Ich glaube manchmal, die ganze Debatte um die Antriebstechnologie eines Autos verschiebt das eigentliche Problem: die schiere Menge an Autos.
In urbanen Räumen ist nahezu jede Straße mit parkenden Autos zugestellt, und wenn die jetzt alle plötzlich zu E-Autos werden, ist dadurch zwar eventuell im direkten Umkreis etwas bessere Luft, ob das für die Gesamtbilanz besser ist, ist ja eine riesige Diskussion.
Ich glaube, der Wandel, den wir bräuchten, spielt sich eher in der Art der Verkehrsnutzung ab. Und in der Wahrnehmung eines Autos. Wir haben das heute noch so aus der Wirtschaftswunder-Generation in den Köpfen drin, dass ein Auto Freiheit, Status und Lebensqualität bedeutet. Alternativen, dies das bieten, sind erst in den Kinderschuhen. Aber vielleicht werden unsere Kinder schon das Auto gar nicht mehr besitzen wollen, sondern nur eine Möglichkeit, es dann zu nutzen, wenn sie es brauchen.
Ich kenne heute schon eine Handvoll Menschen, die kei Auto besitzen, und sich für eine Urlaubsfahrt oder 1, 2 mal im Jahr einen größeren Transport eben dann eines mieten.
Um noch mal zu den parkenden Autos im ersten Absatz zurückzukommen: Jedes parkende Auto steht ja im Grunde dafür, wie wenige Autos wir eigentlich gleichzeitig bräuchten. Wenn Carsharing-Modelle deutlich mehr und attraktiver würden, wenn es nicht nur am Prenzlauer Berg oder der Sternschanze, sondern auch im Ruhrpott und der niedersächsischen Provinz nicht mehr das A und O wäre, mit 18 das eigene Auto zu kaufen (das 4. in der Familie), dann wäre die Frage, wieviel Schadstoffe das einzelne KFZ ausstößt, schon deutlich weniger relevant.
Ich muss schon mal "plötzlich" +1.000 fahren zum Arbeiten rasen
Ein Beispiel dafür, wie schwer es ist, in einer gesamtgesellschaftlichen Debatte einen Konsens zu erzielen - natürlich wird es immer einzelne Personen geben, für die eine Veränderung des Gewohnten schwerer oder sogar gerade nicht möglich ist.
Ich arbeite jetzt seit 6 Wochen im Home Office und pendele gar nicht. Das war vorher für mich auch nicht vorstellbar, die Frage ist, was sich dadurch perspektivisch vielleicht ändert. Es muss ja nicht heißen, jetzt sofort das Auto abzugeben, aber wenn Familien zukünftig ihren Alltag mit Heimarbeit und ab und zu 1000km-Arbeitsfahrten anders aufteilen können, reichen vielleicht 2 Autos für 4 Personen, statt wie bisher 3 oder 4.
Wie gesagt, ich denke, dass darin die wahren Chancen liegen, und weniger im 1:1-Tausch der Verbrenner in irgendwelche Alternativen.