den Sinn in den Regelungen der KSK verstehen? Denn Rest mag sich jeder selbst denken…

Ich habe die Zeiten noch erlebt, als es in den Redaktionen ein Fotostudio mit einem Hausfotografen gab, festangestellte Illustratoren und manchmal sogar Cartoonisten, Lithographen, die aus jeder Vorlage das Optimum herausholen konnten und selbst gute Zeichner waren, und so weiter.
Ich meine, die grafische Qualität in den Printmedien war seinerzeit höher und hatte mehr Charakter – erst recht, wenn man die technischen Fortschritte in der Druck- und Druckvorstufe abzieht.

Auf diesen Punkt möchte ich gerne noch einmal eingehen, da ich da eine sehr positive Erfahrung habe.

Früher haben wir mit einer zwar teuren aber nicht gerade kreativen Werbeagentur gearbeitet. Das größte Problem war, daß die Agentur selbst nach mehreren Jahren nicht die Intention unseres Unternehmens verstehen konnte oder wollte. Stattdessen wurde um jeden Euro gestritten. Die Gestaltung eines simplen Flyers konnte deshalb schonmal mehrere Monate in Anspruch nehmen.

In erster Linie war die Tatsache, daß das Preis/Leistungs-Verhältnis einfach nicht stimmte ausschlaggebend, daß ich eingestellt wurde und im Laufe der letzten Jahre eine eigene Grafikabteilung aufbauen konnte. Der Erfolg ist, daß die Produktivität um ein vielfaches gestiegen ist zu weit geringeren Kosten. Für mich persönlich ist das Arbeiten weit angenehmer, als zu meinen Zeiten in einer Werbeagentur. Ich kann meine Zeit nämlich besser einteilen. So kann ich, wenn nötig in ein Projekt Zeit stecken, die man als Werbeagentur dem Kunden gegenüber kaum rechtfertigen könnte, was der Qualität aber nur dienen kann. Ich muß mich nicht von einen Kunden auf den anderen einstellen, da ich quasi selbst mein eigener Kunde bin und ganz genau weiss, was ich kommunizieren will. Lange Besprechungen und Projektsitzungen erübrigen sich somit auch meistens. Gesparte Agenturkosten können für hochwertiges Papier, UV-Lack etc. investiert werden…

Ich würde aus genannten Gründen Inhouse-Produktion schnell vorziehen. Nur beziehe ich nun auch Bereiche ein, an die ich vorher nicht gedacht hätte. Einzig durch die begrenzte Bürofläche sind die Möglichkeiten zur Zeit noch begrenzt.
 
So müssen auch wir z.B. Abgaben für Webprogrammierung abführen, für die wir die grafischen Vorlagen liefern. Es wurde zwar hier bestritten, daß dies abgabepflichtig ist, aber wahrscheinlich wäre das nur durch einen Gerichtsprozess ähnlich dem von RTL zu klären. Und wir hätten viel zu tun, wenn wir für jede handwerkliche Leistung prozessieren würden. ;)
Das ist aber sehr eigenartig. Ich arbeite z.B. für eine Agentur die für Projekte von mir bei der Rechnungstellung eine genaue Trennung für kreative Arbeit (Konzept, Gestaltung) und nicht kreative Arbeit (Reinzeichnung) fordert, der ich auch immer nachkomme. Für den nicht kreativen Anteil meiner Arbeit bezüglich des Projektes brauchen laut Agentur keine 5% gezahlt werden. Webprogrammierung ist somit keine KSK Abgabenpflichtige Leistung!

Was ich besonders anstrengend finde: die Agentur möchte am liebsten, dass ich drei viertel der Leistung als nicht kreativen Anteil dekliniere, obwohl es meist tatsächlich umgekehrt ist. Das ist zermürbend.

Oft kommt es vor, dass ich drei oder mehr Monate auf die Bezahlung warten muss ... das nur mal am Rande

Ach und noch was: Viele große, namhafte Firmen beschäftigen Kreative wie Angestellte, der Designer kommt in der Früh und geht am Abend mit den anderen Angestellten, aber um seine Sozialversicherung soll er sich bitteschön selber kümmern ... feine Sache man hat Zugriff auf den "Künstler" wann immer man will braucht aber keine Sozialabgaben zahlen, das spart! :mad:
 
Naja, nicht jedes Unternehmen schlüsselt die Rechnungen so genau auf. Es handelt sich hier um Rechnungen der letzten Jahre.

Aus meiner Agenturzeit weiss ich auch, daß viele Agenturen gerne Stunden so aufschreiben, wie es sich anbietet, um a) auf einen angestrebten Rechnungsbetrag zu kommen und b) die Rechnung dem Kunden gegenüber noch rechtfertigen zu können. Und kreative Arbeit kostet dem Kunden natürlich mehr. Somit dürfte es nicht selten vorkommen, daß auch so ungerechtfertigt KSK-Beiträge zusammenkommen. Den Begriff Reinzeichnung finde ich auch wieder relativ schwammig, um zu bestimmen, wo kreative Arbeit anfängt und wo sie aufhört.

Beispiel 1: Ich nenne einer Agentur meine Vorstellungen, wie mein zukünftiges Logo auszusehen hat. Die Agentur setzt dies in Illustrator um und passt das Logo auf die verschiedenen Einsatzzwecke an. Ist das eine kreative Logoentwicklung oder nicht? Genau diesen Fall hat es vor Jahren mit unserer damaligen Agentur gegeben, was einen großen Streit um Rechnungen und Urheberrecht gegeben hat. Die KSK war damals zum Glück noch kein Thema für uns.

Beispiel 2: Ich engagiere einen Fotografen, bin aber beim Shooting mit vor Ort und sage dem Fotografen genau, wie ich mir das Bild vorstelle. Leistet der Fotograf nun kreative Arbeit oder nicht?

Ich finde das ganze mehr als unüberschaubar und schwer verständlich.


Die von Dir beschriebene Vorgehensweise von Arbeitgebern verwundert mich leider nicht, jedoch befürworte ich diese auch nicht. Ich denke gute Arbeit verdient gutes Geld. Aber das lässt sich kaum durch Sozialabgaben regeln, sondern nur im Grundverständnis und in der Wertschätzung von Arbeit durch gute Bezahlung. Leider wurde das durch bereits zuvor gut beschriebene Gegebenheiten stark versaut und dürfte ähnlich schwer wieder geradezubiegen sein, wie es ist den Weltfrieden zu erreichen. :(
 
Was ich persönlich am ärgsten finde, ist die Undurchschaubarkeit für die Auftraggeber, die viele einfach überfordern dürfte. Gebe ich einen Auftrag an einen Betrieb, der Webdesign, -programmierung und -hosting anbietet muß ich erstmal zahlen, auch wenn keine gestalterischen Arbeiten erledigt wurden. Lasse ich mir von einem Tischler eine Skulptur für den Empfang schnitzen ist das dann wieder Handwerk und somit nicht abgabepflichtig?! Lasse ich von einem Grafiker einen Text in einem Flyer aktualisieren ist das abgabepflichtig, wenn eine Druckerei an den Daten noch rumschleifen muß, um diese wirklich druckreif zu bekommen (ja es gibt immer noch Grafiker, die ihr „Handwerk“ nicht verstehen) ist das wieder nicht abgabepflichtig. etc. etc.

Du nennst schwierige Grenzfälle, die es vermutlich auch nach etlichen Gerichtsurteilen noch geben wird.
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich künstlerische Arbeit schwer gegen handwerkliche abgrenzen lässt.
Deshalb können auch Handwerksbetriebe durchaus künstlerische Leistungen erbringen, wie dein Tischler zeigt. Wenn die Holzskulptur kein Ausnahmefall bleibt, kann er sich Holzdesigner nennen, und ist de facto Künstler.
Auch den Grafiker, der Texte aktualisiert, gibt es immer wieder. Auch umgekehrt, wenn ein Webtechniker doch mal was am optischen Erscheinungsbild bastelt etc.. Da gibt es eben dieses Hin- und Herslippen zwischen Gewerbe, Dienstleistung und Kunst.
Grade in den Einmann-Designerbuden, wo der Inhaber zeichnet, fotografiert, gleich mit textet und auch die Druckvorstufe macht.

Wo ist das Problem?
Mal bezahlt man vielleicht mehr an Abgaben als man müsste, weil der Auftrag in den gewerblichen Bereich rübergeht, mal aber auch weniger, weil der gewerbliche Teil überwiegt und man den künstlerischen nicht abtrennen kann.

Gleicht sich das nicht aus?
 
Beispiel 2: Ich engagiere einen Fotografen, bin aber beim Shooting mit vor Ort und sage dem Fotografen genau, wie ich mir das Bild vorstelle. Leistet der Fotograf nun kreative Arbeit oder nicht?

Hmmmmm ... sagen wir mal Fürst Pückler beauftragt Picasso mit dem Porträt seiner Geliebten in rosa, braun und vanillegelb! Das kann der und es wird ein aufregend gutes Bild.:D

Woran liegt das wohl?
A) der Meister hat besonders gute Pinsel
B) der Meister hat die die teuersten und besten Farben
C) der Meister hat die allerbeste Leinwand der Welt
D) der Meister hat einfach nur Talent
E) alles zusammen
;)
 
Was ich persönlich am ärgsten finde, ist die Undurchschaubarkeit für die Auftraggeber, die viele einfach überfordern dürfte. (…) Das Problem sehe ich im Verständnis und im Arbeitsaufwand, der für viele dahinter steckt. (…) Wie sollen Leute, die mit Sachen wie Urheber- und Nutzungsrechten nicht klarkommen, den Sinn in den Regelungen der KSK verstehen?
So undurchschaubar ist das für die Verwerterseite nicht: In früheren Threads hatten wir hier einige Beiträge, in denen Forumsmitglieder von ihren Kunden angehalten wurden, die Rechnungen "gewerblich" zu schreiben, um keine Abgaben an die KSK zahlen zu müssen. Die meisten wissen schon sehr genau, was abgabenpflichtig ist, und was nicht.

Bei dir wie auch bei wetwater vermute ich einen gewissen Ärger über die Kontrollen, die mit der Neuregelung des Künstlersozialgesetzes nun von der Rentenversicherung wahrgenommen werden und den Verwertern wesentlich stärker auf die Füsse treten als früher.

Es hilft aber nichts: Das Künstlersozialgesetz hat sich in seinem Grundsatz bewährt, ist vom Bundesverfassungsgericht abgesegnet. Es muss ständig weiter verbessert werden, das bleibt unbestritten.
Aber mit den schwierigen Grenzfällen werden wir, wie bei allen Gesetzen und Bestimmungen, auch weiterhin leben müssen.
Das ist aber besser, als Zigtausende von Sozialfällen aus den künstlerischen Berufen zu haben.
 
Nach der Forderung der Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), die Künstlersozialkasse abzuschaffen, regt sich Widerstand.

Der Deutsche Journalisten-Verband ruft alle freien Journalistinnen und Journalisten zu Protestbriefen, -faxen und E-Mails an den DIHK und seine regionalen Gliederungen auf.
"Die deutsche Industrie und das deutsche Handwerk profitieren enorm von der Kreativität freier Journalisten und Künstler. Der weltweite Erfolg der deutschen Wirtschaft ist ohne sie nicht denkbar. Es ist daher absolut zweckmäßig für Wirtschaftsbetriebe, wenn sie sich durch die Künstlersozialabgabe an der Sozialversicherung freier Journalisten und Künstler beteiligen", sagt DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken.

Die Süddeutsche hat heute in einem Artikel* auf die erbärmliche Situation der deutschen Kulturschaffenden hingewiesen und die KSK als sinnvolles soziales Absicherungsinstrument gewürdigt:
Die Wirtschaft profitiere davon, dass sie jederzeit flexibel auf ein großes Angebot von freiberuflichen Kreativen zugreifen und deren Honorare wegen der Konkurrenz drücken könne. da sei es nur recht und billig, wenn sich die Nutzniesser auch an der sozialen Absicherung der Künstler beteiligen.

Der Autor des Kommentars vermutet (wie wir auch), dass der Unmut der Verwerter über die effizienteren Kontrollen hinter ihrem politisch bemäntelten Widerstand stehe.
Nicht wenige hätten sich in der Vergangenheit vor der Zahlung ihrer Beiträge gedrückt, das sei nun schwerer möglich.
Und manchen Verwertern drohen gar Nachzahlungen, weil die letzten 5 Jahre mit überprüft werden.

*leider nur in der E-Paper- und Druckversion lesbar
 
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