Gesellschaft Das Märchen von der Elektro-Mobilität

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Ich halte es für vollkommen unsinnig, Kohle zu verstromen, mit dem Strom Wasserstoff zu produzieren und diesen im Auto dann wieder in Strom umzuwandeln. Ein Kilometer mit dem Miri emittiert beim heutigen Strommix deshalb de facto 121g CO2 – das liegt weit über dem Grenzwert, den Verbrenner in Zukunft einzuhalten haben.

Nexo und Mirai – obwohl noch nicht mal SUV – wiegen leer bereits 1900 Kilogramm. Und wenn der Mirai mit 4 Erwachsenen besetzt ist, dürfen die noch nicht mal mehr ihre Aktentasche mitnehmen, weil die Zuladung auf 365 Kilogramm limitiert ist. Beim Nexo ist das auch nicht viel anders.

Wasserstoff mit Ökostrom zu produzieren, finde ich aus heutiger Sicht auch zweifelhaft: Die Energiebilanz ist derart schlecht, dass man auch hier von Ressourcenverschwendung sprechen muss. Denn auch Ökostrom kann keineswegs komplett klimaneutral erzeugt werden. Vom dafür nötigen Umweltverbrauch mal ganz abgesehen.

Wie man es dreht und wendet: Die Wurzel des Problems liegt im Individualverkehr – und im Anspruch, ein eigenes Auto, das alles können soll, vor der Tür zu haben.

Ein normaler 3er Touring liegt aber auch bereits bei 1850kg...das ist jetzt keine Besonderheit. Nichtsdestotrotz deswegen ja nicht gut, aber der Unterschied hier ist vernachlässigbar.
 
Der Punkt, der das hier so spannend macht, ist der Transportsektor. Hier werden BEV-Trucks sicher nicht kommen. Da läuft alles mit Vollgas in zwei Konzepte: FC und H2-Verbrenner. Einfach wegen der Nutzlast/Kostenthematik.
Und auch hier kann man sich wieder fragen, welche Kosten es denn genau sind, die "mit Vollgas" zu diesen Konzepten führen. Ich gehe davon aus, dass eine CO2-Bepreisung bislang nicht enthalten ist.

Abgesehen davon geht es auch im Transportsektor um grundsätzliche Weichenstellungen, wenn wir über die Mobilität der Zukunft reden. Transporte per LKW just in time direkt in die Produktionshalle, um Lagerkosten zu sparen, sind genauso fragwürdig wie die Dieselsubventionen. Dasselbe gilt für die Ertüchtigung der Logistik per Schiene. (Die Bahn fährt ja bekanntlich mit Strom direkt aus dem Netz.) Das alles sind politische Entscheidungen.
 
Und auch hier kann man sich wieder fragen, welche Kosten es denn genau sind, die "mit Vollgas" zu diesen Konzepten führen. Ich gehe davon aus, dass eine CO2-Bepreisung bislang nicht enthalten ist.

Abgesehen davon geht es auch im Transportsektor um grundsätzliche Weichenstellungen, wenn wir über die Mobilität der Zukunft reden. Transporte per LKW just in time direkt in die Produktionshalle, um Lagerkosten zu sparen, sind genauso fragwürdig wie die Dieselsubventionen. Dasselbe gilt für die Ertüchtigung der Logistik per Schiene. (Die Bahn fährt ja bekanntlich mit Strom direkt aus dem Netz.) Das alles sind politische Entscheidungen.

Ja, gebe ich Dir Recht aber der Zug ist sprichwörtlich schon lange abgefahren. Die meisten Produktionsstätten sind so abgelegen in Osteuropa verstreut, dass keinerlei Alternative zum LKW denkbar ist oder in realistischer Zeit darstellbar wäre.
 
Es gab ein schönes Interview hier:

https://www.spiegel.de/auto/aktuell...offzelle-wird-sich-durchsetzen-a-1235431.html

Da wird klar, dass sich nicht eine Technik durchsetzen wird, sondern mehrere parallel laufen. Taxen und LKW haben keine Zeit für langes Laden, das wird wohl eher auf H2 oder synthetische Kraftstoffe hinauslaufen.

Ist halt doch nicht VHS gegen Video2000.

„Just in Time“ war eine nette Idee, Lagerkosten zu sparen und die Kosten durch die öffentliche Infrastruktur tragen zu lassen. Das funktioniert aber nur bei allgemeiner politischer Stabilität und offenen Grenzen. Beim Brexit sieht man ja gerade, wie alle wieder Lager anlegen.
 
Der Mirai ist bisher ein Kleinserienkonzeptfahrzeug. Der Nexo ist auch heute schon weiter und steht bei ca 70k€ als top ausgestatteter Midsize SUV a la GLC oder X3. Diese sind weder elektrisch noch als Verbrenner dann nennenswert günstiger oder sogar teurer. In dem Fall muss man auch abwarten was dann mit dem Nexo 2 als MY20 passiert. Aber ich gebe Dir recht, hier sehen wir jetzt einen gewissen Wettbewerb der Konzepte und das ist ja nicht schlecht. Aus der Perspektive des Gewichts usw ist es bei SUVs oder größeren Fahrzeugen mit der FC besser als mit BEVs. Ein Tesla 3 ist ja eher ein kleineres Mittelklassefahrzeug.
Das Tesla Model 3 vs. Mirai hatte ich gewählt, weil beide hinsichtlich Reichweite und Fahrzeugtyp (Limousine) besser vergleichbar sind.

Aber den Nexo würde ich dann zu gegebener Zeit mit dem Tesla Model Y vergleichen. Abmessungstechnisch sind die beiden sehr ähnlich. Zum Gewicht des Model Y konnte ich leider nichts finden.
Der Nexo kostet 69.000€? Zu ungefähr dem Preis (68.000€) kann man derzeit das Model Y Performance vorbestellen/reservieren. Die Longrange-Variante schon ab 56.000€.

Jetzt mag das Model Y dann ein bisschen schwerer sein und real ein bisschen weniger Reichweite wie das Model 3 haben, aber wenn man bedenkt das beide viele Bauteile gemein haben, dann kann ich mir gut vorstellen, dass in ein / zwei Jahren, wennn das Model Y ausgeliefert wird sich die Preise noch mal etwas reduziert haben werden (ähnlich wie jetzt schon beim Model 3).

Im gleichen Zeitraum wird sich die Ladeinfrastruktur deutlich verbessert haben (wie schon erwähnt die V3 SuperCharger kommen auf jeden Fall), die Ladezeiten sinken also weiter.

Parallel dazu kann ich mir nicht vorstellen, dass die Zahl der Wasserstofftankstellen ähnlich drastisch ansteigt. Das Problem der klimaneutralen Herstellung des Wasserstoffs en Masse bleibt auch bestehen.

Und auch wenn in deinem Fall die vorhandenen Tankstellen günstig liegen, mag es bei der gegenwärtigen Tankstellendichte viele davon abhalten ein Brennstoffzellenfahrzeug zu kaufen.

Was sich wiederum auf die Absatzzahlen von Fahrzeugen wie dem Nexo auswirken dürfte und damit die Wahrscheinlichkeit schneller Preissenkungen.

Bleibt das "gute" Gefühl, dass sich beim Tanken gegenüber dem alten Diesel bzw. Benziner nicht viel ändert (wenn man denn eine Wasserstofftankstelle in der Nähe hat) und man in fünf Minuten wieder unterwegs ist.

Da sollte man dann aber auch noch mal nachforschen wie viele Fahrzeuge so eine Wasserstoffzapfsäule pro Stunde abfertigen kann. Da der Wasserstoff mit entsprechendem Druck getankt werden muss, geht Wasserstoffzapfsäulen schon nach wenigen unmittelbaren Betankungen erst mal die Puste aus (im wahrsten Sinne des Wortes). Erst wenn der nötige Druck wieder aufgebaut ist, kann es dann weiter gehen.

Das mag dann wegen der oben beschriebenen Problematiken nicht zu schnell geschehen (wie gesagt die Wasserstofftankstelle, die ich kenne ist eher selten frequentiert), aber sollten dann doch mal mehr Fahrzeuge tanken wollen, dann könnte es länger dauern als man denkt.

Der Punkt, der das hier so spannend macht, ist der Transportsektor. Hier werden BEV-Trucks sicher nicht kommen.
Ja, das es spannend bleibt da stimme ich zu. Ob Trucks als BEV nicht kommen werden, da bin ich nicht sicher. Erst mal gibt es schon welche (wenn auch eher für kurze Transportwege) und zumindest Tesla lehnt sich mit dem Semi wieder mal weit aus dem Fenster. Mal sehen, was daraus wird.
 
Wasserstoff mit Ökostrom zu produzieren, finde ich aus heutiger Sicht auch zweifelhaft: Die Energiebilanz ist derart schlecht, dass man auch hier von Ressourcenverschwendung sprechen muss.

Das ist dann sinnvoll, wenn Energie überschüssig ist und nicht anders gespeichert werden kann.
Die Ressourcen Wind- und Sonnenenergie stehen ja unbegrenzt zur Verfügung. Das Problem ist die
Speicherung, und besser man speichert nur 1/3 der Überschüsse als gar nichts.
 
Das Tesla Model 3 vs. Mirai hatte ich gewählt, weil beide hinsichtlich Reichweite und Fahrzeugtyp (Limousine) besser vergleichbar sind.

Aber den Nexo würde ich dann zu gegebener Zeit mit dem Tesla Model Y vergleichen. Abmessungstechnisch sind die beiden sehr ähnlich. Zum Gewicht des Model Y konnte ich leider nichts finden.
Der Nexo kostet 69.000€? Zu ungefähr dem Preis (68.000€) kann man derzeit das Model Y Performance vorbestellen/reservieren. Die Longrange-Variante schon ab 56.000€.

Jetzt mag das Model Y dann ein bisschen schwerer sein und real ein bisschen weniger Reichweite wie das Model 3 haben, aber wenn man bedenkt das beide viele Bauteile gemein haben, dann kann ich mir gut vorstellen, dass in ein / zwei Jahren, wennn das Model Y ausgeliefert wird sich die Preise noch mal etwas reduziert haben werden (ähnlich wie jetzt schon beim Model 3).

Im gleichen Zeitraum wird sich die Ladeinfrastruktur deutlich verbessert haben (wie schon erwähnt die V3 SuperCharger kommen auf jeden Fall), die Ladezeiten sinken also weiter.

Parallel dazu kann ich mir nicht vorstellen, dass die Zahl der Wasserstofftankstellen ähnlich drastisch ansteigt. Das Problem der klimaneutralen Herstellung des Wasserstoffs en Masse bleibt auch bestehen.

Und auch wenn in deinem Fall die vorhandenen Tankstellen günstig liegen, mag es bei der gegenwärtigen Tankstellendichte viele davon abhalten ein Brennstoffzellenfahrzeug zu kaufen.

Was sich wiederum auf die Absatzzahlen von Fahrzeugen wie dem Nexo auswirken dürfte und damit die Wahrscheinlichkeit schneller Preissenkungen.

Bleibt das "gute" Gefühl, dass sich beim Tanken gegenüber dem alten Diesel bzw. Benziner nicht viel ändert (wenn man denn eine Wasserstofftankstelle in der Nähe hat) und man in fünf Minuten wieder unterwegs ist.

Da sollte man dann aber auch noch mal nachforschen wie viele Fahrzeuge so eine Wasserstoffzapfsäule pro Stunde abfertigen kann. Da der Wasserstoff mit entsprechendem Druck getankt werden muss, geht Wasserstoffzapfsäulen schon nach wenigen unmittelbaren Betankungen erst mal die Puste aus (im wahrsten Sinne des Wortes). Erst wenn der nötige Druck wieder aufgebaut ist, kann es dann weiter gehen.

Das mag dann wegen der oben beschriebenen Problematiken nicht zu schnell geschehen (wie gesagt die Wasserstofftankstelle, die ich kenne ist eher selten frequentiert), aber sollten dann doch mal mehr Fahrzeuge tanken wollen, dann könnte es länger dauern als man denkt.


Ja, das es spannend bleibt da stimme ich zu. Ob Trucks als BEV nicht kommen werden, da bin ich nicht sicher. Erst mal gibt es schon welche (wenn auch eher für kurze Transportwege) und zumindest Tesla lehnt sich mit dem Semi wieder mal weit aus dem Fenster. Mal sehen, was daraus wird.

Kurz noch zur Ladeinfrastruktur. Da hat Hr Palmer aus Tübingen ziemlich deutlich gesagt, was er davon hält. Zitat „Ich werde nicht für die Ladesäulen ihrer Fahrzeuge (OEMs) halb Tübingen aufreißen. Das können sie vergessen.“
Ich kenne es aktuell aus mehreren Fällen hier, wo eben Wallboxen mittlerweile abgelehnt werden, weil die Netzstruktur in der Straße das nicht gestattet. Und auch hier will niemand die Städte umgraben. Meistens ist bei zwei bis drei leistungsfähigen Chargern pro Tiefgarage in größeren Wohnhäusern scheinbar Schluss für Betreiber wie die EnBW.
 
Die meisten Produktionsstätten sind so abgelegen in Osteuropa verstreut, dass keinerlei Alternative zum LKW denkbar ist oder in realistischer Zeit darstellbar wäre.
Letztlich enden wir immer wieder bei der Kostenfrage. Solche Produktionsstätten, die das niedrigere Lohnniveau ausnutzen, lohnen sich nur deshalb, weil die Transportkosten so niedrig sind. Das können sie nur deshalb sein, weil die dadurch entstehenden Emissionen, also die Umweltschäden und Klimafolgen, nicht eingepreist sind. Sie werden der Allgemeinheit und den zukünftigen Generationen aufgelastet.

Was auch immer wieder deutlich macht, dass das Kostenargument nur unter den derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gilt. Die Betrachtung von Elektromotoren als Schlüssel für zukünftige nachhaltige Mobilität ist vom politischen Hintergrund unmöglich zu trennen. Aber die können und müssen verändert werden.

Andernfalls dreht sich die Argumentation im Kreis: Ich kann an den LKW-Verkehren nichts ändern, weil die Produktion-Infrastruktur so ist wie sie ist. Und sie ist deshalb so, weil die LKW-Verkehre am kostengünstigsten sind. Deshalb können wir auch an der Produktionsstruktur nichts ändern, denn es würde die Produkte teurer machen. Also brauchen wir auch weiterhin LKW-Verkehre.

So kann man praktisch in allen Bereichen, in denen es um nachhaltige Mobilität geht, auf der Stelle argumentieren. (Was unter strukturkonservativen PolitikerInnen ja auch eine beliebte rhetorische Übung ist.)

Das ist auch das Problem der Diskussion hier im Thread: Sie schreibt die derzeitigen Rahmenbedingungen in die Zukunft fort und will ihnen die Mobiltätskonzepte anpassen. Richtig wäre es mE umgekehrt: Wie können wir die industriellen Strukturen klimaneutral machen, welche Mobilitätskonzepte sind dafür geeignet – und welche sind schlicht zu klimaschädlich?
 
Letztlich enden wir immer wieder bei der Kostenfrage. Solche Produktionsstätten, die das niedrigere Lohnniveau ausnutzen, lohnen sich nur deshalb, weil die Transportkosten so niedrig sind. Das können sie nur deshalb sein, weil die dadurch entstehenden Emissionen, also die Umweltschäden und Klimafolgen, nicht eingepreist sind. Sie werden der Allgemeinheit und den zukünftigen Generationen aufgelastet.

Was auch immer wieder deutlich macht, dass das Kostenargument nur unter den derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gilt. Die Betrachtung von Elektromotoren als Schlüssel für zukünftige nachhaltige Mobilität ist vom politischen Hintergrund unmöglich zu trennen. Aber die können und müssen verändert werden.

Andernfalls dreht sich die Argumentation im Kreis: Ich kann an den LKW-Verkehren nichts ändern, weil die Produktion-Infrastruktur so ist wie sie ist. Und sie ist deshalb so, weil die LKW-Verkehre am kostengünstigsten sind. Deshalb können wir auch an der Produktionsstruktur nichts ändern, denn es würde die Produkte teurer machen. Also brauchen wir auch weiterhin LKW-Verkehre.

So kann man praktisch in allen Bereichen, in denen es um nachhaltige Mobilität geht, auf der Stelle argumentieren. (Was unter strukturkonservativen PolitikerInnen ja auch eine beliebte rhetorische Übung ist.)

Das ist auch das Problem der Diskussion hier im Thread: Sie schreibt die derzeitigen Rahmenbedingungen in die Zukunft fort und will ihnen die Mobiltätskonzepte anpassen. Richtig wäre es mE umgekehrt: Wie können wir die industriellen Strukturen klimaneutral machen, welche Mobilitätskonzepte sind dafür geeignet – und welche sind schlicht zu klimaschädlich?

Durchaus richtig, aber für die meisten Menschen musst Du noch eine zentrale Frage hinzufügen:

„...ohne mein Wohlstandsniveau und meine finanzielle Sicherheit einzuschränken oder anzugreifen.“

Das ist es doch was letztlich die meisten Menschen -noch- wesentlich mehr besorgt als ein Klimawandel. Selbst mit dem aktuellen Fokus seitens Medien und Wissenschaft.
 
Kurz noch zur Ladeinfrastruktur. Da hat Hr Palmer aus Tübingen ziemlich deutlich gesagt, was er davon hält. Zitat „Ich werde nicht für die Ladesäulen ihrer Fahrzeuge (OEMs) halb Tübingen aufreißen. Das können sie vergessen.“
Ich kenne das Zitat. Da ging es aber glaube ich eher darum, dass von den Herstellern weiter auf lang und breit gesetzt wird (sprich SUVs), der Parkraum eh knapp wird und von den Städten wie selbstverständlich erwartet wird nicht nur größere Parkplätze, sondern auch noch die sonstige Infrastruktur bereitzustellen (wie auch immer die dann konkret aussieht).

Es geht ja auch keineswegs darum an jedem Parkplatz eine Schnellladestation dranzusetzen. Das führt dann aber noch weiter, bzw. in eine andere Richtung, die hier auch schon oft genug angesprochen wurde: Muss demnächst jeder bisherige Verbrenner durch ein Fahrzeug mit alternativen Antriebssystemen ersetzt werden oder geht es auch mit weniger Fahrzeugen?

Es geht hier aber eher um die Frage was ist praktikabler? Die verschiedenen Tücken bei Brennstoffzellenfahrzeugen habe ich ja schon versucht aufzuzählen.

Gerade die Frage "woher kommt der Wasserstoff?" wird gerne großzügig ignoriert. Es heißt dabei immer "der wird dann per Elektrolyse aus Ökostrom gewonnen". Ist ja nett, aber dass man dafür etwa 3- bis 4-mal soviel Strom benötigt um mit einem Brennstoffzellenfahrzeug soweit zu kommen wie mit einem BEV, dass wird kaum erwähnt.

BEV-Kritiker werden ja auch nicht müde, immer zu lamentieren "Woher soll den der ganze Strom kommen?". Beim Wasserstoff ist das dann plötzlich kein Problem. Auch nicht wenn es um synthetische Kraftstoffe geht (die brauchen dann für die gleiche Reichweite nur 10x soviel Ökostrom wie ein BEV).

Klar kann sich auch dafür Konstrukte überlegen. Man könnte ja DESERTEC wiederbeleben und irgendwo auf der Welt wo viel Sonne scheint (oder meinetwegen auch Wind weht) entsprechende Anlagen zur Ökostromerzeugung bauen, um den dann gleich zu Wasserstoff oder sonstwas zu verarbeiten. Das könnte man dann ja wieder per Tanker um die ganze Welt verschiffen. Aber macht das Sinn? Und wie lange würde es dauern sowas aufzubauen? Was würde der Sprit dann kosten, auch im Vergleich zum "normalen" Sprit aus Rohöl, solange das noch ausreichend gefördert werden kann? Warum nicht gleich mit höchstmöglicher Energieeffizienz an die Sache herangehen?

Ich kenne es aktuell aus mehreren Fällen hier, wo eben Wallboxen mittlerweile abgelehnt werden, weil die Netzstruktur in der Straße das nicht gestattet. Und auch hier will niemand die Städte umgraben. Meistens ist bei zwei bis drei leistungsfähigen Chargern pro Tiefgarage in größeren Wohnhäusern scheinbar Schluss für Betreiber wie die EnBW.
Ich denke die Anekdote erklärt nicht viel, ohne die Hintergründe zu kennen. IMHO scheitern Ladeplätze in Tiefgaragen von größeren Wohnhäusern derzeit noch in erster Linie an der Eigentümerversammlung bzw. am Vermieter, wo derzeit ein einziges "Nein" schon ausreicht, um auch nur eine Wallboxinstallation zu blockieren.

Dass man pro Hausanschluß auch nicht "mal eben so" x Wallboxen für 22kw-Ladeleistung betreiben kann, sollte auch jedem klar sein. Natürlich schreitet dann irgendwann der lokale Stromversorger ein.

Man braucht aber auch nicht unbedingt je Fahrzeug jederzeit 22kw Ladeleistung. Wenn man aber mit mehreren E-Autos in der Tiefgarage plant, dann braucht es ein Lastmanagement. Dann brechen auch nicht die Netze zusammen (weder im Haus, noch draußen im Stadtviertel) und verteilt über die Nacht oder das Wochenende kämen trotzdem alle E-Autobesitzer an genug Ladung für die nächste Fahrt.

Aber dafür gibt es derzeit überhaupt keine klaren gesetzlichen Vorhaben. Wie gesagt, derzeit scheitert es oft schon daran nur eine einzige Wallbox in einem Mehrparteienmietshaus installiert zu bekommen.
 
… für die meisten Menschen musst Du noch eine zentrale Frage hinzufügen:

„...ohne mein Wohlstandsniveau und meine finanzielle Sicherheit einzuschränken oder anzugreifen.“

Das ist es doch was letztlich die meisten Menschen -noch- wesentlich mehr besorgt als ein Klimawandel.
So ist es – und die großen Parteien machen sich diese Forderungen, ebenfalls aus Eigeninteresse, zueigen. Das verzögert und lähmt die notwendigen Schritte im Klimaschutz. Die entscheidende Frage ist, wie sich diese Selbstfesselung von Politik und Gesellschaft verhindern liesse. Aber das ist wieder eine politische Diskussion.
 
Gerade die Frage "woher kommt der Wasserstoff?" wird gerne großzügig ignoriert. Es heißt dabei immer "der wird dann per Elektrolyse aus Ökostrom gewonnen". Ist ja nett, aber dass man dafür etwa 3- bis 4-mal soviel Strom benötigt um mit einem Brennstoffzellenfahrzeug soweit zu kommen wie mit einem BEV, dass wird kaum erwähnt.

Wenn der meiste Strom aus Wind und Sonne erzeugt wird, dann haben wir aber ein Speicher-Problem,
wo sollen die Überschüsse hin? Da kommt Power-to-Gas ins Spiel oder die Elektrolyse. Damit entsteht
Energie, die sonst gar nicht genutzt wird. Ob das dann am sinnvollsten für PKWs oder für etwas anderes
gespeichert wid, ist eine andere Frage.
 
Wenn der meiste Strom aus Wind und Sonne erzeugt wird, dann haben wir aber ein Speicher-Problem,
wo sollen die Überschüsse hin? Da kommt Power-to-Gas ins Spiel oder die Elektrolyse. Damit entsteht
Energie, die sonst gar nicht genutzt wird. Ob das dann am sinnvollsten für PKWs oder für etwas anderes
gespeichert wid, ist eine andere Frage.
Genau. Aber hier geht es ja gerade um Brennstoffzellen-Fahrzeug vs. BEVs.
Persönlich finde ich, dass Wasserstoff per Elektrolyse auf jeden Fall seinen Platz innerhalb einer 100%-Ökostrominfrastruktur haben wird.
Nur macht es keinen Sinn darauf zu bauen, dass wir zukünftig unseren PKW-Verkehr mit FCVs oder Verbrennern bewältigen können, wo der Treibstoff aus Ökostrom-Überschüssen erzeugt wurde. Wo sollen denn die ganzen Überschüsse herkommen um 40 Millionen Fahrzeuge in Deutschland zu betreiben?

Oder anders:
PKW als BEV geht und ist hinsichtlich des Energieeinsatzes effizient.
LKW als BEV, weiß ich nicht so recht, aber wenn FuelCell-LKWs eher gehen, dann wäre es Blödsinn die knappen Resourcen für die Wasserstofferzeugung im PKW-Verkehr zu vergeuden, oder?
Luftverkehr geht aber auf keinen Fall elektrisch, aber mit synthetischem Kerosin könnte man ihn sauberer machen. Also wenn synthetischer Sprit dann doch lieber da, anstatt im Straßenverkehr?
Und den Schiffsverkehr haben wir ja auch noch. Wie sieht da die Zukunft aus und wo kommt da der Treibstoff her?
 
Ich kenne das Zitat. Da ging es aber glaube ich eher darum, dass von den Herstellern weiter auf lang und breit gesetzt wird (sprich SUVs), der Parkraum eh knapp wird und von den Städten wie selbstverständlich erwartet wird nicht nur größere Parkplätze, sondern auch noch die sonstige Infrastruktur bereitzustellen (wie auch immer die dann konkret aussieht).

Es geht ja auch keineswegs darum an jedem Parkplatz eine Schnellladestation dranzusetzen. Das führt dann aber noch weiter, bzw. in eine andere Richtung, die hier auch schon oft genug angesprochen wurde: Muss demnächst jeder bisherige Verbrenner durch ein Fahrzeug mit alternativen Antriebssystemen ersetzt werden oder geht es auch mit weniger Fahrzeugen?

Es geht hier aber eher um die Frage was ist praktikabler? Die verschiedenen Tücken bei Brennstoffzellenfahrzeugen habe ich ja schon versucht aufzuzählen.

Gerade die Frage "woher kommt der Wasserstoff?" wird gerne großzügig ignoriert. Es heißt dabei immer "der wird dann per Elektrolyse aus Ökostrom gewonnen". Ist ja nett, aber dass man dafür etwa 3- bis 4-mal soviel Strom benötigt um mit einem Brennstoffzellenfahrzeug soweit zu kommen wie mit einem BEV, dass wird kaum erwähnt.

BEV-Kritiker werden ja auch nicht müde, immer zu lamentieren "Woher soll den der ganze Strom kommen?". Beim Wasserstoff ist das dann plötzlich kein Problem. Auch nicht wenn es um synthetische Kraftstoffe geht (die brauchen dann für die gleiche Reichweite nur 10x soviel Ökostrom wie ein BEV).

Klar kann sich auch dafür Konstrukte überlegen. Man könnte ja DESERTEC wiederbeleben und irgendwo auf der Welt wo viel Sonne scheint (oder meinetwegen auch Wind weht) entsprechende Anlagen zur Ökostromerzeugung bauen, um den dann gleich zu Wasserstoff oder sonstwas zu verarbeiten. Das könnte man dann ja wieder per Tanker um die ganze Welt verschiffen. Aber macht das Sinn? Und wie lange würde es dauern sowas aufzubauen? Was würde der Sprit dann kosten, auch im Vergleich zum "normalen" Sprit aus Rohöl, solange das noch ausreichend gefördert werden kann? Warum nicht gleich mit höchstmöglicher Energieeffizienz an die Sache herangehen?


Ich denke die Anekdote erklärt nicht viel, ohne die Hintergründe zu kennen. IMHO scheitern Ladeplätze in Tiefgaragen von größeren Wohnhäusern derzeit noch in erster Linie an der Eigentümerversammlung bzw. am Vermieter, wo derzeit ein einziges "Nein" schon ausreicht, um auch nur eine Wallboxinstallation zu blockieren.

Dass man pro Hausanschluß auch nicht "mal eben so" x Wallboxen für 22kw-Ladeleistung betreiben kann, sollte auch jedem klar sein. Natürlich schreitet dann irgendwann der lokale Stromversorger ein.

Man braucht aber auch nicht unbedingt je Fahrzeug jederzeit 22kw Ladeleistung. Wenn man aber mit mehreren E-Autos in der Tiefgarage plant, dann braucht es ein Lastmanagement. Dann brechen auch nicht die Netze zusammen (weder im Haus, noch draußen im Stadtviertel) und verteilt über die Nacht oder das Wochenende kämen trotzdem alle E-Autobesitzer an genug Ladung für die nächste Fahrt.

Aber dafür gibt es derzeit überhaupt keine klaren gesetzlichen Vorhaben. Wie gesagt, derzeit scheitert es oft schon daran nur eine einzige Wallbox in einem Mehrparteienmietshaus installiert zu bekommen.

Es wird auch genausowenig die Stromtrassen geben. Daran zu glauben ist ebenfalls vage. Daher komme auch ich letztlich zu dem entscheidenden Abschluss, dass wir entweder den wilden Mix mit Verbrennern weiter beibehalten werden oder grundsätzlich einfach deutlich weniger Individualmobilität erlauben dürfen. Alles andere im Sinne des Durchbruchs einer Technologie inklusive ihrer Infrastruktur bzw dann auch der Forderung nach klimaneutralem Fußabdruck wird nicht kommen.
 
Es wird auch genausowenig die Stromtrassen geben.
IMHO scheitert der Ausbau von Stromtrassen für mehr Ökostrom vor allem am auffällig fehlenden Durchsetzungswillen der Politiker.
Stromleitungen gibt es seit 100 Jahren. Wie wurden die denn gebaut bzw. woran scheitern die Neubauten heute wirklich?
 
Wo sollen denn die ganzen Überschüsse herkommen um 40 Millionen Fahrzeuge in Deutschland zu betreiben?

Wie schon oben in dem Artikel beschrieben denke ich, dass es in absehbarer Zeit nicht die EINE Antriebsart geben wird.
Ein Großteil der PKW wird mit Akku fahren, ein Teil mit Gas, einer mit (Bio-)Diesel und ein Teil eben mit Wasserstoff.
 
Daher komme auch ich letztlich zu dem entscheidenden Abschluss, dass wir entweder den wilden Mix mit Verbrennern weiter beibehalten werden oder grundsätzlich einfach deutlich weniger Individualmobilität erlauben dürfen.
Das wäre auch im Sinne der zukünftigen Stadtplanung: Weniger Privatautos in den Städten bedeutet weniger Platz für den fahrenden und ruhenden Verkehr und damit mehr Lebensqualität für die Stadtbewohner.

Zur Individualmobilität gehören allerdings auch E-Bikes/Pedelecs, Einspurfahrzeuge oder kleine und ultraleichte E-Kompaktautos wie der Twizy. Um E-Bike-Verkehr zu fördern braucht es allerdings auch Investitionen in die Infrastruktur, wie eigene Strassen und Parkhäuser für Fahrräder. Auch in diesem Punkt sind die Niederlande weiter als wir, siehe Utrecht.
 
@spoege Was für ein Auto fährst Du denn? Ich hoffe doch ein BEV und ansonsten CarSharing? Oder hast Du, was noch besser wäre, gar kein eigenes Auto?
Ich hinterfrage gerne die Antworten die man Anderen gibt...
Da wirst Du von spoege keine Antwort erhalten, denn spoege geht nie darauf ein, ob er seine Ansprüche und Ideale selbst lebt. Er erwartet es nur von uns anderen.
 
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