Ich war heute und gestern auch privat und beruflich in Frankfurt unterwegs und bin eher zwiegespalten, was die dortige Situation dort angeht.
Es stimmt, dass gefühlt die halbe Stadt abgeriegelt, eingezäunt und überwacht wird, und zwar von einem Polizeiaufgebot in einer Truppenstärke, mit der man zur Not auch den bösen Russen zurückschlagen könnte, wenn der noch Lust hätte, herzukommen.
Zugleich habe ich aber nur sehr vereinzelt offensichtliche Occupy-Aktivisten und Demonstranten gesehen. Meine eigenen diesbezüglichen Sichtungen im Bereich Taunusanlage / Westend / Hauptbahnhof ließen nur sehr bedingt um die öffentliche Sicherheit fürchten und beschränkten sich auf:
- vier bierselige, etwa 20jährige Franzosen, die Beck´s Dosen-schwenkend einen Kiosk belagerten und sich lautstark darüber unterhielten, wer nach dem Kauf wievieler Bierdosen noch wieviele Euro in der Tasche hat / haben müsste / haben könnte
- etwa drei versprengte Gruppen von je zwei bis drei Punks, die mit todtrauriger Hush Puppy-Miene durch den Hauptbahnhof schlurften, als habe man ihnen gerade die Jahresration Bölkstoff geklaut
- eine Gruppe von etwa vier bis fünf Jungstudenten, offensichtlich der Geisteswissenschaften, die im Regionalexpress über Gruppenzwänge und soziologische Randerscheinungen bei großen Gruppenaufläufen in einem von der Ordnungsmacht gebildeten Kessel dozierten
- ein sichtlich völlig alkoholisierter und/oder übermüdeter und/oder deprimierter Einzeltyp, Marke "Berufsstudent im 34. Semester", der einer jungen, ebenfalls bereits gut betankten Punkerin mit schwerer Zunge ewige Treue schwor und ihr versicherte, sie niemals zu verlassen. Der sehr sentimentale Vortrag wurde von der besagten jungen Punkerin mit Hängelidern und ausgeprägt stoischer Miene zur Kenntnis genommen, während sie sich an die nicht unbedingt saubere Bahnsteigwand kauerte.
Mit anderen Worten: Für einen ÖPNV-Nutzer im Großraum der Stadt Frankfurt am Main war eigentlich alles wie immer, zuzüglich einiger Hundertschaften von Polizisten in Kampfanzügen, die größtenteils aber auch sehr entspannt und freundlich die Lage im Blick behielten.