Unfreundliches Deutschland

ricky2000 schrieb:
Naja, allgemein (und von aussen) betrachtet sind "wir" schon überdurchschnittlich misstrauisch und distanziert/reserviert.
In vielen anderen Ländern ist die Hemmschwelle niedriger, die kritische Distanz geringer…
Im Gegensatz zu vielen anderen Völkern mögen wir den zwischenmenschlichen Umgang anscheinend weniger.
Kein Wunder, dass viele "Ausländer" für uns oberflächlich und aufdringlich wirken, während wir für sie stocksteif und unfreundlich wirken.
"How do you do" heisst ja auch nicht "Erzähl mir, wie es dir geht", sondern ist wirklich ein reiner Begrüßungsausspruch, der mit "How do you do" erwidert wird. Nur als Erwähnung, weil es irgendwo angesprochen wurden.
Das ist doch, was ich meine. ;)

Dennoch ist diese Distanziertheit schnell gebrochen, wenn man sich ein Lächeln abringt... :)
 
Knusper schrieb:
Das mit den Überstunden zur WM ist meiner Meinung Quatsch, da sich die meisten Deutschen eh, vor der Glotze befinden.

Geil - heisst das, man kann endlich mal in Deutschland zu vernünftigen Zeiten einkaufen ohne dass man sich durch Menschenmassen schieben muss? Cool, vielleicht sollte ich zur WM doch nach Deutschland kommen - zum Shoppen :D

Im Übrigen zum Thema "miese Verkäuferjobs" - Mein Job ist auch wegrationalisiert worden und meine Lage nicht besonders toll. Trotzdem behandle ich meine Kunden bis zur letzten Minute freundlich, wenn sie anrufen und meine Hilfe brauchen. Ich habe eine Wut auf mein inkompetentes Management, aber meine Produktmanager in den Ländern (also meine "Kunden") können ja nun nichts für... ;)

Zum Thema allgemeine Freundlichkeit in England: Ja, klar. Ist aber nur Etikette. Und führt dazu, dass man nie, absolut gar nie eine ehrliche Antwort bekommt! Es ist nie schlecht, es ist maximal nicht "wonderful" und man weiss nie, woran man ist. Das ist die Kehrseite, finde ich.

Hier in Italien ist man sehr freundlich, höflich, wenn man sich kennt, sehr herzlich miteinander (unser Hausmeister begrüßt mich immer mit "Giovane" (Junger), "Piccolino" (dabei bin ich 1,88..), oder anderen Kosenamen :p ) und auch sehr aufmerksam im gegenseitigen Miteinander (Einkaufstüten einer Oma in den Bus wuchten und so weiter) - das ist echt toll.
Gleichzeitig können mal ordentlich die Fetzen fliegen, im Strassenverkehr sagt man sich klar heraus, was man denkt - mit ständig wechselnden Beschimpfungen :D )

Ciao,

nio
 
frankyfly schrieb:
Dann hat er den falschen Beruf. Klar müssen auch gute Verkäufer Dampf ablassen, aber eben nicht an einem Kunden.
Eben. Der Verkäufer kann nach jedem zehnten Kunden ja kurz Pause machen und in einem vom Verkaufsraum abgeschlossenen Bereich in ein Kissen schreien.
 
Little Buddha schrieb:
Das mag deine subjektive Meinung sein, objektiv betrachtet ist es aber nicht an dem: Wenn ein Verkäufer sich zehn Kunden geben muss, die sich benehmen, als hätten selbige bei einem Proll-Contest den ersten Platz gemacht, darf sich der elfte nicht wundern, wenn der Verkäufer einfach mal Dampf ablassen muss. Und ehrlich gesagt erwarte ich in Kaufhäusern auch keine sonderlich freundlichen Menschen hinter dem Verkaufstresen, nicht bei dem mageren Gehalt, den diese bedauernswerten Menschen nach Hause tragen, da wäre ich auch latent unfreundlich und missgelaunt.

Nope, das see ich nicht so.

Er hat dann, bitteschön, die ersten 10 mies zu behandeln.

Andererseits kann man bei manchen, die so einen miesen Tag haben, auch mit einem entwaffnenden Lächeln begegnen und irgendeinen Spruch bringen nach dem Motto: "Scheisstag heute? - Hatte ich gestern. Wird bestimmt später besser laufen."

Aber ich gebe zu, dass ich das nur kann, wenn ich extrem gute Laune habe...
 
Knusper,

andere Länder, andere Sitten.
Komm einfach nicht mehr, wenn es dir nicht gefällt.
 
Barcelona schrieb:
Sorry, aber das ist Prinzipienreiterei an ausschließlich den Stellen, an denen Dir gerade paßt.
Ok, ich denke da sehr konservativ. Bin halt der Meinung das ein Dienstleister durch Freundlichkeit meinen Kaufwunsch anerkennt.

Klar leben wir in einer Marktwirtschaft - daß ist, mit Verlaub, ein Allgemeinplatz ohne jeden informationssteigernden Faktor. Angemerkt sei dann aber auch, daß der Bezug auf das kapitalistische Wirtschaftssystem, Dir
a) nichts bringt (hast Du ja festgestellt) und
b) Freundlichkeit nicht einklagbar ist.

Ich habe keinen Bezug zum Kapitalismus herangezogen. Vielmehr ist es das Wertesystem welches ich kritisiere.
Freundlichkeit einklagbar? Wenn ich Geld investiere möchte ich einfach einen netten Umgang haben. Schließlich ist die Vorfreude auf das Produkt (beinhaltet Kauf) mit das Schönste. Und wenn mir das durch Unfreundlichkeit teilweise genommen wird, ist das ein Zustand den ich nicht hinnehmen will.

Und nu? - Was spricht eigentlich dagegen, respektvoll und freundlich mit anderen menschen umzugehen? Und dies auch eben genauso freundlich und direkt zum Ausdruck zu bringen, wenn jemand zu mir unfreundlich ist und ich aber eben etwas mit ihm machen will - eine Auskunft erhalten, etwas kaufen, nen Espresso bestellen... Gehören immer zwei zu. Dir hilft es doch überhaupt nicht, theoretisch zwar Recht zu haben, aber eben einen kalten Kaffee zu trinken....
Klar gehören zwei dazu! Nur wenn du etwas verkaufen möchtest, kannst du nicht an Freundlichkeit sparen, egal was dein gegenüber macht.

Ich sagte es schon früher heute: Basisgedanken des normalen menschlichen Umgangs...
Dann geh' mal in ein Karstadt Geschäft und such' dir einen Verkäufer :D

Gruß
 
frankyfly schrieb:
Dann hat er den falschen Beruf. Klar müssen auch gute Verkäufer Dampf ablassen, aber eben nicht an einem Kunden.

Kommt wohl auch darauf an, in was für Geschäften man einkauft. In einem Media-Markt oder dergleichen erwarte ich von einer Verkaufskraft überhaupt nichts. In einem renommierten Fachhandel schon eher, und dort habe ich in über 25 Jahren als Kunde auch noch nie unfreundliche Töne gehört. Mag aber auch daran liegen, das ich lächele und "Bitte" oder "Danke" sage und einen schönen Tag wünsche. Den wünsche ich übrigens jetzt auch, weil meine Frau ausgeführt werden möchte. Schönes Wochenende allerseits.

:)
 
Itekei schrieb:
Eben. Der Verkäufer kann nach jedem zehnten Kunden ja kurz Pause machen und in einem vom Verkaufsraum abgeschlossenen Bereich in ein Kissen schreien.

Während meiner Ausbildungszeit haben wir immer, wenn dass Fass mal wieder kurz vorm überlaufen war, im Keller eine fünfminutige Beschimpfungstirade abgelassen.
Das hilft und danach kann man wieder seinen Job ordentlich machen.
 
Zum Thema Zoll BEAMTER (das ist kein Verkäufer !!!)

Wenn ich mal wieder meine Sachen ausziehe muss bitte ich immer um Schonwäsche bei 30 Grad wenn die da wieder alles durchs Gerät schieben. ;)

Das ist ein höchst monotoner Job bei mieser Bezahlung incl. Schichtdienst. Und die italienischen KollegInnen sind da auch nicht immer besser - bin mal abgetastet worden ohne auch nur angesehen zu werden, weil man sich lieber nebenan über Fussball unterhielt.
 
aeuglein schrieb:
Knusper,

andere Länder, andere Sitten.
Komm einfach nicht mehr, wenn es dir nicht gefällt.

Du triffst den Nagel auf 'm Kopf! :)
Bin halt son kleiner Weltverbesserer... obwohl es da auch weit wichtigere Themen gibt. :eek:
 
schleiku schrieb:
Zum Thema Zoll BEAMTER (das ist kein Verkäufer !!!)

Wenn ich mal wieder meine Sachen ausziehe muss bitte ich immer um Schonwäsche bei 30 Grad wenn die da wieder alles durchs Gerät schieben. ;)

Das ist ein höchst monotoner Job bei mieser Bezahlung incl. Schichtdienst. Und die italienischen KollegInnen sind da auch nicht immer besser - bin mal abgetastet worden ohne auch nur angesehen zu werden, weil man sich lieber nebenan über Fussball unterhielt.

Ich meinte vorhin eher die Passkontrolleties. Das sind die ersten Deutschen mit denen man aus dem Ausland kommend in Kontakt kommt.

Monotoner Job? Das ist kein Grund unfreundlich zu sein. Die Unfreundlichkeit hängt nämlich weder von guter Bezahlung noch von Abwechslung ab. Man hat sie oder hat sie nicht.
 
crab schrieb:
Die Unfreundlichkeit deutscher Zollbeamter an Flughäfen ist für mich auch immer das eindeutige Zeichen: JETZT bist du wieder in Deutschland.

Die müssen so böse kucken, das steht in ihrer Jobbeschreibung!

Und meiner Meinung nach sind die Jungs an der Passkontrolle in London genauso grimmig und hier in Italien ist mit denen gar nicht zu spassen (übrigens mit niemandem hier, der Uniform trägt - die Uniformen müssen extrem unbequem sein :) )

Also meiner Erfahrung nach sind die Jungs und Mädels an der Security in Düsseldorf (Zitate: "Nettes Tattoo - machen Sie mal ihr Hemd weiter auf!", "Sind das Kaugummis in Ihrer Tasche oder *laut* Kondome?") und in Frankfurt richtig gut drauf... Allerdings nur bei den Nachmittagsflügen ohne wenig Andrang...

nio
 
Das Deutschland ein unfreundliches Land ist, ist nichts neues.
Seit ich ein halbes Jahr durch Australien gereist bin durfte ich nach der Rückkehr einen starken Kontrast feststellen. Down Under kommt man in einen beliebigen Laden und wird mit einem fröhlichen Lächeln "Good Day! How are you today?" oder "How'sit going Mate?" begrüßt. Ich habe dort wirklich nie einen unfreundlichen Mitarbeiter in einem Laden gesehen. Gut, richtig super gelaunt waren nicht alle aber auf keinen Fall unfreundlich. Sicher ist das zum größten Teil recht oberflächlich, wenn der Verkäufer fragt wies geht erwartet er keinen Lagebericht von dir. Und jeder der mal da war kann das bestätigen. Und besser bezahlt werden die auch nicht und die Öffnungszeiten sind wesentlich länger als hier.
Es gibt auch hier nette Mitarbeiter die fragen ob sie behilflich sein können wenn man suchend im Laden rumschaut, aber es gibt genauso viele die sich überhaupt nicht dafür interessieren ob da ein Kunde steht oder nicht. Das hat nichts mit Gehalt und Überstunden zu tun sondern ist einfach selbstverständlich, dass ich jemandem der etwas von mir will (eine Ware) Aufmerksamkeit widme.
Elektromärkte sind da ganz vorne dran, wenn man überhaupt mal einen Verkäufer findet. Wenn mir ein Verkäufer das Gefühl ich störe ihn bei irgendwas dann verlasse ich eben den Laden, es gibt genug. Wenn er sich das leisten kann Kunden anderen zu überlassen gerne. Anderseits erinnert man sich an eine freundliche und kompetente Beratung und dort geht man auch wieder hin.
Freundlichkeit tut nicht weh und ist auch nicht anstrengend.
Ich habe mir angewöhnt aggresiv freundlich zu sein, auch wenn mein Gegenüber eine Miene wie 7TRgwt zieht. Auch der Dame im Drive In kann man noch eine schönen Tag wünschen.
 
non schrieb:
...jede(r) zweite mit sachen wie "also neulich hab ich im radio von einem buch gehört, sie wissen schon, von äääh ... sie wissen schon ... es ist jedenfalls rot. wissen wie was ich meine? das rote buch von ... äääh ..." daherkommt...

Hoffentlich hast Du mal so ne richtig unkonkrete Frage hier im Forum... ;)

Grüße,
Flo
 
LB schrieb:
Es gibt einen schönen Spruch für solche Situationen: "Der Kunde ist König, aber der Verkäufer ist Kaiser."

Nee, der ist anders: "Der Kunde ist König, sollte sich aber auch wie ein König benehmen." ;)

F.
 
2ndreality schrieb:
Nee, der ist anders: "Der Kunde ist König, sollte sich aber auch wie ein König benehmen." ;)
Oh weh! :D
 
Ich lernte mal den Spruch: "Der Kunde will sich stets als Sieger fühlen".... spiegelt ganz meine Meinung wieder. Verlieren macht ja auch kein Spass :D
 
Solange die Bestellformulare im Browser freundlich und kompetent sind und das machen, was man ihnen sagt, bin ich zufrieden. Zu faul zum Einkaufen :D

F.
 
2ndreality schrieb:
Nee, der ist anders: "Der Kunde ist König, sollte sich aber auch wie ein König benehmen." ;)

F.

Vielleicht besser: "…sollte sich aber auch benehmen, wie man es von einem (perfekten) König erwarten würde". Ich glaube die meisten Kunden benehmen sich besser als der "Durchschnittskönig" ;)
 
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