Wie soll man solchen Leuten Linux schmackhaft machen?
Das ist, glaube ich, vielleicht ohnehin schon die falsche Frage.
Wie man den Leuten Linux schmackhaft machen soll, ist weitaus weniger wichtig als das
Warum. Es gibt heute eigentlich keine zwingenden technischen Gründe, um Linux gegenüber anderen Betriebssystemen zu bevorzugen. Windows läuft stabil und lässt sich mit einem geringen Aufwand auch recht sicher betreiben, für den Mac gibt es so gut wie jede Software, und die Geräte sind in den letzten zehn Jahren dramatisch im Preis gesunken.
Der einzige Punkt, der für Linux (oder BSD, Solaris, etc.) spricht, ist, dass es sich um freie Software handelt und man sich nicht von den Launen eines Hard- oder Softwareherstellers abhängig macht. Es gibt sie natürlich - die User mit dem ideologischen Unbehagen. Aber das ist keine Gruppe, die an Zahl zunimmt. Mit der zunehmenden Verbreitung und (im Hinblick auf Installation und technische Voraussetzungen) leichteren Verfügbarkeit wird bei diesen Leuten die Durchdringung mit FLOSS schon bald einen Punkt erreichen, der keine Steigerung mehr erlaubt.
Was neben der von pdr2002 angesprochenen aktiven Vermarktung durch große Hardwarehersteller allerdings noch weiterhin erforderliche wäre, ist ein vereintheitlichter Zugang zur Systemkonfiguration jenseits des Terminals. Gerade dieses Herumdoktern mit der Konsole ist es, was viele abschreckt. Und wenn man Hilfe zu irgendeinem Problem sucht, wird einem in der Regel mit diesem Mittel geholfen. Was aber auch in der Natur der Sache liegt, denn gegenwärtig kocht jede Distribution ihr eigenes Süppchen. Dass auf zwei Distris Gnome in der gleichen Version installiert ist, bedeutet nicht zwangsweise, dass die gleichen grafischen Verwaltungstools zum Einsatz kommen. Dass irgendetwas bei Ubuntu 8.10 funktioniert hat, bedeutet nicht, dass es auch bei Ubuntu 9.04 funktionieren muss. Die ganze Linux-Szene ist permanent im Aufbruch, nichts bleibt konstant, alles ändert sich - außer der Konsole.
Das engt letztlich den Kreis der möglichen Adressaten stark ein - da helfen auch keine Parolen wie "Das Jahr des Linux-Desktops". Im Moment ist Linux nur ein Angebot für Leute, die sich auf einem hohen Niveau selbst helfen können, und für Leute, denen kompetent geholfen wird. Linux hat seinen Platz in der Computerwelt, und es wird sich auch auf dem Desktop seine Nische erobern - aber die Vorstellung von einem Siegeszug freier Software in der Form, dass es bei den Desktopusern nennenswerte Marktanteile erobert, ist zumindest im Augenblick unrealistisch.