Nicht zu fokussiert rangehen, man ist ja kein Fließbandarbeiter. Versuche nicht bei denen irgendwo reinzukriechen, merkt die andere Seite eh viel zu schnell. Sei du selbst und versuche dem Unternehmen deine Hilfe anzubieten und für deine Fähigkeiten Werbung zu machen. Eine Stelle wird ausgeschrieben, wenn das Unternehmen Hilfe bei der Erfüllung von Aufgaben braucht, nicht damit jemand die Chance bekommt dort zu arbeiten.
Genau so! Du kommst nicht als Bittsteller und der Arbeitgeber gibt Dir auch keine Chance, sondern es ist ein Gespräch von zwei Parteien auf Augenhöhe, die Interesse daran haben, zusammenzukommen und miteinander zu arbeiten. Das Gespräch dient nur dazu, einander kennenzulernen und zu sehen, ob man zueinander passt.
Ich würde Fragen auch absolut ehrlich und offen beantworten, es bringt ohnehin nichts, sich und dem Arbeitgeber etwas vorzuspielen. In den ersten vier Wochen wird sich schnell zeigen, ob Du die Anforderungen erfüllen kannst, bzw. ob der Arbeitsplatz Dir zusagt oder nicht.
Werden während des Gesprächs plötzlich Fangfragen gestellt, nach dem Motto: „Wie viele Smarties passen in einen Smart?“, so lautet meine Antwort immer, höflich mit einem Lächeln: „Bis jetzt lief unser Gespräch doch eigentlich ganz sympathisch und positiv ab, wollen Sie diesen Eindruck jetzt wirklich mit derartigen Psycho-Spielchen kaputtmachen?“ Meiner Erfahrung nach beendet das die Spielchen sofort, nicht aber zwangsläufig auch das Bewerbungsgespräch.
Und manchmal gibt es in so einem Gespräch auch einen Punkt, an dem es unwiderruflich vorbei ist, etwa wenn dem Bewerber unangemessene Fragen gestellt werden, oder sich der Eindruck verfestigt, in einem Irrenhaus gelandet zu sein. An diesem Punkt, wenn man merkt, das wird nix, kann man die höfliche Maske auch ruhig absetzen, den Interviewern freundlich die Meinung sagen und das Gespräch beenden. So was macht Spaß, besondern in Zeiten des Fachkräftemangels! Nicht vergessen: Vor etwa zehn Jahren bewarben sich auf jede Stelle hunderte Bewerber. Heute sind es oftmals (das hängt von der Branche ab) nur noch zehn bis zwanzig. Davon sind 90 Prozent Ausschuss. Man kann also ruhig selbstbewusst in so ein Gespräch gehen, wenn man sich seiner Fähigkeiten und Erfahrung sicher ist.
Bei den Behörden ist das wirklich etwas seltsam. Behinderte Bewerber müssen dort z.B. zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Unabhängig von deren Qualifikation. Das heißt, da sitzen dann Personaler und Sachgebietsleiter völlig gelangweilt in einem Pflicht-Interview, obwohl die Bewerberin oder der Bewerber den Posten sowieso nicht bekommt.
Das ist das Problem mit Antidiskriminierungs- und Inklusionsgesetzen: Sie nützen nichts. So lange der Arbeitgeber ganz am Ende des Bewerbungsprozesses das Recht hat, unter den Bewerbern frei zu wählen, kann man beliebig viele Stufen dazwischenschalten wie man will, am Ende wird aber trotzdem der Wunschkandidat das Rennen machen.
Führen die Gesetze aber wenigstens zu einer Sensibilisierung für das Thema, dann ist schon etwas erreicht.