Um die Kinder aus "bildungsfernen" Familien fördern zu können, wären erheblich mehr Anstrengungen nötig – und natürlich mehr Geld für Kinderbetreuung und Bildung. Das aber wollen wir nicht ausgeben. Also wird es noch lange bei der alten Chancenungleichheit bleiben.
Das ist ja leider auch stellenweise fast unmöglich.
Bildung, Kindererziehung, etc. sind komplexe Vorgänge, für die es keinen Königsweg gibt. Da zählt nur wie gut intuitives Handel ist. Und das hängt auch vom Erfahrungsschatz ab.
Nehmen wir einen Handwerksmeister. Der hat in vielen Jahren gelernt, komplexe Probleme zu analysieren und Alternativen abzuwägen. Der ist nicht zwangsläufig hochvergeistigt und analysiert auch nicht jedes Problem auf dem Papier und interessiert sich ggf. auch nicht für die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse zum Thema xy. Aber er hat aufgrund seiner.. nennen wir es mal praktische Lebenserfahrung, die er in seiner Ausbildung zum Meister mit theoretischem Wissen ergänzt hat.. eine viel breitere Eintscheidungsbasis und kann Folgen gut abschätzen. Und er hat sicherlich auch eine offene Haltung Neuem gegenüber.
Das spiegelt sich natürlich auch in der Kindererziehung wider.
Wenn jemand diesen (ich nenne es mal so, ist nicht abwertend gemeint) geistigen Horizont nicht hat und nur gelernt hat, zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden (gut, schlecht), dann kann der eben auch nur das vermitteln. Was streng genommen nicht mal so schlimm ist. Aber er hat einfach weniger Steuerungsmöglichkeiten und kennt weniger Zwischentöne.
Ein Kind, das keine Zwischentöne kennen lernt, kann sich die auch nur schwer aneignen. Egal wie sehr sich andere bemühen.
Ich denke aber, dass eben diese Zwischentöne wichtig für Erfolg sind. Extrem ausgedrückt: Ein Kind, das nur "voll geil, YOLO" und "du blödes Balg" kennt, pendelt ständig zwischen Frustration und Glücksgefühlen. Das hat auch was mit Folgenabschätzung zu tun und damt auch mit Erfolgserlebnissen. Es gibt eben weniger Situationen, in denen mal was ziemlich gut läuft wenn man es in den Kontext setzt. Es gibt gut oder scheiße.
Das ist sicherlich auch plakativ formuliert, zeigt aber vielleicht das Grundproblem, warum der Start für einige leichter ist und für andere schwerer. Da kann die Politik so viel Willen zeigen wie sie will.
Da kann man mal wieder sehen, wie die "Alt68er" unser Bildungssystem vermurkst haben ...
Ich bin für die 10 Klassen Schulpflicht für alle, Bundeseinheitliche Lehrpläne und anschließend, für alle mit Notendurchschnitt von 2,5, ein 2 jähriges Abi.
Ich kann dir gefühlte 100 Gründe nennen, warum das Blödsinn ist.
Ich nenne dir einfach mal einen:
Während es im Uni-Umfeld bei einer solchen Beurteilung nur Schaffen oder Versagen gibt, praktizieren die Ausbildungsbetriebe in Deutschland das Gegenteil. Du kannst als Dummbeutel als Praktikant anfangen und es trotzdem zum Meister schaffen. Weil du im Alltag trainiert wirst. Nicht nur im Hinblick auf Noten, sondern vor allem durch Anleitung, Abgucken, Nachmachen und jemanden, der dich über Jahre bei deiner Entwicklung begleitet.
Und nur so kann es auch bei "bildungsfernen" Schichten funktionieren.