Bei Leuten, die stolz auf ihr Land sind, frage ich mich, ob die sonst nichts zu bieten haben.
Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist den meisten Menschen innewohnend. Ich bewerte das nicht negativ, es ist einfach so. Schwierig wird es, wenn das Bedürfnis nach einer Gruppenhierarcharie dazukommt. Leider ist es für die meisten Menschen in unserem Kulturkreis völlig normal, dass sie der eigenen Gruppe und ihren Interessen Vorrechte einräumen. Der Stolz auf die eigene Nationalität dient dann als Begründung: "Wir haben uns unseren Lebensstandard und unsere Privilegien hart erarbeitet. Und wir können nunmal nicht die ganze Welt retten."
Wer dann darauf hinweist, welchen Methoden die eigene Nation ihren Wohlstand auch verdankt, von der Ausbeutung anderer Völker bis zur Ausbeutung der Ressourcen des Planeten, der wird als Nestbeschmutzer angesehen. Das ist auch in Ländern wie Frankreich, GB oder USA ganz extrem so, die hier immer wieder als leuchtendes Beispiel für unverkrampften Patriotismus herhalten müssen.
Ich glaube nicht, dass es unschuldigen Patriotismus gibt. Er beinhaltet immer eine Hierarchie, Besitzdenken, Inanspruchnahme. Und damit auch Arroganz, Abwehr, Übergriffe.
Aber am Bedürfnis einfacher Menschen, sich als Teil eines großartigen Volkes fühlen zu können, wird keine Reflexion jemals etwas etwas ändern können. Man kann nur versuchen, es in friedliche Bahnen zu lenken.