Das stimmt natürlich, wenn man realistisch die kompletten Emissionen der Kette und auch absolut betrachtet. Dem Planeten ist letztlich egal, ob wir WTW oder TTW rechnen, sondern es geht um das CO2, das in der Atmosphäre landet.
Ich arbeite ja selbst in der Branche und was in den letzten ca. zehn Tagen an Brancheninfos kursiert ist, zeigt mir zumindest, mit technischem Sachverstand, dass das alles nicht wirklich zu Ende gedacht wurde. Alle zumindest nicht-chinesischen BEV-Hersteller, durch die Bank, können gar nicht die E-Fahrzeuge bauen, weil die Batteriehersteller die Stückzahlen der Zellenherstellung nicht mal ansatzweise im versprochenen Maß schaffen. Sei es Samsung, Panasonic oder LgChem, die alle irgendwelche Verträge mit OEMs haben. Und das tritt jetzt schon auf, wo gerade ein Bruchteil des Gesamtvolumens als elektrifizierte Fahrzeuge gebaut werden. Das wird einen enormen Druck auf die Rohstoffproduktion für Batteriezellen ausüben und die Abbaubedingungen mit Sicherheit nicht besser machen, respektive der politischen Bedingungen in den Primärquellenländern. Ich hatte es irgendwann ja schon einmal geschrieben, was ich aus einer Präsentation für das EU-Parlament bekommen hatte: Um die EU alleine bis 2050 zu 100% elektrisch mobil zu halten, muss die globale Produktionsmenge an Lithium um den Faktor 6 steigen. Prinzip Hoffnung: Es wird über Recycling weniger werden und auch andere Batterietechnologien werden den turnaround hier schaffen...mal sehen, ich bin da offen und habe da keine Meinung zu, solange da nicht wirklich serienreife Technologien aufschlagen, die man bewerten kann.
Interessant war eine weitere Meldung. Da man aus China garantiert alles außer wahrheitsgemäße Wirtschaftsinfos bekommt, werden die sich sicher nicht zu dem obigen Engpass äußern. Was mich aber in dem Punkt zumindest bestärkt, dass es auch in China zu Problemen kommt, war die Meldung in der letzten Woche, dass China wohl verkündet hat, BEVs nicht weiter zu fördern und den Pfad zu bremsen. Stattdessen will man jetzt weg von Batteriefahrzeugen und komplett in Richtung Brennstoffzellen umsteuern. D.h. eine Wasserstoffwirtschaft hochziehen, genauso wie es der strategische Primärpfad in Japan ist. Dort sind BEVs auch kaum ein Thema. Das wird noch interessante Wellen schlagen, da bin ich mir sicher, wenn so ein staatlich gelenkte Apparat die technologische Marschrichtung ändert.
Darüber hinaus war auch sehr überraschend für mich, dass eigentlich der öffentlich so als Vorreiter wahrgenommene OEM aus Japan sich letzte Woche klar geäußert hat, dass sie sich bei HEVs/PHEVs/BEVs technologisch deutlich hinter den deutschen (!!) OEMs sehen und daher auch hier verstärkt auf FCEVs setzen werden. Ich hab gedacht, ich höre nicht recht...
Meine Schlussfolgerung, und meine gestrige zwangsweise Fahrt quer durch Deutschland hat mich darin wieder mal bestätigt, ist viel mehr, dass auch alle Bemühungen auf dem Gebiet eher nicht den großen Wurf bringen werden. Es werden weiterhin an die 100 Mio Fahrzeuge jedes Jahr gebaut. Das Problem ist nicht primär, ob diese mit Benzin, Diesel, Wasserstoff oder Strom fahren, sondern dass überhaupt jeder ein Fahrzeug haben will. Das ist das eigentlich Problem. Mit all den Technologien werden wir trotzdem alle Straßen vollstellen und letztlich viele zu viele Ressourcen und Energie benötigen, unabhängig davon, welche es im Detail sind oder wo sie herkommen. Eine ökologisch sinnvolle Transformation muss also zwangsläufig den Besitz von Fahrzeugen überflüssig machen. Und IT hilft da leider nur bedingt. Meetings müssen trotzdem noch face to face stattfinden, vielleicht nicht in der Zahl aber sie werden weiterhin unersetzlich bleiben, da kann man noch so viel Telefonkonferenzen oder Skype Meetings machen, das ist nur ein schlechtes Placebo, gerade mit Asiaten. Hier sind also die spannendsten Fragen der zukünftigen Mobilitätsstruktur. Das muss meiner Meinung viel größer gedacht werden, als nur auf einen Wandel der Individualmobilität zu schauen. Sie selbst ist das Problem.