@maba_de und
@McBuk ihr bildet beide sehr gut die Pole des Dilemmas ab
Dabei stehen wir garnicht im Widerspruch zueinander.
Ein Teil des Dillemas ist ja auch die zwiespältige Entwicklung von Firmen wie ihrer Technologien, die immanent ist und derer wir uns mal mehr oder weniger nur bewusst sind. Nur stellen die Entwicklungen keine Einbahnstraßen dar. Die Richtungen können sich ändern,
haben sich unter neuer Doktrin gelenkt erst geändert, wie die PRISM-Papiere Snowdens eindrücklich belegen und wie ehemalige NSA-Mitarbeiter bestätigen. Schweineinteressant:
Ausgerechnet an TOR, dem Onion-Router-System, wird das auch sehr deutlich. Da kann man sich mit Datenschutz-Idealen noch so verrenken. Man kommt um die Wirklichkeit aber nicht rum.
Vielen ist es nicht auf dem Schirm. Darum führ ich es mal eben aus. Denn da meinen etliche User doch, TOR sei z.B. ein freies Projekt, helfe ausschließlich bei der Anonymisierung der Internet-Nutzung, gehöre zu den 'Guten'. Vor allem sei es aber von Grund auf idealistisch. Also genau das Gegenteil von Microsoft vielleicht. Jenseits dessen fände man noch die missbräuchliche Nutzung fürs Darknet. So hört man immer wieder von tendenziell weniger informierten Nutzern, denen die Verwendung von TOR damit auch bald unheimlich erscheint.
Tatsächlich wird das Projekt ohnehin nicht nur zu 60 % von der US-Regierung
finanziert, sondern es wird vor allem auch von ihr
genutzt. Das ist der ja aberwitzige Part der Angelegenheit.
Das haben viele Leute nicht auf dem Schirm, dass man in TOR eine gute Möglichkeit sah, damit Regierungsbeamte, Militärs usw. anonym vor Fremd-Überwachung miteinander kommunizieren könnten. Man erkannte, dass dies nicht nur angesichts einer besonderen Verschlüsselung, sondern auch mitsamt einer Verschleierung hilfreich sei, quasi untergetaucht unter unzähligen anderen Nutzern, die lediglich anonym sein wollen. Das ZDF hats mal anschaulich ausgearbeitet:
Mittlerweile wissen wir durch Snowden, dass es weitere Netzebenen gibt, die TOR ergänzen bzw. vollständig ersetzen. Ebd. wird aber auch deutlich, wie nützlich und unverzichtbar dieses Tool oder noch zu entwickelnde Alternativen in der Zukunft werden könnte. Oder wie aussichtslos es tatsächlich längst ist? Der in Deutschland von der NSA überwachte Betreiber eines Tor-Knots, Sebastian Hahn, wird nicht nur selber überwacht, sondern hat auch einiges zu sagen...
https://wwwcip.cs.fau.de/~snsehahn/Tor-Fragen
Wir stehen also in einem zwiespältigen Prozess. Genau darum, meine ich, sind die konkreten Anliegen, die sich gegen Überwachungs- und Analysesysteme richten, aber umso wichtiger. Genau darum darf sich eine Gesellschaft nicht übertölpeln lassen. Sicher ist auch: Nichts zu tun, hilft nicht:
https://annalist.noblogs.org/post/2014/03/18/sicher-ist-nichts-hilft-nicht/
Und eine Richtung, die eingeschlagen worden ist, kann umgewendet werden. Das betrifft schließlich auch den Umgang mit Produkten der Firma Microsoft. Einer Firma, die faktisch zu einer Frontfirma us-amerikanischer Dienst verkommen ist. Lt. PRISM-Unterlagen von Anfang an
dabei.
Ein Geschäft ist es obendrein.
Das die deutsche Regierung sich und uns selbst obendrein geradezu ausliefert, sollte auch nicht verwundern. Es war Steinmeier, der uns auf dem Silbertablet abgeliefert hat. Per Vertrag!
https://netzpolitik.org/2016/steinmeier-politik-ohne-skrupel/
Das Dilemma Microsoft ist aber ein nicht kleines. Politische Fügsamkeit, Lobbyismus haben Microsoft groß gemacht. Üble Geschäftspraktiken haben etliche Konkurrenzprodukte aus dem Weg geräumt. Ich erinnere z.B. an 'WordPerfect' Anfang der Neunziger. Textverarbeitungsstandard. Vom Markt gefegt durch eine armselige Behelfs-Office-Suit, die von Microsoft aber auf OEM-Computern umsonst beigelegt wurde. Die OEM-Politik hat nicht nur das OS in seine heutige Position gebracht.
Letztlich denke ich, es wird kein politisches Interesse geben, z.B. ein deutsches bzw. europäisches Linux zu entwickeln. Nur stelle man sich mal das Entwicklungspotential vor, wenn alle europäischen Unis an einem solchen Projekt zusammengebunden wären, wenn die Teilnahme verpflichtend wäre. Verfolgten unsere Staaten eine Politik, die auf den Bürger ausgerichtet wäre, hätte man das
schon längst angepackt. Dann wäre nicht nur längst ein ordentliches OS zustandegekommen, sondern auch Hardware entwickelt worden.
Aber es gibt kein politisches Interesse. Vielmehr steht das politische Interesse dem bürgerlichen diametral entgegen. Microsoft ist ein williger Mitarbeiter. Darum lässt man sie machen. Genau darum sollte man nicht mitmachen, sich nicht zufriedengeben. Das gleiche gilt für andere Firmen, auch für Apple.
Und mal ganz nebenbei... Linux
ist längst eine brauchbare Alternative! Man kann nur jedem raten, sich damit zu beschäftigen. Es ist immer ein Anfang, den man mal wagen darf...