KO-Kriterium Bewerbungsfoto
Peter Naumann ist kurz davor, seine Bewerbung abzuschicken. Das Anschreiben hat er fertig, der Lebenslauf ist überzeugend, die Zeugnisse sind einwandfrei und mit dem Layout der Unterlagen ist er auch zufrieden - jetzt fehlt nur noch das Foto. Er hat noch Bilder von seinen letzten Bewerbungen, allerdings liegen die schon vier Jahre zurück. Eigentlich wollte er ja noch neue machen lassen, aber dazu fehlt ihm jetzt die Zeit. Die Bewerbungsfrist läuft übermorgen ab. An dem Foto wird es schon nicht scheitern, denkt sich Peter Naumann, immerhin kommt es doch auf die fachliche Qualifikation an und nicht auf bloße Äußerlichkeiten. Und dass er inzwischen eine Brille trägt, kann so entscheidend nicht sein, oder?
Nutzen Sie den ersten Augenblick
Sicherlich haben Sie sich auch schon mal gefragt, was ein gutes Bewerbungsfoto von einem schlechten unterscheidet und welche Bedeutung dem Foto für den Bewerbungserfolg zukommt. Schätzungsweise bewerben sich pro Stellenausschreibung zwischen 200 und 250 Arbeitssuchende. Da bleibt Personalern für die Sichtung der Unterlagen nicht viel Zeit - im Durchschnitt nehmen sie sich zirka zwei Minuten. Das Foto ist fast immer das Erste, was sich Personalverantwortliche ansehen, es sollte daher ein aussagekräftiger Blickfang sein und sich von denen Ihrer Mitbewerber positiv abheben. Denn durch das Foto hinterlassen Sie den ersten Gesamteindruck von Ihrer Person und haben die Chance sympathisch und kompetent zu wirken. Darum sollten Sie, auch wenn Sie noch so gut getroffen sind, auf Urlaubsfotos oder Schnappschüsse mit der Digitalkamera lieber verzichten. Absolut tabu sind auch Automatenbilder, die zwar billiger und schneller zu haben sind, aber leider auch so aussehen. Verwenden Sie möglichst keine Fotos, die älter als zwei Jahre sind.
Mehr als ein Schnappschuss
Im Idealfall spiegelt das Porträt Ihre Persönlichkeit, Ihre Ausstrahlung, Ihren Charakter wider. Achten Sie darauf, auf dem Foto die Eigenschaften und Fähigkeiten zu verkörpern, die für den angestrebten Job erwartet werden. Die Gestaltungsmöglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen sind groß. Sie reichen von der Wahl der Kleidung, der Körperhaltung, des Bildausschnitts, dem Format bis zur Entscheidung für eine Farb- oder Schwarzweißaufnahme. Je klarer Sie sich darüber sind, was Sie mit Ihrem Foto aussagen und wie Sie wahrgenommen werden wollen, desto einfacher ist die Umsetzung für den Fotografen und desto zufriedener sind Sie mit dem Ergebnis.
Ihre Ausstrahlung macht's!
Der Tag des Fotografentermins sollte Ihr Tag sein! Je besser Ihre Stimmung, Ihr Selbstbewusstsein, Ihr Selbstwertgefühl, desto mehr Ausstrahlung haben Sie auf den Fotos. Vermeiden Sie Hektik und Stress und nehmen Sie sich genügend Zeit, um bei den Aufnahmen entspannt und souverän zu wirken. Lächeln Sie! Damit ist aber kein verkrampfter Gesichtsausdruck gemeint, sondern ein herzlicher und auch mit den Augen lächelnder Blick. So wirken Sie offen und sympathisch. Ein guter Fotograf hat den Blick für den richtigen Moment. Er macht erst mal Probeaufnahmen und bespricht mit Ihnen, ob Sie Ihren Vorstellungen entsprechen.
Im Zweifel lieber klassisch
Wählen Sie der Berufssparte und Branche angemessene Kleidung. Bei kreativen Berufen darf es gern etwas ausgefallener sein, bei klassischen lieber konservativ mit Kostüm oder Anzug. Und noch etwas ist wichtig: Sie sollten sich wohlfühlen in Ihrer zweiten Haut. Sonst laufen Sie Gefahr, wie verkleidet auszusehen, und das erweckt nicht gerade Vertrauen. Wählen Sie für Ihren Typ vorteilhafte Farben. Nehmen Sie ruhig verschiedene Outfits mit, so können Sie je nach Stelle und Unternehmen zwischen klassischem Businesslook und etwas lockererem Erscheinungsbild wählen.
Farbe oder schwarz-weiß?
Ob Sie ein Farb- oder Schwarzweißfoto wählen, hängt ganz von Ihrer persönlichen Präferenz ab. Jürgen Hesse vom Büro für Berufsstrategie empfiehlt schwarz-weiß, denn "das wirkt zurückhaltender, sachlicher und auch interessanter. Es lässt dem Betrachter mehr Interpretationsmöglichkeiten bei der Beurteilung des Gesichts." Denn die fehlende Farbe regt die Phantasie des Betrachters stärker an. Aber natürlich ist auch ein Farbfoto ansprechend, doch dann ist die Qualität des Fotos um so entscheidender! Jetzt erst recht heißt es, auf stilvolle Kleidung und dezentes Make-up zu achten. Störend wirken wild gemusterte Krawatten, extravagante Schminkvariationen oder überdimensionierter Schmuck.
Fallen Sie aus dem Rahmen!
Bei der Wahl des Formats und des Ausschnitts haben Sie Spielraum. Hoch- oder Querformat, beides ist möglich. Idealerweise ist das Porträt 6 x 4,5 cm oder etwas größer. Bitte verzichten Sie auf Postkartengröße und Ganzkörperfotos, es sei denn, Sie wollen sich bei einer Modellagentur bewerben. Für die Aussage Ihres Fotos, ist die Wahl des Ausschnitts ganz entscheidend. Wagen Sie statt der typischen "Kopf und Kragen"-Fotos ruhig mal etwas Neues! Wählen Sie einen außergewöhnlichen Anschnitt, um die Neugier des Betrachters zu wecken. Ein angeschnittenes Gesicht fesselt den Blick viel eher, weil das Gehirn des Betrachters versucht, das Gesicht zu vervollständigen. Ein Ausschnitt, der Arme, Hände und Oberkörper integriert, kann die Bildaussage unterstützen. Besondere Dynamik können Sie auch im Stehen oder aus der Bewegung heraus vermitteln.
Halten Sie, was Sie versprechen
Die Qualität Ihres Bewerbungsfotos gibt Hinweise auf Ihre Zielstrebigkeit und Leistungsmotivation. Ein professionelles Porträt macht neugierig auf Ihre Person. Es vermittelt den Eindruck, dass Sie der angestrebten Position gewachsen sind und fördert den Wunsch, Sie persönlich kennen zu lernen. Und die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch ist das Ziel einer jeden Bewerbung. Wenn Sie das erreicht haben, liegt es an Ihnen, die geweckten Erwartungen auch zu erfüllen. Aber auch darauf kann man sich ja vorbereiten.