Hab mich für den Internet-Mac aktuell nochmal an High Sierra rangewagt ... und bin mal so garnicht begeistert.
OK, die GUI ist etwas aufgehübscht. Gefällt mir sogar. Aber unter der Haube...
Auch wenn ich Tools wie z.B. Onyx nicht verwende, sind solche Systemtools allgemein immer ein guter Indikator, inwieweit ein System noch für den User offen ist. Allen Vorbehalten zum Trotz, ist Onyx ja auch nur ein GUI für etliche Systembefehle, die Anwender seit Jahrzehnten ausschöpfen. Letzten Endes geht es nur darum, was der User am System anpassen kann. OS X war diesbezüglich in etlichen Aspekten zugänglich.
Nur bietet Onyx im Vergleich zu Vorgängersystemen (z.B. für Yosemite) bald überhaupt keine Konfigurations-Möglichkeiten mehr an. Apple verhindert die Umsetzung. Das gleiche gilt für die manuelle Umsetzung per Terminal. Da funktionieren etliche Möglichkeiten nicht mehr.
Jetzt kann man natürlich sagen: ist ok so, hat eh eine Menge Probleme bereitet. Aber das ist nicht der Punkt. Mir geht es um die Systemübereignung an den User. Letzten Endes sollte ihm überlassen sein, was er mit dem System anstellt. Und hier geht Apple mal für mal in die Richtung, die sie bei iOS längst abgechlossen haben: zur vollständigen Enteignung des Systems.
Wie bedenklich dies ist, zeigt sich bei iOS längst. Apple behält sich dort aber obendrein vor, Backdoors an Geschäftspartner bereitzustellen (Uber) und ihnen somit den Systemeinbruch zu ermöglichen, während die User nicht einmal mehr den Traffic ins Netz regulieren können. Das allein ist schon nicht akzeptierbar, weil damit jegliche Systemintegrität für den User aufgehoben ist.
Ganz nebenbei wars aber auch wieder interessant, den Einbruch an 'Schwupdizität' zu vergleichen. Auch da wird einem vor Augen geführt, dass da was entwicklungstechnisch in die falsche Richtung geht. Zumindest bei Desktop-Systemen.
Bei der Schwupdizität (oder auch Wuppdizität) geht es ja um den Geschwindigkeitseindruck bei Eingaben/Ausgaben, die man auch unmittelbar im GUI erfährt. Wenn man aktuelle Betriebssysteme mit Alternativen vergleicht oder gar mit alten Brocken, fragt man sich aber nicht selten, wie die Entwickler da pot. technische Vorteile verspielen. Wir haben Mehrkernrechner, RAM mit hoher Taktanbindung, SSDs usw. Aber zig aktuelle Systeme fühlen sich im allgemeinen Desktop-Betrieb kurios zäh an.
Ich hab z.B. ein altes IBM t42. Da läuft noch WinXP drauf. CPU: Intel Pentium-M. Ganze 2 GB Ram. Immerhin bereits eine SSD. Die Kiste vermittelt eine enorme Schwupdizität. Da haben aktuelle Rechner zunächst keine Chance gegen, auch kein aktuelles Macbook. Das gleiche gilt für ein Macbook Air mit Mountain Lion (und
das galt bereits als vergleichweise 'zäh').
Klar, wenn es ans Rechnen usw. geht, dann laufen aktuelle Systeme auf und davon. Aber es geht ja um die Schwupdizität eines OS angesichts ganz alltäglicher Desktop-Vorgänge.
Letztes Jahr gab es einen Entwickler, der das ebenfalls getestet hat und zu dem erstaunlichen Ergebnis kam, dass sogar Rechner aus den Siebzigern und Achtzigern heutige Systeme merklich in den Schatten stellen können.
https://www.heise.de/newsticker/mel...mal-langsamer-anfuehlen-als-alte-3928697.html
Genau hier wird auch deutlich, wie sehr Apple seine Entwicklungskapazitäten verlegt hat: denn iOS-Devices haben da enorm aufgeholt!
Langsamere CPU, geradezu lächerliche RAM-Ausstattung, aber eben ein optimiertes GUI vermitteln eine ordentliche Schwupdizität, auch wenn diese Zwerge bei reinen Rechenaufgaben nicht ansatzweise mit ihren Desktop-Varianten mithalten können.
Dennoch wird eindrücklich demonstriert, wo Apple optimiert... und wo nicht. Während bei Mac OS zwar jedes Jahr das 'schnellste' und beste OS neu vorgestellt wird, aber die Mehrleistung aktueller Rechner geradezu weggeschluckt wird, ohne dass Effekte beim Anwender ankommen müssen, also beim GUI-Eindruck, der Schwupdizität.
Ich seh das jetzt auch nochmal im direkten Vergleich von Yosemite und High-Sierra auf dem Schreibtisch. High Sierra hinkt
ordentlich nach. Da fällt es leicht, Das Yosemite-Backup wieder zurückzuspielen.
iOS macht in etlichen Aspekten wiederum deutlich, was bei der Weiter-Entwicklung von
Mac OS anscheinend schiefläuft. Wird da überhaupt noch optimiert? Oder wird das OS als Obsoleszenz-Technik verwendet, bei der ältere, aber immer noch potente Rechner aber
noch lahmer wirken (
sollen)? Nur sind sie das eben garnicht.
Zwei VMs mit älteren OS, ein aktuelles OS und meist ein aktuelles iOS-Device genügen, um den Vergleich anzustellen. Selbst in VMs vermitteln ältere OS hinsichtlichtlich ihrer Schwupdizität einen enomr responsiveren Eindruck. WinXP z.B. rennt wie Hölle. Ältere OS X ebenfalls. Erst iOS vermittelt aktuell einen ähnlich responsiven Eindruck, auch wenn das
aktuelle iOS sogar schon wieder
nachlässt.
Solche Eindrücke können einen eigentlich nur ärgern. Wird auch nur noch getoppt von der System-Auslastung, die moderne Web-Sites verursachen. Ein völliger Irrweg nur noch zusammengefrickelter Elemente, die bis zur Unbenutzbarkeit bei langsameren Systemen und Netzanbindungen geht. Absurd und unnötig. Andererseits wird 'dem Kunden' so ständig vermittelt, er brauche ein neues, schnelleres System. So bleibt der Markt in Schwung?
Die Entwickler müssten ihre Arbeit mal wieder aufnehmen... Bei Webseiten wie bei Betriebssystemen. iOS demonstriert im Fall Apples anscheinend das Potential. Leider mit unrühmlichem Nebeneffekt.