Es ist ein großer Denkfehler, dass die vermeintliche Perspektivlosigkeit bei Einwanderern und deren Nachfahren zur "Ghettoisierung" geführt habe. Schon die türkischen Gastarbeiter der ersten Generation haben sich bevorzugt in Stadtteilen niedergelassen, in denen schon Landsleute ansässig waren. Im West-Berlin der 1960er Jahre waren das zum Beispiel Kreuzberg und Wedding (wo ich aufgewachsen bin). Diese "Ghettoisierung" ist auch ein zunächst ganz natürliches Verhalten und bei vielen Auswanderern zu beobachten. So gab es im New York des ausgehenden 19. Jahrhunderts ganze Stadtbezirke, die deutsch, irisch, jüdisch oder italienisch geprägt waren. Allerdings löst sich diese Ghettoisierung in den "klassischen" Einwanderungsländern wesentlich schneller wieder auf, denn durch die Anforderungen der Integration als Voraussetzung für das Bleibendürfen, integrieren sich die Menschen dort schneller und besser in der Gesellschaft und auf die "landsmännische" Ghettoisierung folgt alsbald die gesellschaftliche d.h, man zieht dorthin, wo man sich von Einkommen, Bildung,sozialem Umfeld etc. am ehesten zugehörig fühlt. Das passiert in D ebenso wie in F nicht in demselben Masse wie z. B. in den USA, Kanada oder Australien.