Wahrscheinlich kennnen die "Afghanen" keine Afghanen. Ein Vielvölkergemisch von Paschtunen, Tadschiken, Usbeken, Hazari hingegen wird er schon kennen.
Und dieses Vielvölkergemisch wird zusammengefasst, sofern auf dem Territorium Afghanistans, als "die Afghanen". Dieser Umstand existiert schon lange. Es ist somit nicht notwendig und völkerrechtlich auch inkorrekt, Afghanen in Anführungsstriche zu setzen, um die Differenziertheit darzustellen. Anonsten müssten sehr viele Staaten und Bezeichnungen in Anführungsstriche. Ich halte es für fragwürdig, den Afghanen ohne Zahlen einfach einmal abzusprechen, den Begriff Afghanistan und Afghanen nicht zu kennen. Das sollte dann doch belegt werden.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Karsai eigentlich der Bürgermeister von Kabul ist.
Dieser Begriff wird gerne zur Relativierung von Fortschritten genutzt, und zur Relativierung vorheriger Verhältnisse, und spiegelt nicht akkurat die momentanen Verhältnisse wider noch die Meinung der Afghanen selbst, die gerne durch die eigene Meinung ohne Zahlen und Umfragen sowie Wahlen ersetzt wird - der Afghane wird gerne entmündigt, das, was er zu wissen und zu wollen hat, ihm vorgeschrieben. So ist den Afghanen einerseits die Korruption der Regierung und Wahlmanipulationen bekannt, dennoch wird sowohl Karsai als auch die Regierung noch genügend unterstützt, denn die Alternative ist gerade den Afghanen, anders als vielen hier, die mitdiskutierten, bekannt. Das kleinere Übel muss nicht auf jedwede Legitimation verzichten, ein Fehler, der gerne bewußt postuliert wird, um eigene Weltbilder zu stützen.
Solltest du den Begriff aber herangezogen haben, um auf die prekäre Sicherheitslage und die weiterhin stark mangelhafte Durchsetzungsfähigkeit der Regierung gegen Warlords und Gebietsherrschaften aufmerksam zu machen, ist dies sicher nicht unrichtig. Da dieser Begriff aber genutzt wurde, demokratische Prozesse, einmal unabhängig von den Machtverhältnissen in vielen Gebieten Afghanistans, generell zu diskreditieren, finde ich diesen zumindest unter diesem Gesichtspunkt unglücklich. Es ist aber richtig, dass die Regierung weiterhin geschwächt und auf Kooperationen angewiesen ist, die eben die Machtverhältnisse und Vielfältigkeit Afghanistans und unterschiedliche Loyalitäten widerspiegeln.
Viel obiges allgemein und nicht auf dich bezogen und noch einmal verdeutlicht - im Rahmen dieser Diskussion ist mitunter klar geworden bei einigen Diskutanten, dass Fakten schlicht nicht herangezogen oder nicht anerkannt wurden, weil die Meinung der Afghanen nur die eigene Meinung störte, die aber einfach so "aus dem Bauch heraus" und ohne Fakten dargelegt wurde, wie Grettir einmal treffend schrieb.
Bei welcher Abstimmung genau wurde das herausgefunden?
Die Zahlen und Links habe ich hier gepostet, einfach zum Beispiel einmal zwei Seiten zurück blättern. Auch davor sind nützliche Zahlen von mir verlinkt worden.
Davon unabhängig erschließt es sich auch die Logik, dass die Taliban, was Versuche, an die Macht zu kommen betrifft, die Waffen nicht niederlegen und anstatt durch Gewalt anzuwenden sich wählen lassen - die Taliban wissen dies, im Gegensatz zu einigen vergangenen Diskussionsbeiträgen hier: die Taliban würden nicht gewählt werden. Das erschließt sich auch unproblematisch aus der Geschichte ihrer Herrschaft über die Gebiete, die diese erobert hatten. Und aus deren Weltbild, unter dem die Afghanen leiden mussten.