Zunächst einmal möchte ich dir danken. Für die Weise deiner Fragestellung.
Deine Frage ist, warum ich ein iPad nutze, insbesondere angesichts meiner Bedenken und Vorbehalte.
Nun, du musst einräumen, ich habe mich mit den Problemen, die das iPad birgt, zumindest schonmal durchaus hinreichend
beschäftigt. U.a. hinsichtlich des Incoming/Outgoing-Experiments habe ich obendrein dazu anregen wollen, sich mit dem enormen Datenschutzproblem von iOS auseinanderzusetzen. Wie wenig das allgemein interessiert, überraschte mich. In meinen Umfeldern sieht das ganz anders aus.
Eine ernsthafte Diskussion war hier in vielen Threads dagegen kaum möglich. Die vorrangige Reaktion konnte darin zusammengefasst werden, dass anderen ihr Datenschutz eigentlich scheißegal ist, man die Frage verdrängt hat und man noch als Störenfried herabgesetzt wird, nur weil man diese Frage ernsthaft aufgeworfen hat. Wer dann noch aus dieser Riege damit argumentiert, dass er den Tech-Firmen vertraue, deren Datenschutzrichtlinien... ach, du führst das Uber-Beispiel ja glücklicher Weise selber schon an. Tiefer könnte der Sündenfall Apples ja kaum ausfallen (PRISM-Integration und Eigenverwertung von Kunden-Daten mal noch außen vorgelassen).
Eine kritische Frage müsste demnach also zunächst vor allem an jene gehen, die z.B. angesichts der enormen Datenschutzproblematik von iOS diese für sich
überhaupt nicht beachten.
Dabei gibt es Betroffene (siehe Anne Roth), die unmittelbar zu berichten wissen, welche Folgen das haben kann. Deren Fazit ist erschütternd! Der Wandel der Zeit erspart Firmen wie auch dem Staat letztlich schlicht das kostenintensive, teils rechtlich nach wie vor problematische
eigene Einbringen von Überwachungstechnik. Und der ehemals mühsam geworbene IM, der ist man sich
selber. Die frei zugängliche Überwachungstechnik finanziert man
ebenfalls selber. Anne-Roth berichtet darüber. Von den Mitschnitten der Smartphones, von den Vorwürfen, die entstanden, wenn man die ausgeschaltet ließ (und anscheinend ja was konspirativ zu verheimlichen hatte, so in den Ermittlungsakten). Purer Wahnsinn!
Dann noch unkritischer Spaß am problemlos zugänglichen Device? Leute wie Anne-Roth, die unmittelbare Totalüberwachung erlitten haben, formulieren hier deutlicher, nachdem sie nach dem Studium ihrer Ermittlungsakten Einblick darüber erhielt, wie gläsern sich immer mehr Menschen bereitwillig machen und damit tatsächlich den Kern ihres Privatesten preisgeben, ja,
sich selber letztenendes. Nur verschiebt sich darüber auch das Potential der Verdächtigung für
alle anderen. Das hat vieles verändert in den letzten Jahren. Zum Nachteil des Rechtsstaates. Siehe bayrisches Polizeigesetz, das den Rechtsstaat sogar förmlich aussetzt. (
hier...)
Aber bleiben wir bei mir und der Lehre, die ich aus der Beschäftigung mit dem iPad und iOS gezogen habe.
Deine Frage ist zunächst ganz einfach beantwortet:
mit Rücksicht auf meine Bedenken und Vorbehalte... verwende ich das iPad in
sehr absteckten Anwendungsbereichen. Und doch bzw.
eben drum sehr allgemein und offen, wie ich ausführen werde.
Zunächst ist festzustellen, dass ich mich jahrelang überhaupt um iOS gedrückt habe.
Jobs hatte bei seiner ersten Präsentation (damals vor allem natürlich hinsichtlich des iPhones) noch von einem vollwertigen, lediglich
angepassten OS (X) gesprochen. Wie wir heute wissen, ist es nicht einmal das.
Meine Kritik diesbezüglich habe ich an anderer Stelle hinreichend formuliert. Vom unzureichenden Datenmanagement, abgespeckten Apps, viele sonstige Barrieren. Barrieren, die man in iOS (unnötig) eingebaut hat und nach wie vor als nutzerfreundlich deklariert, halte ich aber für genau das Gegenteil. Genau darum waren iOS wie die zugehörigen Devices lange Zeit für mich völlig uninteressant. Erst letztes Jahr habe ich mich mal drangewagt, nachdem im Umfeld Vor- wie Nachteile hinreichend dargestellt waren und ich gewinnbrigende Einsatzmöglichkeiten sah.
Nicht nur für mich war da aber von Anfang an klar, nutzte ich das iPad als
alleiniges EDV-Device, womöglich auch hinsichtlich etlicher Arbeiten und Privat-Daten, die ich für schützenswert halte, dann wäre
jeder Einwand absolut berechtigt. Das Device käme mir nicht in die Bude!
Stünde ich vor der Wahl, ob ich ein iOS-Device oder sonstiges Notebook/Macbook verwenden könnte, fiele meine Wahl ohne weitere Überlegung nachvollziehbar auf das Vollwertsystem inkl. Vollwert-OS. Mit Abstrichen, wie ich noch ausführen werde.
Wie verwende ich also das iOS-Device? Wie passt das da noch rein?
Nun, ich verwende es ausschließlich in jenem Rahmen, wie ich es
öffentlich jederzeit vertreten oder verantworten kann, ohne die geringste Ausweitung in Bereiche, die ich als
Kern des schützenswerten Privaten verstehe.
Mit dem iPad stehe ich offen auf dem Marktplatz. Wie verhalte ich mich da, was ist da möglich, was könnte ich da teilen? Und was ist privat und gehört da nicht hin?
Allgemeines Surfen? Klasse mit dem iPad! Aber Internet ist eh Markplatz. Völlig zugänglich in
jeder Dimension. Kläglich genug.
Von der Couch mal eben TV-Programme nachsehen, Info-Seiten aufrufen, unaufwendige Recherche, inkl. Besuch des hiesigen Forums. Also weit entfernt davon, Aktivitäten als besonders
privater Natur oder
schützenswert zu deklarieren. Alles, was die
öffentliche Person vertreten kann, was ich in jeder Runde offen betriebe, auf Marktplätzen oder offenen Diskussionsrunden öffentlich tun und besprechen würde. Das gleiche gilt für Notizen, die ich auf dem iPad mache. Wie auf Zetteln, die öffentlich im Haus rumliegen dürfen und
jeder einsehen darf.
Musik hören? Klar! Das iPad ist auch eine spitzen Musik-Anlage. Per Bluetooth, per Klinke, egal wie. Ein idealer Zuspieler. Spitzenmäßig praktisch!
Filme gucken? Auch das geht zwischenzeitlich. Z.B. nebenbei am Schreibtisch oder sonstwo, wo es allein schon hinsichtlich seiner Portablität einfach ein gutes Zweit-Device darstellt. Gestern erst beiläufig die gesamte Monika-Gruber-Show damit am Schreibtisch laufen lassen, ohne dass es für mich am Groß-Zöller-Display auf dem Schreibtisch nerven musste.
Lesen! Wow! Seit ich das iPad habe, lese ich wieder deutlich mehr. Es ist handlich, leicht, ausdauernd. Für diese Disziplin wunderbar geeignet, obendrein mit hervorragender Schriftdarstellung gesegnet. Einfach nur geil. Selbst alte PDF-Bücher funktionieren hervorragend.
Dann und wann mal ein Spiel? Warum nicht! Hab ich noch nicht ausgiebig ausprobiert, aber anscheinend kann das iPad da einiges. Blek, Inks haben Spaß gemacht. BeatMaker als Musik-Spielerei.
News! Der 'NewsExplorer' ersetzt mit die Tageszeitung und schenkt mir einen ersten Überblick über die Nachrichtenlage. DWD-Wetter-App, Maps usw. Ebenfalls das iPad in Bestform. Es ist handlich, kann beim Frühstück beiläufig auf dem Tisch liegen, kann am Schreibtisch rumgereicht werden usw. Links mal eben ansurfen, etwas Musik dabei hören, kurzes Diktat, schnell 'ne Notiz usw. All-In-One. Alles im Rahmen des Öffentlichen.
Ach ja, das
Rumreichen! Alle Funktionen des iPad sind für mich
öffentlich. Es ist
zugänglich und
soll es auch sein. Hat jemand meiner Gäste einen Musikwunsch? Hier ist das iPad, mach es selbst... Etwas nachsehen im Internet? Das iPad ist schnell angereicht, kann von jedem bedient werden, ist das portable, handliche Gast-Device, ohne Zugangsbeschränkung.
Tja, das war es schon... Denn jetzt beginnt die Arbeit, jetzt beginnt auch das
schützenswerte sonstige Leben.