Hier hat die Argumentation aber auch immer ein Loch.
Die 50% EE sind ja nur momentane Betrachtungen der Versorgung.
Es ist der aktuelle Stand bzw. war der
Anteil der EE 2020. Meine Aussage ging ja gerade in die Richtung, dass der Anteil der EE in den nächsten Jahren nach oben gehen wird.
Ich denke das ist nicht strittig, oder?
Relevant ist aber aus meiner Sicht, dass man z.B. bei der Versorgung mit Energie einen gewichtigen Anteil nicht-regenerativer Quellen akzeptiert.
Ich bin mir nicht sicher was du damit sagen willst.
100% EE als Ziel ausgeben, dann aber z.B. bei 95% sagen, ok jetzt ist maximaler Zubau erreicht, der Rest muss auf anderem Weg gewährleistet sein? Fände ich ok.
Oder nur willkürlich eine Grenze festlegen und sagen bei 70%, 80% ist Schluß und für diese 20%, 30% lassen wir ein paar Kohlekraftwerke weiterlaufen? Da wäre ich mir dann nicht so sicher, denn wie findet man dann raus, dass z.B. 90% nicht gehen würden?
Ich persönlich sehe in großen Speichern im Netz, ausser den Pumpspeicherkraftwerken, keinen sinnvollen Weg, insbesondere dann nicht, wenn das Batterien sein sollen, weder stationär noch als Schwarm in e-Fahrzeugen.
Ich denke am Ende wird Sinn machen, was funktioniert.
Pumpspeicherkapazität sind in Deutschland z.B. natürlich Grenzen gesetzt, die sich nicht beliebig erweitern lassen. Norwegen hat mehr davon. Aber funktioniert es für uns (und die Norweger) ein paar Leitungen durch die Nordsee zu legen? Und geht das dann gar nicht oder nur begrenzt? Wenn nur begrenzt, was ist nötig um den Rest zu schaffen?
Vehicle-to-Grid ist ebenso eine Idee/ein Konzept. Im Moment scheitert das aber noch an den Basics. Rein rechtlich zum Beispiel. Man darf derzeit gar nicht einen Akku (egal ob Heimspeicher oder im E-Auto) aus dem Netz laden (wenn z.B. der Strom günstig ist) um ihn dann bei höheren Strompreisen wieder einzuspeisen. Und die heute verkauften E-Autos unterstützen rein technisch zum überwiegenden Teil gar nicht, Strom auch wieder abgeben zu können. Sieht z.B. der Standard für die EU-Ladestecker (Typ-2, CCS) gar nicht vor. Der japanische CHADEMO tut das, ist aber mittlerweile abgehängt. Nissan z.B. hat beim Leaf noch CHADEMO, das nächste e-Auto von denen wird aber mit CCS nach Europa kommen. Allein diese Hürden wären noch zu beseitigen, um zu sehen, ob das funktioniert. Es könnte aber ein Teilbaustein sein.
Energie muss immer dann verfügbar sein wenn man sie braucht, unter allen Umständen.
Das "unter allen Umständen" würde ich so nicht unterschreiben.
Ein E-Auto dass nachts Minimum 12 Stunden an der Wallbox angeschlossen steht, muss nicht innerhalb von 30 Minuten nachdem es am Abend angesteckt wurde wieder voll geladen sein. Es muss nicht mal jede Nacht auf 100% geladen werden, wenn man genau weiß, dass man am Tag z.B. nur 10% der Gesamtladung benötigt.
Heizungen, z.B. via Wärmepumpe müssen auch nicht rund um die Uhr durchpowern. Ist bei Wärmepumpen auch bereits jetzt ganz normal, dass die zu bestimmten Tageszeiten vom Netz getrennt werden.
Fürs Kühlen könnte man analog das gleiche annehmen. Es muss nicht rund um die Uhr und unter allen Umständen Energie abrufbar sein.
Wenn es der Netzstabilität dienlich ist, spräche nichts dagegen Verbraucher bei denen es Sinn macht temporär vom Netz zu trennen.
Wenn man sowas vernünftig umsetzt dann bekommt man davon auch am Ende nichts mit, bzw. es führt nicht zu leeren e-Auto-Akkus bei Fahrtantritt, kalten Wohnungen oder verdorbenen Lebensmitteln.
Auch für die Industrie lassen sich ähnliche Beispiele finden.
Von daher: "unter allen Umständen" ist bisher korrekt, muss es aber in einer zukünftigen Energieversorgungsinfrastruktur nicht sein.
Was mir in der Diskussion aber immer wieder auffällt, ist eine klare Ablehnung von regenerativen Anteilen in anderen Energieträgern, da ist das auf einmal nicht mehr in Ordnung.
Den Satz verstehe ich nicht, oder sollte es statt "regenerative Anteile" sowas wie "nicht-regenerative Anteile" bzw. "fossile Anteile" heißen?
Fall dem so ist:
Wie oben gesagt, es ist IMHO ok als Ziel 100% EE auszurufen. Wenn am Ende klar wird, dass es auf 100% nicht geht, dann wird man sich nach Alternativen umsehen müssen. Aber dann sollte man wirklich bis dahin alles sinnvolle versucht haben. Gleich am Anfang zu kapitulieren und z.B. zu behaupten mehr als x % geht nicht, hat sich schon in der Vergangenheit bei quasi jedem Ausbaustand der EE als falsch erwiesen.
Und in Summe bleibt ja das Problem, dass wir lokal ca. 500TWh/a erzeugen können, elektrisch, aber rund 3400TWh brauchen.
Darf ich fragen wie die beiden Zahlen zustande kommen? Ist mit letzteres der aktuelle Primärenergiebedarf gemeint?