Ich habe mit Windows seit 3.11 (am Arbeitsplatz) bzw. Windows 95 (privat) gearbeitet. Größere Probleme, wie sie hier so oft beschrieben werden (Viren, Trojaner, Abstürze, etc.) hatte ich allenfalls sehr eingeschränkt. Neuinstallationen waren eigentlich immer nur bei BS-Upgrade oder neuer Hardware erforderlich.
Insofern war ich eigentlich ganz zufrieden. Aus Neugier habe ich immer mal wieder eine aktuelle Linux-Installation getestet, bin aber nie richtig warm damit geworden, weil jedesmal irgendein Teil der Hardware/Peripherie nicht lief (oder zumindest nicht mit der vollen Funktionalität) und ich nie die Zeit aufbringen konnte, mich stundenlang mit der Suche nach howtos und dem Studium diverser manpages zu beschäftigen.
Letztes Jahr wurde mir dann mein Notebook geklaut (bzw. nicht mir sondern der Computerfirma, wo es zur Reparatur war
).
Da ich zu diesem Zeitpunkt von Windows leicht genervt war, weil der Virenscanner nach dem letzten Update mein System extrem verlangsamt hatte, und ich sowohl technisch als auch vom Design her die Mac-Books klasse fand, habe ich einfach den Sprung gewagt, vor allem weil es ja schlimmstenfalls möglich gewesen wäre, auf dem Macbook nur mit XP zu arbeiten, wenn ich mit OSX gar nicht zurande gekommen wäre.
Entgegen meiner ursprünglichen Bedenken war der Umstieg, auch dank dieses Forums, absolut problemlos und ich konnte innerhalb kürzester Zeit mit meinem neuen "Spielzeug" produktiv arbeiten. Obwohl ich in Bezug auf die vielgerühmte bessere Usability eher skeptisch war, muss ich sagen, dass ich die vielen Kleinigkeiten, die mir am Mac die Arbeit erleichtern, nicht mehr missen möchte. Besonders Expose und das Dashboard haben es mir angetan. Gelegentliche Aha-Effekte (so einfach kann das also auch gehen) haben mich nur bestärkt, obwohl es am Anfang schon manchmal schwierig war, sich von den liebgewonnenen Windows-Gewohnheiten zu trennen. Auch die hervorragende Kooperation vieler Programme (Mail + Adressbuch z.B.) gefällt mir sehr gut.
Ein ganz wichtiger Punkt ist auch, dass man unter OSX endlich ohne Verrenkungen und Tricks als User ohne Adminrechte arbeiten und trotzdem alle Programme nutzen kann. Für mich ein wesentlicher Grund für die größere Sicherheit von OSX gegenüber Windows. Es wäre vielleicht noch wünschenswert, dass man wie bei Linux gleich bei der Installation "genötigt" wird neben dem Admin noch einen normalen User ohne Adminrechte einzurichten, damit dieses Plus an Sicherheit nicht durch reine Bequemlichkeit verloren geht.
Auch unter XP habe ich schon vorwiegend mit Open Office gearbeitet, sodass der Umstieg auf Neo-Office auch kein Problem war. Da ich häufiger Vorträge halten muss, habe ich mir noch zusätzlich Keynote gegönnt, das mir ebenfalls sehr gut gefällt.
Privat liegt ansonsten mein Schwerpunkt bei der Computernutzung bei recht intensiver Bildbearbeitung, Web und Mail, sowie ein wenig Musik nebenbei. Dabei gab es überhaupt keine Probleme. Mein Opera rennt unter Mac genauso verlässlich, wie unter Windows (Nachdem ich dieMighty Mouse durch eine Logitech ersetzt habe, funktionieren auch die Mausgesten endlich vernünftig), Mail hat Eudora problemlos ersetzt, die Mac-Version von Photoshop gab es nach telefonischer Nachfrage kostenlos "im Austausch" gegen die Windows-Version und auch für die diversen Plugins gab es meist relativ günstige Cross-Platform-Upgrades.
iTunes konnte (für meine Bedürfnisse) WinAmp problemlos ersetzen bzw. gefällt mir wegen einiger Features sogar besser (auch wenn es nur eine Spielerei ist: Ich mag Coverflow). Dazu hätte ich nur eine Frage: gibt es eine Möglichkeit, auch andere MP3-Encoder in iTunes einzubinden (LAME, etc.)?
Was mir bei OSX aber sehr fehlt ist ein guter Dateimanager. Der Finder ist in seiner Funktionalität doch sehr eingeschränkt. Meinen Total Commander vermisse ich schon. Bisher habe ich da in der Mac-Welt noch nichts vergleichbares gefunden (Zweispaltenansicht, um Dateien in einem Fenster hin und her schieben zu können, Verzeichnisse vergleichen und synchronisieren (mit allen Optionen), vernünftige FTP-Funktionalität, komprimiern und extrahieren in/aus diverse
Formate
, etc., etc.).
Weitere Nachteile sind einige Anwendungen, die unter OSX nicht laufen, bzw. für die ich noch keinen Ersatz gefunden habe: Star Money, eine Möglichkeit, mich mittels VPN/IPsec auf den Bintech Router am Arbeitsplatz zu verbinden, brauchbare und aktuelle Routenplaner-Software (USA, Europa) zur Urlaubsplanung, ein Ersatz für Irfan View mit annähernd der gleichen Funktionalität, ein one-click-Übersetzer wie Babylon (erwische mich immer wieder dabei mit ctrl-Rechtsklick auf unbekannte Vokabeln zu klicken), etc.).
Prinzipiell stört es mich auch, dass Apple meint, Teile des OS (Stichwort: unsichtbare Dateien) vor dem User verstecken zu müssen. Eine Option, den Finder alle Dateien anzeigen zu lassen (zumindest wenn man als Admin eingeloggt ist) fände ich nicht schlecht. Na ja, da werde ich mich halt doch mal mit der Konsole beschäftigen müssen. Ich weiß halt gerne, was "unter der Haube" meines OS vorgeht.
Obwohl ich kein Spieler bin, nutze ich also weiter WinXP mittels Parallels (vor allem wegen der ersten drei Punkte), was mich aber auch nicht weiter stört, da ich der OS-Frage sehr pragmatisch gegenüber stehe und über die "Glaubenskriege" einiger OS-Fundamentalisten in diversen Foren nur grinsen kann.
So habe ich jetzt halt das Beste aus zwei Welten: Die hervorragende Hardware, die Usability und Sicherheit von OSX und da, wo es nicht anders geht, die Programmvielfalt von Windows (die Sicherheitsprobleme von Windows reduzieren sich ja sehr weit, wenn man die Online-Aktivitäten auf ein Minimum beschränkt und der Rechner hinter einem Router mit Firewall sitzt).
Insgesamt war ich mit dem Umstieg so zufrieden, dass inzwischen beim ohnehin anstehenden Neukauf des Desktop-Rechners ein Mac Pro unter meinem Schreibtisch Einzug gehalten hat. Der hat meine Mac-Begeisterung nochmal gesteigert, ist einfach eine geile Maschine! Und für die Leistung auch noch vergelichsweise preiswert (zumindest als ich ihn gekauft habe waren vergleichbare Windows Rechner erheblich teurer).
Fazit: Der Umstieg auf Mac hat sich gelohnt. Mit "Erweckungserlebnissen", wie sie manche hier gehabt zu haben scheinen, kann ich zwar nicht dienen aber bereuen tue ich den Umstieg auf keinen Fall. Und wenn Leopard außer Time Machine noch ein paar weitere Killer Features mitbringt, ...
Oops, ist ja ein ganzer Roman geworden.
Na ja, Ihr habt gefragt
Arg spät ist es außerdem. Ich muss ins Bett!